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Die Brücke

Die Brücke

Titel: Die Brücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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ich erst hierhin und dann dahin, will sie durch
diese vielen rapiden Richtungsänderungen irgendwie hereinlegen,
zum Narren halten, überlisten, übers Ohr hauen, einfach zu
schnell für sie sein (natürlich sorge ich immer dafür,
daß ich, falls ich von der Brücke herunterkomme, an das
Ufer mit den Damen gerate – vergessen Sie die fleischfressenden
Fische nicht!), aber ohne Erfolg. Trotz ihres ganzen Gewichts, trotz
all dieser soliden Massigkeit, die sie zwingen müßte, sich
langsam zu bewegen, und ihr das Bremsen erschweren müßte,
bewegt sie sich immer ein bißchen zu schnell für mich, und
ich bin nie näher als ein halbes Dutzend Schritte an das eine
oder andere Ufer herangekommen.
    Manchmal kommt eine Brise auf, nicht kräftig genug, um den
Nebel zu vertreiben, wohl aber, falls der Wind aus der richtigen
Richtung weht, um mir die Parfums und den Körpergeruch der Damen
zuzutragen. Ich halte mir die Nase zu. Ich reiße Streifen von
meinen Lumpen und stopfe sie mir in die Nasenlöcher. Ich habe
schon daran gedacht, mir auch Lappen an die Ohren zu stopfen, und
sogar, mir die Augen zu verbinden.
    Alle zehn Tage kommen kleine Männer, schwärzlich und
stämmig und als Satyrn gekleidet, aus dem Wald hinter der Wiese
gerannt und fallen über die Damen her, die sich, nachdem sie
gebührenden Widerstand geleistet und einige Koketterie gezeigt
haben, mit ungeheucheltem Vergnügen ihren kleinen Liebhabern
ergeben. Diese Orgien dauern tage- und nächtelang ohne Pause;
jede Form sexueller Perversion wird praktiziert, rote Lampen und
offene Feuer beleuchten den Schauplatz bei Nacht, und große
Mengen von gebratenem Fleisch, exotischen Früchten und pikanten
Delikatessen werden zusammen mit vielen Schläuchen Wein und
Flaschen Schnaps konsumiert. Ich gerate bei solchen Anlässen
für gewöhnlich in Vergessenheit. Man stellt mir nicht
einmal Essen auf die Brücke, und so hungere ich, während
sie jeden Appetit gefräßig sättigen. Ich sitze da,
das Gesicht in die andere Richtung gekehrt, betrachte finster das
dumpfige Moor und die unerreichbare Straße, die es durchquert,
bebe vor Ärger und Eifersucht, leide Qualen unter dem Wimmern
und den Schreien, die vom anderen Ufer kommen, und dem kräftigen
Duft nach bratendem Fleisch.
    Einmal wurde ich heiser davon, sie anzuschreien, verletzte mir den
Knöchel beim Auf- und Abspringen und biß mir die Zunge
durch, als ich sie verfluchte. Ich wartete, bis ich scheißen
mußte, und dann warf ich mit der Scheiße nach ihnen. Aber
diese obszönen Bälger benutzten sie bei einem ihrer
schmutzigen Sex-Spiele.
    Wenn die kleinen dunklen, als Satyrn gekleideten Männer sich
in den Wald zurückgezogen und die Damen die Nachwirkungen ihrer
mannigfaltigen Schwelgereien ausgeschlafen haben, sind sie wie zuvor,
höchstens etwas kleinlauter, beinahe wehmütig. Sie bereiten
spezielle Gerichte für mich zu und geben mir mehr zu essen als
sonst, aber oft bin ich immer noch ganz außer mir und werfe
ihnen das Essen an den Kopf oder den Fischen im Fluß zu. Sie
blicken traurig und reuig drein und kehren zu ihren alten
Gewohnheiten des Schlafens und Lesens, Spazierengehens und Ausziehens
und sich untereinander Liebens zurück.
    Vielleicht lassen meine Tränen die Brücke rosten und ich
kann ihr dann entfliehen.
     
    Heute löste der Nebel sich auf. Nicht für lange, aber
für lange genug. Ich habe auf meiner Brücke ohne Ende das
Ende erreicht.
    Ich bin nicht allein.
    Als sich der Nebel hob, sah ich, daß der Fluß auf
beiden Seiten geradeaus in die Unendlichkeit verschwindet. Auf der
einen Seite wird er von dem Sumpf, auf der anderen von der Wiese und
dem Wald gesäumt, ohne eine Unterbrechung. Etwa hundert Schritte
flußaufwärts ist eine weitere Brücke, genau wie
meine, Eisen, wie der Teil eines Kreises und mit dicken Eisenstangen
besetzt. Darin war ein Mann; er umfaßte die Stangen und starrte
zu mir herüber. Hinter ihm sah ich eine weitere Brücke und
einen weiteren Mann und so weiter und so weiter, bis die Reihe der
fernen Brücken zu einem eisernen Tunnel wurde, der ins Nichts
verschwand. Jede Brücke hatte ihre eigene Straße durch das
Moor, jede hatte ihre mit Pavillons und Wagen ausgerüsteten
Damen. Flußabwärts war es das Gleiche. Meine Damen merkten
anscheinend nichts davon.
    Der Mann in der Brücke flußabwärts von meiner
starrte mich eine Weile an. Dann begann er zu rennen (ich sah, wie
seine Brücke sich drehte, und war fasziniert von ihrem
reibungslosen Funktionieren), dann

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