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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Steinfußboden. Robert bemühte sich verbissen, die Konversation mit Lizzie nicht abreißen zu lassen. Er sprang von einem belanglosen Thema zum anderen, als habe er eine Liste abzuhaken. Sir George begann eine geschäftliche Unterhaltung mit Henry Drome, einem Glasgower Kaufmann aus der Verwandtschaft seiner ersten Frau, und Jays Mutter plauderte mit Lady Hallim. Der Pastor und seine Gattin waren nicht erschienen; vielleicht waren sie eingeschnappt wegen der Szene in der Kirche. Gekommen waren indessen noch verschiedene andere Gäste, hauptsächlich Verwandte: Sir Georges Schwester und ihr Mann, Alicias jüngerer Bruder mit Gemahlin und ein oder zwei Nachbarn. Die meisten Gespräche drehten sich um Malachi McAsh und den dummen Brief, den er geschrieben hatte.
    Es dauerte nicht lange, als plötzlich Lizzies Stimme deutlich das Stimmengewirr übertönte. Einer nach dem anderen drehten sich die Anwesenden nach ihr um.
    »Aber warum denn nicht?« sagte sie. »Ich möchte das mit eigenen Augen kennenlernen!«
    »Ein Kohlebergwerk ist nicht der richtige Ort für eine Lady, glauben Sie mir«, sagte Robert in ernstem Ton.
    »Verstehe ich das recht?« mischte sich Sir George ein. »Miss Hallim möchte ein Bergwerk von innen sehen?«
    »Ja, ich denke, ich sollte wissen, wie es da unten aussieht«, erklärte Lizzie.
    »Ganz abgesehen von anderen Erwägungen würde allein die Frauenkleidung erhebliche Probleme mit sich bringen.«
    »Dann verkleide ich mich eben als Mann!« konterte Lizzie.
    Sir George lachte. »Ich kenne ein paar Mädchen, denen ich das zutrauen würde. Aber Sie, meine Teuerste, sind doch viel zu hübsch dafür. Als Junge gehen Sie nie durch!«
    Er blickte in die Runde, felsenfest überzeugt, daß ihm ein besonders gutes Kompliment gelungen war. Die anderen lachten pflichtgemäß.
    Jays Mutter stieß ihren Mann an und flüsterte ihm etwas zu. »Ach ja«, sagte Sir George. »Sind alle Becher gefüllt?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Laßt uns auf meinen zweiten Sohn James Jamisson trinken, uns allen als Jay bekannt. Er feiert heute seinen einundzwanzigsten Geburtstag. Auf dein Wohl, Jay!«
    Man prostete dem jungen Mann zu. Dann zogen sich die Damen zurück, um sich fürs Dinner zurechtzumachen. Die Männer wandten sich wieder geschäftlichen Themen zu.
    »Die Nachrichten aus Amerika gefallen mir ganz und gar nicht«, sagte Henry Drome. »Wenn das stimmt, könnten wir am Ende schwer draufzahlen müssen.«
    Jay wußte, worüber der Mann sprach. Die englische Regierung hatte - sehr zum Unmut der Siedler - verschiedene Gebrauchsgüter, die in die amerikanischen Kolonien eingeführt wurden, mit Steuern belegt, unter anderem Tee, Papier, Glas, Blei und Malerfarben.
    »Da soll unsere Armee sie vor Franzmännern und Rothäuten schützen, aber bezahlen wollen sie dafür nicht«, bemerkte Sir George empört.
    »Sie werden's wohl auch nicht«, meinte Drome. »Die Stadtversammlung von Boston hat bereits einen Boykott aller britischen Importe beschlossen. Sie verzichten auf Tee und haben sich sogar darauf geeinigt, bei der Trauerkleidung zu sparen, damit sie nicht mehr soviel schwarzes Tuch benötigen!«
    »Wenn die anderen Kolonien dem Beispiel von Massachusetts folgen, gibt es für die Hälfte unserer Flotte keine Ladung mehr«, ergänzte Robert.
    »Die Kolonisten sind eine gottverdammte Räuberbande«, polterte Sir George. »Und die allerschlimmsten davon sind die Rum-Brenner in Boston!« Jay wunderte sich, wie sehr sein Vater sich erregte; offenbar kostete ihn das Problem Geld. »Sie sind gesetzlich verpflichtet, für ihre Destillen Melasse von britischen Pflanzungen zu kaufen. Aber was tun sie? Sie schmuggeln französische Melasse ein und treiben so die Preise in den Keller!«
    »Noch schlimmer sind die Kerle in Virginia«, sagte Drome. »Diese Tabakpflanzer begleichen niemals ihre Schulden.«
    »Wem sagst du das?« erwiderte Sir George. »Ich hatte gerade wieder den Fall eines Pflanzers, der seine Verbindlichkeiten nicht einhalten kann - und da sitze ich nun mit einer bankrotten Pflanzung namens ›Mockjack Hall‹!«
    »Gott sei Dank gibt es keine Einfuhrzölle auf Sklaven«, warf Robert ein und erntete damit zustimmendes Gemurmel.
    Der profitabelste Zweig der Jamissonschen Reederei bestand im Transport überführter Krimineller nach Amerika. Jahr für Jahr verurteilten die Gerichte mehrere hundert Menschen zur Deportation nach Amerika - das war bei kleineren Vergehen wie Diebstahl eine Alternative zur

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