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Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition)

Titel: Die Brücke der Gezeiten 1: Ein Sturm zieht auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Hair
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beugte den Kopf, aber innerlich kochte er vor Wut. Fyrell schlägt sich immer auf Malevorns Seite!
    Ramon zog Alaron von den grinsenden Reinblütern weg und legte ihm eine Hand auf den Arm, als der mondgesichtige Gron Koll ihn auch noch anspuckte – Fyrell war immer noch in der Nähe.
    Ein schönes Beispiel geben wir ab für die gesegnete Kaste der Magi , dachte Alaron und reihte sich missmutig in die Prozession ein.
    Der Weg über den Platz war nicht gerade angenehm. Die meisten starrten sie mit einer Mischung aus Angst und Neid an. Nur die Mädchen schauten freundlich. Sie wussten, die Mutter eines Maguskinds zu sein, war eine Garantie für Wohlstand. Die Augen der jungen Männer funkelten eifersüchtig. Manche Mütter versuchten, ihren Rocksaum zu küssen, oder hielten ihnen ihre Kinder hin, damit sie sie berührten. Offensichtlich glaubten sie, die Magi seien von Kore höchstpersönlich gesegnet. Alaron bekam eine Gänsehaut.
    Diese armen Trottel halten uns tatsächlich für eine heilige Bruderschaft oder so was. Eine Zeit lang hatte Alaron etwas Ähnliches geglaubt, aber sieben Jahre mit den »Reinen« hatten ihn eines Besseren belehrt. Was für ein Schwachsinn! Wenn überhaupt, sind wir eher ein Rudel hungriger Wölfe. Er verachtete jeden einzelnen der Reinblüter, und das aus verschiedenen Gründen. Malevorn Andevarion war schön, weltgewandt und weitaus geschickter, als Alaron es jemals sein würde – und von Ehrgeiz zerfressen. Die Andevarions hatten harte Zeiten hinter sich, und jetzt setzten sie all ihre Hoffnungen auf Malevorn. Er studierte eifriger als jeder andere, sein Zorn konnte sich gegen alles und jeden richten. Sogar gegen Francis Dorobon, einen zukünftigen König, und Seth Korion, Sohn des größten Generals von ganz Yuros. Denn alle sollten wissen, dass er, Malevorn, hier das Sagen hatte. Aber am meisten genoss er es, auf Alaron herumzuhacken, weshalb Alaron ihn genauso inbrünstig hasste, wie er ihn beneidete.
    Dorobon verachtete er ebenfalls wegen seines selbstgerechten Geschwätzes über seine königliche Herkunft, sein Geburtsrecht und seine Privilegien. Kein Silbergeschirr war dem Prinzen sauber, keine Speise erlesen genug. Er beschwerte sich ständig, bis er sogar seinen Freunden auf die Nerven ging.
    Ramon nannte Seth Korion nur den »geringeren Sohn«. Magister Hout, der Geschichtslehrer, hatte einmal gesagt, große Männer hätten oft schwache Söhne, die es nicht schafften, die elterlichen Erwartungen zu erfüllen. Ramon spielte ständig darauf an, ganz egal wie oft Seth ihn verprügelte.
    Boron Funt war die Scheinheiligkeit in Person, schleimte sich ständig beim Religionsmagister ein und ließ keine Gelegenheit aus, die anderen auf ihre angeblichen moralischen Verfehlungen hinzuweisen, vor allem Alaron. Er aß siebenmal am Tag und trug Roben, die die Größe eines mittleren Zeltes hatten.
    Und Gron Koll gehörte zu der Sorte Schüler, die einen neuen Feuerzauber am liebsten an kleinen Tieren ausprobierten.
    Es war nicht gerade lustig, sieben Jahre mit diesen Kerlen zu verbringen. Nur Alarons Freundschaft mit Ramon und die Wochenenden zu Hause hatten diese Zeit einigermaßen erträglich gemacht. Aber das Ende war in Sicht. Nur noch fünf Wochen bis zum Abschluss. Nächste Woche würden die Prüfungen beginnen, und in vierzig Tagen würde er sein Amulett haben und ein voll ausgebildeter Magus sein. Dann könnte er sich dem nächsten Kriegszug anschließen und endlich sein Glück machen.
    Diese Aussicht hellte seine Stimmung sofort auf, weshalb er es sogar schaffte, sich zusammenzureißen, als Funt und Dorobon ihm beim Betreten der Kathedrale die Ellbogen in die Rippen rammten. Ohne weitere Zwischenfälle drängte er sich bis nach vorn zu den reservierten Plätzen und quetschte sich neben Ramon.
    Da tauchte Magister Fyrell wieder auf. Alaron machte sich schon auf eine Standpauke gefasst, doch Fyrell bedeutete lediglich den fünf Reinen, ihm zu folgen. Wenigstens musste Alaron nicht neben ihnen sitzen.
    Die nächsten beiden Stunden bestanden aus endlosen Predigten und Gesängen. Hel konnte nicht schlimmer sein. Angesteckt von der durch und durch weltlichen Gelassenheit seines Vaters und Ramons Zynismus war Alaron zu der Überzeugung gelangt, dass diese ganze Kore-Geschichte nichts als eine Lüge der Magi war. Er hatte noch nie einen Engel gesehen, und wenn er sich der Gnosis bediente, spürte er nichts außer seinem eigenen Schweiß auf der Haut – keine Spur von Göttlichkeit. Das

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