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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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Palästen, während das arme Volk unter den Sternen schläft. Wir sind keine Heiden, die sich unzüchtig kleiden und Tiergötter anbeten, diese Ausgeburten finstrer Fantasie. Wir sind nicht wie sie. Ihr alle wisst, wir liegen im Krieg mit Antiopia. Zweimal zogen wir nach Osten, um die Heiden zu strafen, und zweimal triumphierten wir. In nur neun Monaten beginnt die nächste Mondflut, die Leviathanbrücke wird sich erneut aus dem Meer erheben, und aufs Neue werden wir marschieren, aufs Neue werden Yuros’ Schwerter in Antiopia erklingen. Aufs Neue werden die Kirkegar Kores Banner in den dunklen Landen hissen. Jeden Morgen suchen unsere Brüder in der Festung Hebusal den Himmel nach Windschiffen ab, die ihnen Proviant bringen. Jeden Tag werfen sie die Heiden von ihren Mauern zurück. Ihre Bedrängnis ist groß, und deshalb sage ich euch, meine Brüder in Kore: Lasst die Musterungen beginnen! Lasst uns erneut zusammenkommen und nach Pontus marschieren. Lasst uns erneut mit den Gesängen Kores auf den Lippen zur Mondflut die Brücke überschreiten. Lasst uns göttlichen Beistand bringen unseren Söhnen, die selbst zu dieser Stunde in Hebusal kämpfen. Lasst uns geben unser Blut, unseren Willen und unser Geld, auf dass der dritte Kriegszug der größte und ruhmreichste werde von allen. Der dritte Kriegszug soll beginnen! Es ist Gottes Wille!‹«
    An dieser Stelle machte Vult eine Pause, um die Worte zu voller Entfaltung kommen zu lassen.
    »So spricht unser Führer, der Gott-Kaiser von Pallas, Constant Sacrecour«, schloss er die Rede.
    Applaus setzte ein, zögerlich zuerst, dann begannen die Soldaten draußen auf dem Platz der Kathedrale, ihre Speere gegen die Schilde zu schlagen, und schließlich erhob sich der Jubel der Menge. Der Lärm war ohrenbetäubend.
    Oben auf der Kanzel lächelte Vult zufrieden und kostete den Moment aus. Als der Applaus nach einer Minute etwas abebbte, hob er die Hand, und es wurde wieder still, zumindest in der Kathedrale. Draußen hörte das durchnässte Volk erst auf zu klatschen und zu schreien, als er wieder das Wort erhob.
    »Volk von Norostein, dies sind die Worte des Kaisers: ein Ruf zu den Waffen, der von Kore selbst kommt. Wie könnten wir anders, als ihm zu folgen?« Er beugte sich vor. »Es gibt nur einen Krieg auf Urte, und er währt ewig. Es ist der Krieg zwischen Gut und Böse, der Krieg Kores gegen die heidnischen Götzen. Dazu wurde die Brücke erschaffen: um Kore den Sieg zu bringen! Und sollte einer glauben, unsere Sache sei nicht gerecht, Freundschaft mit den Heiden sei möglich, so lasst mich euch dies sagen: Sie waren es, nicht wir, die den ersten Schlag führten und die Händler in Hebusal massakrierten. Unser Krieg ist gerecht! Zum anderen steht es im Buch Kore, geschrieben von den Schriftgelehrten der Dreihundert selbst, dass nur die, die den Weg Kores gehen, des Himmelreichs wert sind. Und deshalb müssen die Heiden untergehen! Wir hier in Yuros haben das Werkzeug, die Tyrannen, Despoten und Götzenanbeter in die Knie zu zwingen. Die Gnosis ist die einzigartige Kraft unseres Volkes, Kores Geschenk als Lohn für Corineus’ Opfer. Ich spreche als einer der Nachfahren der Gesegneten Dreihundert: Wir allein sind die Hüter der Gnosis. Die heidnischen Götzen haben kein solches Geschenk zu geben, die Heiden haben keinen solchen Schild, und das ist der Beweis unserer Rechtschaffenheit, das Instrument unserer Herrschaft. Die Gnosis in den Händen der Magi wird uns zum Sieg führen und unseren Platz im Himmelreich sichern.«
    Der Lärm von eisenbeschlagenen Keulen und allerlei anderem Kriegsgerät, das auf Pflaster und Schilde trommelte, übertönte seine Worte, und Vult musste innehalten.
    Alaron ließ den Blick durch die schummrige Kathedrale schweifen. Er musterte die Gesichter, erfasst von einem patriotischen Rausch, dann schaute er nach hinten zu seinem Vater. Vann Merser jubelte begeistert wie alle anderen. So sah es zumindest aus, aber Alaron kannte seinen Vater besser. »Schau auf die Augen«, sagte er immer, und jetzt zwinkerte er Alaron zu. Alaron lächelte verstohlen und fiel selbst in den Jubel mit ein für den Fall, dass einer der Magister ihn beobachtete.
    Als sich der Tumult wieder etwas gelegt hatte, verkündete Vult, dass die Anwerbung noch heute Nachmittag auf dem Platz der Kathedrale beginnen würde. Noros’ Truppen mussten aufgestockt werden, es galt, fünf zusätzliche Legionen auszuheben.
    Die Feierlichkeiten schienen beendet, doch Vult, der

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