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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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wird mir wie eine Schwester sein.« Er musterte Jai. Er war jetzt schlanker, sein Bart voller. Er sah erwachsener aus. Auch mit dem Säbel wurde er besser. Sie übten jeden Abend, bevor sie sich schlafen legten, und selbst Jamil schien zufrieden – nicht dass er jemals etwas in der Richtung sagte. »Du siehst jetzt aus wie ein echter Lakh-Krieger. Die Ferang sollten sich in Acht nehmen«, sagte er schließlich.
    Jais Mundwinkel zuckten. »Die Ferang sind mir egal. Ich muss Mita und Huriya finden und sie nach Hause bringen. Und mich um Keita kümmern, natürlich. Sie kommt aus einem Dorf in der Nähe von Teshwallabad. Auf dem Weg zurück nach Süden können wir sie zu ihrer Familie bringen.«
    »Ich hoffe, es wird tatsächlich so einfach, wie du es dir vorstellst, Bruder.«
    Die einzigen Menschen, die sie trafen, waren drei Ingashiri, die eines Morgens wie Gespenster aus dem Nichts vor ihnen auftauchten. Jamil ging ihnen entgegen, und sie wechselten ein paar Worte in ihrer Sprache, dann verschwanden die Banditen wieder. Den ganzen restlichen Tag über behielt Kazim die Dünen hinter ihnen genau im Auge, konnte aber keinen Hinweis darauf entdecken, dass sie verfolgt wurden.
    Als Jamil es bemerkte, lobte er Kazims Wachsamkeit und fügte hinzu: »Du hältst den Blick besser nach vorn gerichtet, Junge. Die Ingashiri legen sich lieber auf die Lauer, als ihrer Beute hinterherzurennen. Komm, reite ein Stück mit mir, dann bring ich dir was über das Überleben in der Wüste bei.«
    Der Krieger zeigte ihm, wie man das Gelände las und Bodenformationen ausnutzte, um sich ungesehen an höher gelegene Aussichtspunkte zu schleichen. Er erklärte Kazim, was ein erfahrener Späher aus dem Verhalten der Vögel herauslesen konnte, was Sand und Stein dem aufmerksamen Auge verrieten, woran er erkannte, wie lange eine Feuerstelle schon erloschen war und wo man mit etwas Glück Wasser fand.
    Im Westen erhoben sich nackt und braun die Hügel Ingashirs. An klaren Tagen konnten sie bis zu den dahinterliegenden schneebedeckten Berggipfeln sehen. Im Osten war der Horizont eine schnurgerade Linie, tot und leer. Der Prophet war einst über diesen Boden gewandert, hatte hundert Tage lang mit Ahm und Shaitan gesprochen während seiner großen Versuchung. Kazim kannte die Geschichte. Die Vorstellung, in den Fußstapfen des großen Propheten zu wandeln, ließ ihn erschauern.
    Jamil schnaubte nur, als Kazim es erwähnte, und spähte Richtung Norden, wo ein verschwommener, bräunlich violetter Schleier heraufzog. Ab und zu blies ihnen eine kleine Brise ins Gesicht, und am Himmel war kein einziger Vogel zu sehen. »Wir kehren zurück zum Wadi und warten dort auf die anderen«, erklärte er. »Heute können wir nicht mehr weiter. Und morgen auch nicht, wie mir scheint. Ein Sandsturm zieht auf.«
    Sie machten kehrt und ritten zurück zu dem ausgetrockneten Wasserlauf mit dem hohen Felsufer. Eilig nahmen sie das Gepäck von den Pferden und banden sie fest. Jamil gab Kazim einen Hammer und wies ihn an, die Spitzen der Zeltstangen in den Boden zu schlagen und sie über Kreuz gegen das Felsufer zu verkeilen, bevor er die Lederbahnen daran befestigte.
    Als die anderen sie eingeholt hatten, wurde der Wind bereits stärker. Jamil war überall gleichzeitig. Er brachte die Pferde dazu, sich hinzulegen, breitete Decken über sie und polsterte sie mit Beuteln gegen das felsige Ufer ab.
    »Aber wenn es regnet, wird das Flussbett geflutet, und wir ertrinken!«, rief Haroun besorgt.
    Jamil lachte nur. »Die nächsten sieben Monate wird hier nicht ein Tropfen vom Himmel fallen, Schriftschüler. Spar deinen Atem und tu lieber was!« Er stellte ein weiteres Zelt fertig und schob das Mädchen hinein. Jai drückte er ein paar Essensrationen in die Hände, dann schob er ihn hinterher. »Zieh den Eingang von innen zu, so fest du kannst!«, gab er ihm noch mit auf den Weg.
    Mittlerweile brüllte der Wind und machte ihnen genauso viel Angst wie den Pferden.
    »Werden sie sich nicht losreißen und davonrennen?«, rief Kazim.
    »Wohin denn?«, schrie der Krieger zurück. »Sie werden bleiben, wo sie sind. Mach dir keine Sorgen. Nimm dir genug Essen und Wasser. Du gehst in das Zelt unseres Gelehrten. Betet fleißig!«
    Der Sand begann auf sie einzuprügeln. Heftige Böen attackierten sie wie tausend Nadeln. Sie hatten Mühe, sich auf den Beinen zu halten, aber alles war beinahe fertig. Haroun verstopfte gerade die letzten undichten Stellen mit Stofffetzen, da kroch Kazim hinter

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