Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)
beeindruckt die Luft anhalten, schallender Applaus folgte.
Alaron sah, wie Malevorn sich darin suhlte und sichtlich Probleme hatte, die gebührende Demut zu wahren. Wenn sie wüssten, was für ein tyrannisches Arschloch du in Wirklichkeit bist , dachte er verbittert. Aber wahrscheinlich würde es nicht mal was ändern. Sie würden dich nur umso mehr bewundern .
Gavius überreichte Malevorn einen Goldstern, die höchste Auszeichnung. »Malevorn wird in die Dienste der Kirkegar treten, der Hüter des wahren Glaubens. Eine ruhmreiche Laufbahn erwartet ihn!« Der Vorsteher nahm ein Perlenamulett und legte es in Malevorns ausgebreitete Hände.
Da konnte Malevorn nicht mehr an sich halten. Er streckte die Arme gen Himmel, brüllte aus vollem Hals und hielt das schimmernde Amulett in die Höhe.
Alle spendeten dem scheinbaren Ausbruch jugendlichen Überschwangs Beifall, aber Alaron sah in der Pose nichts als bornierte Arroganz.
Eine volle Minute genoss Malevorn den Jubel der Menge, dann räumte er das Podium und ging zum Thron hinüber.
Der König betrachtete ihn mit sichtlich gemischten Gefühlen und wirkte seltsam unscheinbar neben Malevorn.
Gavius sprach weiter: »Der zweite in diesem goldenen Trio, wie ich es nennen möchte, ist Francis Dorobon, rechtmäßiger König von Javon. Francis war ein vorbildlicher Schüler, den wir bitter vermissen werden. Ihn zu kennen, bedeutet, den wahren Wert von Erziehung zu erkennen, sowohl was die Gnosis anbelangt als auch die Umgangsformen, Würde und Haltung. Preist mit mir, edle Herrschaften, Prinz Francis Dorobon von Javon.« Noch mehr Applaus, noch mehr Prahlerei, noch ein Goldstern.
Angewidert beobachtete Alaron das gegenseitige Schulterklopfen. Wenn ich mein Amulett bekomme, werde ich es stumm entgegennehmen und nicht herumhüpfen wie ein alberner Zirkushase.
»Normalerweise verleihen wir die Amulette in alphabetischer Reihenfolge«, fuhr Gavius fort, »aber heute Abend nehme ich mir die Freiheit, ganz leicht von dieser Tradition abzuweichen. Ich entschuldige mich bei den anderen jungen Männern, die sicherlich begierig sind, ihre Ergebnisse zu erfahren, aber es scheint mir nur recht und billig, an dieser Stelle das dritte Mitglied meines goldenen Trios heraufzubitten: Seth Korion, Sohn des Kaltus Korion, Marschall des Südens.«
Diesmal fiel der Applaus verhaltener aus. Alaron fragte sich, ob es daran lag, dass viele sich noch an Korions Rolle während der Revolte erinnerten, oder ob sie wussten, dass Seth ein rückgratloser eingebildeter kleiner Schnösel war. Wäre schön, wenn Zweiteres zuträfe, aber das ist wohl unwahrscheinlich.
Gavius erging sich ein paar Sätze lang über Seths Vorzüge, aber seine Worte klangen hohl im Vergleich zu denen, die er Malevorn und Francis gewidmet hatte. Schließlich merkte er noch an, dass General Korion aus demselben Grund wie der Gouverneur am heutigen Abend leider nicht zugegen sein konnte.
»Da muss wirklich etwas Großes im Gange sein«, hörte Alaron jemanden flüstern.
Seth wirkte steif und blass, als er sich vor dem Großmagister verneigte und seinen goldenen Stern entgegennahm.
Du hättest nicht mal bestehen dürfen, Korion. Alaron dachte daran, wie der wehleidige Kerl in der Arena versagt hatte. Würde zu gern wissen, wen der hochgelobte Marschall geschmiert hat, damit sein Sohn nicht durchfällt.
Alle drei Absolventen standen jetzt neben dem Thron und blickten einander an. Alaron fragte sich unwillkürlich, wie gut sie in Wirklichkeit miteinander befreundet waren. Für derart aufgeblasene Wichtigtuer wird es schnell zu eng im selben Raum, wie sein Vater immer sagte, wann immer er eine Gruppe von Mächtigen beieinanderstehen sah.
Mittlerweile war Gavius bei Boron Funt angelangt, der natürlich in die Dienste der Kirche treten würde. Gron Koll war als Nächster dran. Er grinste die ganze Zeit, als habe er gerade einen unglaublich guten Witz gemacht. Keiner seiner »Freunde« machte Anstalten, ihm die Hand zu schütteln, jetzt, da sich ihre Wege ohnehin trennten. Gron schien es nichts auszumachen.
Gavius bat wieder um Aufmerksamkeit. »Edle Damen, edle Herren, ich rufe Alaron Merser auf.«
Alarons Herz machte einen Sprung. Die Luft schien zäh wie Sirup, jeder Schritt kostete ihn unendliche Mühe, und er kam nur entsetzlich langsam voran. Er sah die Gesichter, die sich neugierig in seine Richtung drehten, hörte leise den höflichen Applaus. Wie im Traum verneigte er sich vor dem König, und dann stand er endlich
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