Die Brücke
Fensterscheibe von den Brettern zu
fegen. Sein Gesicht trägt den Ausdruck trauriger Betroffenheit
über die nach innen gedrückten zerschmetterten Reste des
großen runden Fensters.
Ich stehe da und sehe ihm zu. Er fegt sein Hängegerüst
ab, überprüft die es haltenden Kabel, verbindet seine immer
noch blutenden Hände. Dann sieht er sich das zerstörte
Fenster genau an und findet ein paar Stücke, die sowohl
unzerbrochen als auch noch nicht geputzt sind. Er beginnt, sie zu
säubern.
Zehn Minuten sind vergangen, seit das Fischerboot die Scheibe
einstieß, und ich bin immer noch allein hier. Niemand ist
nachsehen gekommen, kein Alarm, kein Warnsignal ist losgegangen. Mr.
Johnson putzt und poliert weiter. Eine warme Brise bläst durch
das zerschmetterte Fenster, zaust die zerrissenen Blätter der
Kübelpflanzen. Wo die Türen zu dem L-förmigen Aufzug
waren, ist jetzt eine leere Wand mit Nischen für Statuen.
Ich gehe und gebe meine Suche nach der Dritten City-Bibliothek
wieder auf.
Ich kehre zu meinem Apartment zurück und gerate in eine noch
größere Katastrophe.
Männer in grauen Overalls gehen durch die Tür ein und
aus, laden alle meine Kleider auf einen Handwagen. Ein weiterer Mann
erscheint, schleppt sich mit einem Haufen von Gemälden und
Zeichnungen. Er stapelt sie auf einen anderen Handwagen und geht
wieder hinein.
»He! Sie! Sie da! Was machen Sie denn da?« Die
Männer unterbrechen ihre Arbeit und sehen mich perplex an. Ich
versuche, einem großen Kerl ein paar von meinen Hemden aus den
Armen zu reißen, aber er ist zu stark. Er steht einfach da,
blinzelt vor Überraschung und hält die Sachen, die er aus
meinem Zimmer geholt hat, eisern fest. Sein Kollege zuckt die Achseln
und geht wieder in meine Wohnung. »Sie da, halt! Kommen Sie da
heraus!«
Ich lasse den Simpel mit meinen Hemden los und stürzte in
meine Räume. Dort herrscht Chaos. Überall machen sich
Männer in grauen Overalls zu schaffen, decken weiße
Tücher über die Möbel, tragen andere Stücke nach
draußen, entfernen Bilder von Wänden und
Ziergegenstände von Tischen. Entgeistert, sprachlos sehe ich mir
das an.
»Hören Sie auf damit! Was, zum Teufel, haben Sie vor?
Hören Sie auf!«
Ein paar drehen sich nach mir um, aber sie lassen sich in ihrer
Tätigkeit nicht stören.
Einer strebt mit meinen sämtlichen drei Regenschirmen der
Tür zu. »Lassen Sie die Schirme da!« brülle ich
und verstelle ihm den Weg. Ich drohe ihm mit meinem Stock. Er nimmt
ihn mir weg, fügt ihn der Sammlung von Regenschirmen bei und
verschwindet nach draußen.
»Ah, Sie müssen Mr. Orr sein.« Ein großer,
kahlköpfiger Mann, der eine schwarze Jacke über dem Overall
trägt und einen schwarzen Hut in der einen, ein Klammerbrett in
der anderen Hand hält, taucht aus meinem Schlafzimmer auf.
»Und ob ich das bin! Was, zum Teufel, geht hier
vor?«
»Sie werden verlegt, Mr. Orr«, erklärt der Kerl
lächelnd.
»Was? Warum? Wohin?« schreie ich. Meine Beine
zittern. In meinem Magen sitzt ein Übelkeit erregender
Klumpen.
»Hmm…« Der Glatzkopf sieht die Papiere auf seinem
Klammerbrett durch. »Ah, da haben wir es: Ebene U7, Zimmer
306.«
»Was? Wo ist das?« Ich kann es nicht glauben. U7? Das muß unter dem Zugdeck sein! Aber da wohnen
Arbeiter, gewöhnliche Menschen. Was hat das zu bedeuten? Warum
tut man mir das an? Es muß sich um einen Irrtum
handeln.
»Genau weiß ich das nicht, Sir«, antwortet der
Mann fröhlich, »aber ich bin sicher, Sie werden es finden,
wenn Sie danach suchen.«
»Aber warum werde ich verlegt?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung, Sir«, trillert er
seelenvergnügt. »Sind Sie lange hier gewesen?«
»Sechs Monate.«
Aus meinem Ankleidezimmer werden weitere Sachen entfernt. Ich
wende mich wieder dem Glatzkopf zu. »Hören Sie, das sind
meine Kleider. Was tun Sie damit?«
»Oh, wir geben sie zurück, Sir«, versichert er mir
nickend, lächelnd.
»Sie geben sie zurück? Wohin?« schreie ich.
Dies ist alles sehr unwürdig, aber was kann ich sonst tun?
»Das weiß ich nicht, Sir. Dahin, woher Sie sie bekommen
haben, vermute ich. Die Stelle, wohin sie zurückgegeben werden,
gehört nicht zu meiner Abteilung, Sir.«
»Aber sie sind mein Eigentum!«
Er runzelt die Stirn, sieht auf sein Klammerbrett, raschelt mit
Papier. Er schüttelt den Kopf, lächelt überzeugt.
»Nein, Sir.«
»Doch, verdammt noch mal!«
»Tut mir leid, Sir, das sind sie nicht; sie gehören der
Klinik-Verwaltung. So steht es hier – sehen
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