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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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dadurch jeder Aussicht beraubten, jemals auf den Thron gewählt zu werden.
    »Aber es wird Euch etwas kosten«, warnte Harshal. »Wenn die Jhafi Euch unterstützen sollen, werden sie das nicht umsonst tun.« Dann ritt er mit Ceras Zustimmung hinaus in die Wüste.
    »Falls Brochena sich mittlerweile in Feindeshand befindet, wollen wir doch mal sehen, auf wen wir noch zählen können«, erklärte Cera und schickte weitere Botschafter aus. Nicht nur nach Brochena, sondern auch nach Loctis und Baraz und selbst nach Krak di Condotiori. Paolo persönlich suchte die Botschafter aus, und Elena folgte ihnen mit den Mitteln der Gnosis, so weit sie konnte, aber irgendwann wurden die Entfernungen einfach zu groß. Noch bevor sie zurückkehrten, erreichte ein zerlumpter Haufen Flüchtlinge Forensa, unter ihnen hochrangige Nesti-Beamte, die von Invasion und Königsmord berichteten. Brochena war in den frühen Morgenstunden von den Gorgio überfallen worden, überrollt von einer Armee, von deren Anwesenheit die Nesti nicht das Geringste geahnt hatten. Die Überlebenden waren in Ketten gelegt und in die Minen geschickt worden.
    Nun wussten sie es also mit Sicherheit: König Olfuss Nesti war tot. An seiner Stelle residierte nun Alfredo Gorgio in Brochena, beschützt von seinen Soldaten und Unterstützern. Dem Kaiserhof hatte er mitgeteilt, Cera und Timori seien ebenfalls tot. Das Volk von Javon war wie gelähmt. Im Augenblick sorgte die Furcht noch für Frieden – und die Anwesenheit von Gurvon Gyle, Rutt Sordell und weiteren Magi.
    Zur großen Erleichterung aller war Solinde noch am Leben, aber Händler berichteten, die Princessa hätte sich öffentlich auf die Seite des neuen Regimes gestellt. »Sie hat sich an die Gorgio verkauft«, murmelten sie finster und erzählten, wie Solinde bei Hofe mit Fernando Tolidi tanzte. Außerdem würde der gut aussehende Ritter jeden Morgen gesehen, wie er aus ihrem Schlafzimmer kam.
    Elena versuchte, Cera zu beruhigen. »Es gibt Dutzende Möglichkeiten, jemanden mithilfe der Gnosis zu verführen, Cera. Du musst an deine Schwester glauben.« Doch sie sah, wie Ceras Vertrauen in ihre Schwester ins Wanken geriet. Solinde war ebenfalls rechtmäßige Regentin. Die Gorgio könnten sie benutzen, um ihren Anspruch auf den Thron zu rechtfertigen.
    Cera gründete einen neuen Rat. Elena wurde berufen, ebenso Paolo, Harshal al-Assam und Lorenzo, der gleichzeitig das neu ernannte Oberhaupt von Ceras Leibwache war. Sie kamen im Besprechungssaal der Festung zusammen. Der Lärm der durch Samirs Werk der Zerstörung nötig gewordenen Instandsetzungsarbeiten drang deutlich hörbar durch die Wände.
    Elena und Cera warteten, bis die Männer sich an die Tafel gesetzt hatten, dann betraten sie den Saal. Elena hatte einen Abdruck von blutverschmierten Lippen auf beiden Wangen, was zuerst für Überraschung und dann für Neugier unter den Anwesenden sorgte.
    Mehrere Beamte der Nesti, die überlebt hatten und entkommen waren, waren ebenfalls anwesend: Pita Rosco, der fröhliche und allmählich kahl werdende Zahlmeister, der stets übellaunige Luigi Ginovisi, königlicher Einnahmenverwalter und damit das Gegengewicht zu Roscos chronischem Optimismus, Comte Piero Inveglio, wohlhabender adliger Händler, der weit herumgekommen und mit einem unbestechlichen Urteilsvermögen gesegnet war, sowie Seir Luca Conti, grimmiger Ritter und Vertreter des Landadels. Conti war es gelungen, viele andere Ritter aus Brochena herauszubringen.
    Signor Ivan Prato, ein junger gebildeter Sollan-Drui, saß dem misstrauischen und widerspenstigen Gottessprecher Acmed al-Istan gegenüber. Sie hofften, noch von weiteren Jhafi aus Riban und Lybis Nachricht zu erhalten, doch dafür war Harshal zuständig, der gerade erst, müde, aber zufrieden aussehend, zurückgekehrt war.
    Bei den Amteh gab es eine Zeremonie, die immer dann durchgeführt wurde, wenn Jhafi-Frauen anwesend waren: das Familienmantra. Alle Anwesenden wurden vor Ahm als Familie bezeichnet, damit die Frauen ihre Schleier ablegen durften.
    Cera bedeutete dem Schriftgelehrten Acmed, das Mantra auf Jhafi und Rimonisch zu sprechen, dann erklärte sie die Sitzung für eröffnet.
    »Edle Herren, Ihr alle habt die Nachricht vernommen: Mein Vater ist tot, und sein Kopf wurde auf den Mauern des Palasts von Brochena auf einem Spieß zur Schau gestellt.« Ihre Stimme zitterte vor Wut. »Alfredo Gorgio ist mit seinen Truppen einmarschiert und hat die Stadt besetzt. Die Hälfte unserer Soldaten wurde

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