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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mir gegeben
hat. Ich ziehe es aus der Brusttasche.
    Im Wohnzimmer sieht sich der Glatzkopf das Fernsehprogramm an. Es
gibt ein Quiz. Er schaltet ab, als ich mit meinem Kleiderbündel
eintrete, und setzt seinen schwarzen Hut auf.
    »Dieses Taschentuch.« Ich weise mit dem Kopf auf das
Taschentuch, das obenauf liegt. »Es ist mit meinem Monogramm
bestickt worden. Darf ich es behalten?«
    Der Glatzkopf winkt einem der Männer, das Kleiderbündel
an sich zu nehmen. Er nimmt das Taschentuch und sieht eine Liste auf
seinem Klammerbrett durch. Mit einem scharfgespitzten Bleistift
klopft er auf einen Punkt der Liste.
    »Ja, das Taschentuch ist hier verzeichnet, aber… es
steht nichts davon da, daß dieser Buchstabe darauf ist.«
Er schüttelt das Taschentuch, sieht sich das blaue, gestickte O
genau an. Ich frage mich, ob er die Stickerei auftrennen lassen und
mir den Faden schenken wird. »Gut, nehmen Sie es«, sagt er
mürrisch. Ich nehme es. »Aber Sie werden es von Ihrer neuen
Beihilfe bezahlen müssen.«
    »Danke.« Es ist merkwürdig leicht, höflich zu
sein.
    »Na, das wär’s dann«, sagt er kompetent. Er
steckt seinen Bleistift weg. Es erinnert mich an den guten Doktor. Er
weist auf die Tür. »Nach Ihnen.«
    Ich verstaue das Taschentuch in einer Tasche des grellgrünen
Overalls und gehe vor dem Kerl aus der Wohnung. Von den anderen
Männern sind alle bis auf einen fort. Dieser letzte hält
ein großes Stück zusammengerolltes Papier und einen leeren
Bilderrahmen in der Hand. Er wartet, bis sein Vorgesetzter die
Tür verschlossen und mit einer Kette gesichert hat. Dann
flüstert er ihm etwas ins Ohr. Der Vorarbeiter hält mir das
zusammengerollte Papier hin, das, wie ich sehe, Abberlaine Arrols
Zeichnung ist.
    »Gehört das Ihnen?«
    Ich nicke. »Ja. Ein Geschenk. Von einer Fr…«
    »Hier.« Er drückt es mir in die Hand, wendet sich
dann ab. Die beiden Männer gehen den Korridor hinunter. Ich
schlage die Richtung zum Aufzug ein, meine Zeichnung fest
umklammernd. Nach ein paar Schritten höre ich jemanden rufen.
Der Glatzkopf läuft auf mich zu, winkt. Ich gehe ihm
entgegen.
    Er schüttelt das Klammerbrett vor meinem Gesicht. »Nicht
so schnell, Freundchen«, sagt er. »Da ist noch eine
Kleinigkeit: Ein breitrandiger Hut.«
     
    »Dies ist die Praxis von Dr. F. Joyce, und ich wünsche
Ihnen einen wunderschönen guten Tag.«
    »Dies ist Mr. Orr. Ich möchte Dr. Joyce sprechen; es ist
sehr dringend.«
    »Mr. Orr! Wie schön, Ihre Stimme zu hören! Wie geht
es Ihnen an diesem herrlichen Tag?«
    »Ich… ich fühle mich im Augenblick tatsächlich
ganz schauderhaft. Ich bin soeben aus meiner Wohnung geworfen worden.
Kann ich jetzt bitte mit Dr. Joy…«
    »Aber das ist ja schrecklich, absolut schrecklich.«
    »Ganz Ihrer Meinung. Ich möchte gern mit Dr. Joyce
darüber sprechen.«
    »Oh, Sie brauchen die Polizei, Mr. Orr, keinen Arzt… es
sei denn… nun, ich meine, offenbar hat man Sie doch nicht vom
Balkon geworfen, denn dann wären Sie ja jetzt nicht am
Telefon…«
    »Hören Sie, ich bin Ihnen dankbar für Ihre
Besorgnis, aber ich habe nicht viel Geld für dieses
Gespräch, und…«
    »Was! Man hat Sie doch nicht auch noch ausgeraubt, oder?
Nein!«
    »Nein. Jetzt hören Sie, kann ich bitte Dr.
Joyce sprechen ?«
    »Leider nein, Mr. Orr. Der Doktor ist im Augenblick in einer
Konferenz… ähmm… das… wie war das gleich?…
ach ja, das Komitee zur Wahl neuer Mitglieder in das Komitee zur
Festlegung der Verfahrensweisen beim Abschluß von
Kaufverträgen, glaube ich.«
    »Können Sie ihn denn nicht…«
    »Nein! Oh, ich Dummchen, ich lüge ja; das war gestern!
Es ist – ich dachte doch gleich, es klinge falsch – es ist
das Subkomitee zur Planung und Integrierung neuer
Gebäude.«
    »Um Gottes willen, Mann! Es interessiert mich nicht, in
welchem verdammten Komitee er sitzt! Wann kann ich mit ihm
sprechen?«
    »Oh, es sollte Sie aber interessieren, wissen Sie, Mr. Orr.
Die Komitees dienen auch Ihrem Wohl, wissen Sie.«
    »Wann kann ich mit ihm sprechen?«
    »Nun, das weiß ich nicht, Mr. Orr. Kann er Sie
zurückrufen?«
    »Wann? Ich kann nicht den ganzen Tag vor dieser Telefonzelle
herumhängen.«
    »Wie wäre es denn bei Ihnen zu Hause?«
    »Das habe ich Ihnen eben erzählt! Man hat mich
hinausgeworfen!«
    »Können Sie denn nicht wieder hinein? Ich bin sicher,
wenn Sie die Polizei holen…«
    »Vor der Tür liegt eine Kette. Und das alles geschah mit
offizieller Genehmigung, unterschrieben von Dr. Joyce. Das ist

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