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Die Bruderschaft

Die Bruderschaft

Titel: Die Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Spicer störte es immer noch, dass ausgerechnet er jeden Tag ein paar Stunden lang versuchte, wie ein Homosexueller zu denken. Beech und Yarber lasen den Brief und betrachteten das Foto. In dem beengten Raum herrschte vollkommene Stille. War das ihr dicker Fisch?
    »Was meint ihr, was dieser Jet kostet?« fragte Spicer, und alle drei lachten. Es war ein nervöses Lachen, als könnten sie es noch immer nicht ganz glauben.
    »Ein paar Millionen«, sagte Beech. Da er aus Texas stammte und mit einer reichen Frau verheiratet gewesen war, nahmen die anderen beiden an, dass er mehr von Flugzeugen verstand als sie. »Das ist ein kleiner Learjet.«
    Spicer hätte sich auch mit einer kleinen Cessna zufrieden gegeben, wenn er nur hätte einsteigen und von hier verschwinden können. Yarber wollte kein Flugzeug. Er wollte ein Flugticket, und zwar erster Klasse, wo man Champagner bekam und zwei Menüs und die Wahl zwischen mehreren Filmen hatte. Einen Erster-Klasse-Flug über den Ozean, weit weg von diesem Land.
    »Lassen wir die Bombe platzen«, sagte Yarber.
    »Wie viel?« fragte Beech, der noch immer auf das Foto starrte.
    »Mindestens eine halbe Million«, sagte Spicer. »Und wenn wir die haben, fordern wir noch mehr.«
    Schweigend saßen sie da. Jeder berechnete seinen Anteil von einer halben Million Dollar. Trevors Drittel erwies sich plötzlich als störend. Er würde 167000 Dollar einstreichen, und jedem von ihnen blieben dann noch 111000 Dollar. Nicht schlecht für einen Knastvogel, aber es hätte bedeutend mehr sein können. Warum sollte der Anwalt eigentlich so viel kassieren?
    »Wir werden Trevors Honorar kürzen«, verkündete Spicer. »Ich denke schon seit einiger Zeit darüber nach. Von jetzt an werden wir das Geld durch vier teilen, und jeder bekommt den gleichen Anteil.«
    »Darauf wird er sich nicht einlassen«, sagte Yarber.
    »Es wird ihm wohl nichts anderes übrig bleiben.«
    »Es ist nur gerecht«, sagte Beech. »Wir machen die ganze
    Arbeit, und er kriegt mehr als einer von uns. Ich finde auch, wir sollten seinen Anteil kürzen.«
    »Ich werd’s ihm am Donnerstag sagen.«
    Zwei Tage später traf Trevor um kurz nach vier in Trumble ein. Er hatte einen besonders schlimmen Kater, der sich nicht einmal nach der zweistündigen Mittagspause und dem daran anschließenden einstündigen Nickerchen verziehen wollte.
    Joe Roy schien heute besonders reizbar. Er reichte Trevor die ausgehende Post, hielt aber einen großformatigen roten Umschlag zurück. »Wir sind drauf und dran, diesen Typen hochgehen zu lassen«, sagte er und klopfte mit dem Umschlag auf den Tisch.
    »Wer ist er?«
    »Brant Soundso, aus der Nähe von Philadelphia. Er versteckt sich hinter seinem Postfach. Du wirst also Nachforschungen anstellen lassen müssen.«
    »Wie viel?«
    »Eine halbe Million.«
    Trevor kniff die roten Augen zusammen. Der Mund stand ihm offen. Er rechnete im Kopf: 167000 Dollar in seine Tasche. Sein Leben als Skipper rückte immer näher. Vielleicht brauchte er gar keine volle Million, um seine Bürotür verschließen und in der Karibik verschwinden zu können. Vielleicht würde eine halbe Million reichen. Und bis dahin war es nicht mehr weit.
    »Du machst Witze«, sagte er, obgleich er wusste, dass das kein Witz war. Spicer hatte keinen Sinn für Humor, und besonders, wenn es um sein Geld ging, verstand er keinen Spaß.
    »Nein. Und wir verkleinern deinen Anteil.«
    »Ohne mich. Wir haben eine Abmachung.«
    »Abmachungen kann man ändern. Von jetzt an kriegst du genau so viel wie wir. Ein Viertel.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Dann bist du gefeuert.« -»Ihr könnt mich nicht feuern.«
    »Ich hab’s gerade getan. Glaubst du vielleicht, wir finden keinen anderen geldgierigen Anwalt, der unsere Post rein-und rausschmuggelt?«
    »Ich weiß zu viel«, sagte Trevor. Seine Wangen röteten sich, und sein Mund war mit einem Mal ganz ausgetrocknet.
    »Überschätz dich nicht. So wertvoll bist du auch wieder nicht.«
    »Doch, bin ich. Ich weiß alles, was hier läuft.«
    »Genau wie wir, mein Lieber. Der einzige Unterschied ist, dass wir schon im Gefängnis sitzen. Du bist derjenige, der am meisten zu verlieren hat. Wenn du uns dumm kommst, sitzt du sehr bald auf dieser Seite des Tisches.«
    Trevor spürte ein Stechen in der Stirn und schloss die Augen. Er war nicht in der Verfassung zu streiten. Warum war er gestern Nacht so lange bei Pete’s geblieben? Wenn er mit Spicer sprach, musste er auf Draht sein. Stattdessen war er müde

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