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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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House, wo erNachrichten empfing und Anweisungen erteilte. Überall fragte er nach Cora, doch niemand hatte etwas von ihr gesehen oder gehört. Er schickte einen Vertrauten zur Sonne, der mit Quick Peg reden sollte, aber auch sie war die ganze Nacht fortgeblieben und hatte sich seither nicht mehr blicken lassen.
    Am Nachmittag ging er zum Covent Garden und befragte in den Schenken und Kaffeehäusern Kellner und Huren. Einige von ihnen hatten Cora am vergangenen Abend gesehen. Ein Kellner im Lord Archer hatte beobachtet, wie sie mit einem jungen Betrunkenen, der offenbar recht betucht war, das Lokal verließ. Von jenem Zeitpunkt an fehlte jede Spur von ihr.
    In der Hoffnung, bei Dermot Neuigkeiten zu erfahren, ging er nach Spitalfields. Dermot hatte gerade Abendessen für seine Kinder zubereitet, eine Brühe aus ausgekochten Knochen. Auch er hatte sich den ganzen Tag lang nach Coras Verbleib erkundigt und nichts herausgebracht.
    Es war schon dunkel, als Mack sich wieder auf den Heimweg machte. Insgeheim hoffte er, sie bei seiner Rückkehr in ihrer Wohnung vorzufinden, sah sie in Gedanken schon in Unterwäsche auf dem Bett liegen und auf ihn warten, doch als er ankam, waren die Zimmer dunkel, kalt und leer.
    Er zündete eine Kerze an und setzte sich gedankenverloren auf einen Stuhl. Draußen auf der Wapping High Street begannen sich die Schenken allmählich zu füllen. Trotz des Streiks hatten die Kohlelöscher noch immer Geld fürs abendliche Bier. Mack hätte sich gerne zu ihnen gesellt, ließ sich jedoch aus Sicherheitsgründen abends und nachts nicht in den Schenken blicken.
    Er aß ein wenig Brot und Käse und las ein Buch, das Gordonson ihm geliehen hatte, einen Roman mit dem Titel Tristram Shandy. Aber er konnte sich nicht konzentrieren. Später am Abend, als er sich zu fragen begann, ob Cora überhaupt noch am Leben war, kam draußen vor dem Haus plötzlich Unruhe auf.
    Er hörte laute Männerstimmen, Schritte von hin und her laufenden Menschen und die Geräusche von mehreren Pferdewagen. Sein erster Gedanke war, daß die Kohlelöscher sich zusammenrotteten und einen Aufruhr planten. Das Schlimmste befürchtend, ging er zum Fenster und sah hinaus.
    Der Himmel war klar, und ein Halbmond schien, so daß Mack die Straße gut überblicken konnte. Zehn oder zwölf Pferdekarren holperten über die schlecht befestigte Straße auf das Kohlelager zu, gefolgt von einer johlenden und schreienden Menschenmenge, die an jeder Straßenecke und jeder Schenkentür neuen Zulauf gewann.
    Die Szenerie hatte alle Anzeichen eines geplanten Aufruhrs.
    Mack fluchte. Nur das nicht, dachte er, das fehlt uns gerade noch… Er rannte die Treppe hinunter. Wenn ich mit den Kutschern rede und sie dazu bringe, die Karren nicht zu entladen, kann ich Gewalt vielleicht noch verhindern…
    Als er unten war, bog gerade der erste Kohlekarren auf das Gelände des Lagerplatzes ein. Mehrere Männer sprangen vom Bock und fingen ohne Vorwarnung an, die Menge mit dicken Brocken Kohle zu bewerfen. Einige Kohlelöscher wurden getroffen, andere hoben die Brocken auf und schleuderten sie zurück. Mack hörte eine Frau schreien und sah, daß ein paar Kinder eiligst in die Häuser getrieben wurden.
    »Aufhören!« brüllte er und sprang mit erhobenen Händen zwischen die Kohlelöscher und die Lastkarren. »Sofort aufhören!« Die Männer erkannten ihn und hielten inne. Zu seiner Erleichterung befand sich auch Charlie Smith unter den Demonstranten. »Sorg um Gottes willen für Ordnung hier, Charlie!« rief er. »Ich rede mit diesen Leuten!«
    »Ruhe bewahren!« rief Charlie. »Überlaßt Mack erst einmal die Sache!«
    Mack drehte den Kohlelöschern den Rücken zu. Auf der anderen Seite der schmalen Straße standen die Menschen auf den Schwellen der Häuser und verfolgten neugierig, aber auch jederzeit zur Flucht in die eigenen vier Wände bereit, den Gang der Dinge. Auf jedem Karren saßen mindestens fünf Mann. In der unheimlichen Stille, die plötzlich eingetreten war, ging Mack auf den ersten Karren zu und fragte: »Wer ist hier verantwortlich?«
    Im Schein des Mondes trat eine Gestalt vor und sagte: »Ich.«
    Mack erkannte Sidney Lennox.
    Er erschrak und wußte sich keinen Reim darauf zu machen. Was ging hier vor? Wieso versuchte Lennox, eine Kohlehandlung mit Nachschub zu beliefern? Die kalte Vorahnung einer unmittelbar bevorstehenden Katastrophe überkam ihn.
    Er entdeckte den Eigentümer der Kohlehandlung, Jack Cooper. Sein Spitzname lautete Black Jack,

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