Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
Vom Netzwerk:
Rivalitäten spürbar.
    Alaron versuchte, seine Stimmung etwas aufzuhellen, indem er sich vorstellte, er würde dazugehören. Immerhin bin ich ein Viertelblut. So schlecht ist das auch wieder nicht. Wenn ich auf dem Kriegszug auf mich aufmerksam machen kann … Er stellte sich eine Audienz beim König von Noros vor, der bis dahin keine Marionette des Kaisers mehr war und seine volle Macht zurückerlangt hatte. Erhebt Euch, Graf Alaron, Befreier von Noros, tretet vor den Thron Eures dankbaren Königs!
    Im Moment wirkte der König eher wie ein eingeschnapptes Kind. »Verehrte Anwesende, hiermit bitte ich Großmagister Besko, die Verleihung zu eröffnen«, erklärte er leidenschaftslos.
    Besko! Alarons Hals begann sofort zu schmerzen, als würde sich sein Körper an die Begegnung erinnern.
    Der Großmagister las eine Rede vor, die Gouverneur Vult für den Abend geschrieben hatte, erinnerte an die große Tradition norischer Magi und sprach von den Ruhmestaten, die die Absolventen von Zauberturm und Saint Yvette vollbracht hatten. Namen berühmter Absolventen wurden genannt, viele davon anwesend, und jeder einzelne davon Reinblüter. Von den Generälen der Revolte wurde nur Vult selbst erwähnt, und das, obwohl viele von ihnen in Zauberturm gewesen waren. Von einer Elena Anborn war ebenfalls nicht die Rede. Was allerdings Erwähnung fand, waren Vults Erinnerungen an »ach so glückliche Studientage«. Er lobte die Absolventen für ihren Fleiß und wünschte ihnen für ihre schillernde Zukunft im Dienst des Kaisers das Allerbeste. Alaron fürchtete schon, die Rede würde niemals enden, und als Schulvorsteher Lucien Gavius aufs Podium trat und ebenfalls stundenlang schwafelte, hielt er es kaum noch aus. Alaron versuchte, sich zu beruhigen, indem er sich selbst Noten gab für seine Prüfungen. Seiner Einschätzung nach müsste er insgesamt auf jeden Fall siebzig Punkte erzielt haben – weit mehr als die erforderlichen neunundfünfzig und genug für einen Bronzestern, der zwar die niedrigste Auszeichnung war, aber immer noch besser als gar keine.
    Schließlich gesellte sich die Vorsteherin von Saint Yvette zu Gavius und rief, eine nach der anderen, ihre Absolventinnen nach vorn. Gina strotzte nur so vor Selbstbewusstsein, als sie ihren Silberstern entgegennahm – eine beachtliche Leistung.
    Kein Wunder, dass Pap mich unbedingt mit ihr verkuppeln will . Alaron biss sich auf die Lippe. Irgendwie kam es ihm vor, als würden die Wände sich aufeinander zubewegen: Der Spalt, durch den er seine Zukunft sehen konnte, wurde immer kleiner.
    Dann waren die Jungen von Zauberturm an der Reihe. Gavius lächelte in die Versammlung. »Edle Damen und Herren, manche Jahrgänge erstrahlen heller als andere, und das liegt an der Qualität ihrer Absolventen. Dieses Jahr haben wir das Glück, nicht nur einen, sondern gleich drei solch außergewöhnliche Talente in diesen altehrwürdigen Mauern zu verabschieden. Ich bin sicher, man wird sich noch lange staunend an sie und den heutigen Tag erinnern«, verkündete er stolz.
    Ramon machte eine Geste, als würde er Gavius einen Knebel in den Mund stopfen.
    »Der erste dieser drei außergewöhnlichen jungen Männer ist Malevorn Andevarion.«
    Malevorn erhob sich und ging zum Podium. Mütteraugen leuchteten auf, alte Jungfern leckten sich über die Lippen, und Töchter fassten sich an die Brüste. Das Licht der Gnosislampen spiegelte sich in Malevorns schulterlangen Locken und schimmerte auf seinem erhabenen Gesicht, dass das ungeübte Auge glauben konnte, er hätte einen Heiligenschein. Malevorn war die perfekte Verkörperung des Kriegermagus aus der Zeit der Rondelmarischen Eroberungen.
    »Malevorn, Sohn des großen Generals Jaes Andevarion, an dessen herausragende Dienste im Angesicht höchster Gefahr sich das Kaiserhaus bis heute jeden einzelnen Tag mit Dankbarkeit und größtem Respekt erinnert«, fuhr Gavius fort.
    Alaron schnaubte leise. Malevorns Vater war ein Versager gewesen und hatte Selbstmord begangen, nachdem er Robler während der Revolte mehrmals schmachvoll unterlegen war.
    »Malevorn war wie ein leuchtender Stern, nicht nur wegen seines unglaublichen Talents und seiner makellosen Abstammung, sondern auch aufgrund seines unbeirrbaren Ehrgeizes. Er war ein strahlendes Vorbild, stets höflich, bedacht und hilfsbereit gegenüber seinen Mitschülern. Noch während seiner Ausbildung erreichte er den Status eines Trancemagus – als Erster seit Jahren.« Die Worte ließen das Publikum

Weitere Kostenlose Bücher