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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Bauch. Blut spritzte, und das Fleisch um den Einstich versuchte zitternd, sich wieder zu schließen.
    Ein weiterer schwarzer Blitz – diesmal auf sie gerichtet.
    Elena konnte ihn mit ihren Heilwächtern zwar abschwächen, aber Sordells geballte Kraft konnte auch sie nicht abwehren. Elena spürte, wie die Haut auf ihrem Gesicht ausdörrte und ihr Haar verwelkte wie trockenes Gras. Sie schrie vor Schmerz, und ihre Lippen platzten auf. Mit letzter Kraft krümmte sie die Finger um den Schwertgriff und stieß ein zweites Mal zu, mitten durchs Herz.
    Sordell schlug wild um sich. Die Haut über seinem Gesicht begann sich aufzulösen und gab den Blick frei auf die darunterliegenden Muskeln und Sehnen. Rot pulsierten die Blutgefäße zwischen gelblichem Fettgewebe, während der Magus brüllte und brüllte.
    »Schlagt ihm den Kopf ab!«, brüllte Elena. »Schlagt ihn ab!«
    Sordell versuchte, sich an ihrem Schwert hochzuziehen. Das Herz war durchbohrt, doch sein Körper, befeuert von der dunkelsten Seite der Gnosis, kämpfte weiter. Eine violett schimmernde Hand packte ihre Kehle und saugte Elena das Leben aus. Neue Kraft strömte den Arm entlang in Sordells Körper und heilte seine Wunden, während Elena verzweifelt versuchte, den Angriff abzuwehren. »Tötet ihn«, krächzte sie, selbst beinahe tot.
    Sordells Schädel grinste sie an, während sich sein Körper immer weiter regenerierte.
    Ein Schrei, gefolgt von einem silbernen Aufblitzen, dann fuhr ein Schwert mit solcher Wucht durch Sordells Hals, dass die Klinge beim Aufprall auf den Steinboden zersplitterte. Sordells Augen wurden leer, und der Kopf rollte leblos zur Seite.
    Elena sank auf die Knie, eine Hand auf den Knauf ihres Schwerts gestützt, das immer noch in Sordells Herz steckte. Ihre Finger waren knotig und verkrümmt wie die einer alten Hexe. Elena war wie ausgehöhlt, innerlich vollkommen leer gebrannt. Es kostete sie den letzten Rest Kraft, auch nur den Kopf zu heben und Lorenzo anzublicken, der mit dem geborstenen Schwert neben ihr kniete.
    »Lori …« Sie konnte nicht einmal mehr krächzen.
    Lorenzo sprang entsetzt auf und hob schützend die Hände vors Gesicht.
    Bei den Göttern, wie schlimm hat er mich erwischt?
    Luca starrte erschüttert auf den toten Artaq. Wo einmal sein Gesicht gewesen war, gähnte jetzt ein tiefes Loch. Ohne Schilde und ihre Heilgnosis würde Elena jetzt genauso aussehen. Überall um sie herum ertönten Alarmglocken, Stimmen schrien wild durcheinander.
    »Dona Elena!«, stöhnte Luca und deutete auf Sordells Schädel.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie ein kaum daumennagelgroßes insektenartiges Etwas aus seinem Mund kroch. Sie hob die verkrüppelte rechte Hand und schoss einen schwachen Blitz ab, aber sie war zu langsam. Das grässliche Ding verkroch sich zwischen den Trümmern und war weg. Verdammt!
    »Was war das?«, keuchte Luca.
    »Was von Sordell noch übrig ist«, erwiderte Elena flüsternd. Sie versuchte, mit ihren Gedanken Vedya aufzuspüren, aber sie hatte nicht mehr die Kraft dazu. »Wir müssen verschwinden. Vedya wird jeden Moment hier sein. Wenn sie uns erwischt, sind wir erledigt.«
    Luca beugte sich über Artaq und sprach ein paar Worte, dann eilten sie los.
    Lorenzo starrte Elena immer noch fassungslos an. »Ella, könnt Ihr …? Was bei Hel ist geschehen?«
    »Nur … ein Kratzer. Bin bald wieder auf den Beinen … hab nur all meine Kraft aufgebraucht.«
    »Euer Haar«, erwiderte er. Lorenzo sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben.
    »Was?« Elena zupfte an ihrem Pferdeschwanz, dann klappte ihr Kiefer nach unten: Ihre Haare waren schneeweiß. »Das ist … nichts, Lori. Hätte viel schlimmer kommen können.« Elena rappelte sich hoch. Sie fühlte sich zerbrechlich, vollkommen schutzlos. Der Kampf mit Sordell hatte sie an den Rand des Todes gebracht.
    Zögerlich, als könne er es kaum ertragen, sie zu berühren, legte Lorenzo Elena einen Arm um die Hüfte und half ihr auf.
    »Tut mir leid, Lorenzo. Jetzt wollt Ihr wohl keinen Kuss mehr von mir«, sagte sie und zuckte innerlich zusammen beim Klang ihrer Stimme. Sie war nur noch ein elendes Krächzen und das Selbstmitleid in ihren Worten erbärmlich.
    Mit undurchdringlicher Miene schaute der junge Ritter Elena an, ließ sie aber nicht los. »Ich werde mir später einen Kuss von Euch holen«, sagte er leise.
    »Bringt uns hier raus, und Ihr werdet ihn bekommen«, stöhnte Elena und umklammerte ihr Schwert mit zitternden Händen.
    Luca Fustinios kletterte auf

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