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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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vor Gavius. Alaron wollte es nur so schnell wie möglich hinter sich bringen. Lass die Augen einfach gesenkt, bleib ganz locker. Er fing den Blick seines Vaters auf, und Vann nickte ihm aufmunternd zu.
    »Edle Damen und edle Herren, Kandidat Alaron Merser, Magus dritten Ranges, hat sich mit seinem Leistungen während der Abschlussprüfungen einen Bronzestern verdient.«
    Puh! Alaron gestattete sich ein Lächeln.
    »Doch gibt es noch eine weitere Prüfung, die unsere Schüler zu meistern haben.« Mit unheilvoller Stimme sprach er weiter. »Und diese Prüfung betrifft den Charakter. Im Falle von Alaron Merser kamen wir zu dem Schluss, dass wir den Schüler in Anbetracht der Summe seiner schlechten Eigenschaften – seines unverschämten Gebarens, seiner atheistischen Neigungen und seines Hangs zur Gewalt – als für nicht geeignet befinden müssen, ein Amulett zu tragen und dem Reich zu dienen. Wir enthalten ihm das Amulett vor und erklären Alaron Merser hiermit zum zurückgewiesenen Magus. Ihm ist fortan und für immerdar verboten, die Gnosis zu praktizieren oder ein Amulett zu tragen. So spricht die kaiserliche Krone.«
    Das gesamte Publikum starrte verblüfft aufs Podium. Alaron spürte, wie seine Knie zu zittern begannen. Einzig und allein die feste Überzeugung, dass dies nur ein böser Traum sein konnte, hielt ihn noch auf den Beinen.
    Doch Gavius’ Worte fühlten sich durchaus real an, als er mit hoch erhobenem Haupt auf Alaron deutete und donnernd den Bann sprach: »Alaron Merser, die Kore und das Reich weisen dich zurück! Scher er sich fort von hier!«
    Im Saal war es mucksmäuschenstill, alle Augen auf Alaron gerichtet. Seit Jahren war niemand mehr durchgefallen, und schon gleich gar nicht aus solchen Gründen. Alaron fühlte sich, als hätte sich der Boden unter seinen Füßen in nichts aufgelöst, als würde er gleichzeitig schweben und ins Leere fallen, für immer gefangen unter all den vernichtenden Blicken.
    Malevorns Gesicht leuchtete aus purem Entzücken, Francis Dorobon strahlte, und Seth Korion starrte ihn mit großen Augen an, als hätte er gerade den Geist eines Toten gesehen.
    Dann ertönte die Stimme seines Vaters: »Gavius, du doppelzüngiger Fettsack, das kannst du nicht machen! Zeig mir den entsprechenden Paragrafen, sofort! Zeig mir, woher du das Recht dazu nimmst! Ich fechte deine Worte an, du aufgeblasener Säufer! Zeig es mir, hier und jetzt!«
    Andere Stimmen erhoben sich, aber Alaron hörte nicht, was sie sagten. Rufe dröhnten in seinen Ohren, aber sie bedeuteten ihm nichts. Ausdruckslos starrte er in das pausbäckige Gesicht des Vorstehers, dann in die genauso verwirrte wie ohnmächtige Miene des Königs.
    Besko grinste schadenfroh und deutete auf den Ausgang.
    Hände packten seine Schultern, als er sich, von einem plötzlichen Wutanfall erfasst, auf Gavius stürzen wollte. Die Wachen hielten ihn eisern im Griff und schleppten ihn hinaus in die unendlich große, unendlich leere Empfangshalle. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sie seinen Vater hinter ihm herschleiften.
    Vann wehrte sich nicht, er brüllte nur: »Ich werde dafür sorgen, dass du gefeuert wirst, Gavius!«
    Sie haben mich nicht durchfallen lassen. Das kann unmöglich passiert sein. Unmöglich.
    Auf den oberen Stufen der Ausgangstreppe ließen die Wachen die beiden los.
    Vann legte Alaron einen Arm um die Schulter. »Dagegen werden wir vorgehen, Sohn. Ich verspreche es dir. Das können sie nicht machen. Es gibt keine Charakterprüfung. Wenn nötig, bringe ich die Sache bis vor den Gouverneur.« Er drückte Alaron fest.
    Alaron war übel. Er sah die Reinen, wie sie ihm frech ins Gesicht grinsten, sah Besko und Gavius. Er dachte an Gouverneur Vult, der selbst einer von diesen Reinblütern war. Was kümmerte es ihn, wenn dem Sohn eines Händlers, einem Viertelblut, Unrecht widerfuhr? Nie und nimmer werden sie mich bestehen lassen.
    Vann Merser kämpfte wie ein Löwe, aber Lucien Gavius weigerte sich, ihn zu empfangen, und der Rat hielt ihn jedes Mal nur hin. Seine eigene Arbeit litt, weil er Stunde um Stunde mit dem Versuch verbrachte, bei einem der Ratsmitglieder vorzusprechen. Die Belers verschwanden spurlos aus seinem gesellschaftlichen Umfeld, genauso wie alle anderen Magifamilien, die er kannte. Viele davon hatte Vann für seine Freunde gehalten.
    Ramon hatte gerade so bestanden, unter der Bedingung, dass er sich bei der Legion für den Kriegszug verpflichtete und mindestens vier Jahre Dienst tat. Die beiden verbrachten

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