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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Lizzie sagte ihr, sie solle etwas zu sich nehmen und sich bis zum nächsten Morgen ausruhen.
    Beim Verlassen der Küche fiel ihr Macks ernster Blick auf. »Was gibt's?« fragte sie.
    »Ich muß verrückt gewesen sein«, sagte er.
    »Wie können Sie so etwas sagen?« protestierte Lizzie. »Lennox hat mutwillig einen direkten Befehl von mir mißachtet!«
    »Er ist rachsüchtig. Ich hätte ihn nicht so demütigen dürfen.«
    »Wie kann er sich an Ihnen rächen?«
    »Da gibt es genug Mittel und Wege. Er ist der Verwalter.«
    »Ich werde es nicht zulassen«, sagte Lizzie entschlossen.
    »Sie können nicht den ganzen Tag auf mich aufpassen.«
    »Verdammt…« Nein, sie wollte nicht, daß Mack für das, was  er getan hatte, büßen mußte.
    »Ich würde abhauen, wenn ich nur wüßte wohin. Haben Sie schon einmal eine Landkarte von Virginia gesehen?«
    »Nein, laufen Sie nicht weg!« Lizzie runzelte die Stirn und überlegte. Plötzlich hatte sie eine Idee. »Ich weiß etwas: Sie können hier im Haus arbeiten.«
    Mack lächelte. »Mit Vergnügen«, sagte er. »Nur weiß ich beim besten Willen nicht, ob ich zum Butler tauge.«
    »Nein, nein, nicht als Hausdiener! Sie können die Reparaturarbeiten hier im Herrenhaus übernehmen. Der Kinderflügel muß von Grund auf renoviert und frisch gestrichen  werden.«
    Skeptisch sah Mack sie an: »Ist das Ihr Ernst?«
    »Selbstverständlich.«
    »Es wäre… es wäre einfach großartig, von Lennox wegzukommen.«
    »Also sorgen wir dafür.«
    »Sie ahnen ja gar nicht, was das für eine gute Nachricht ist.«
    »Doch, doch. Und es gilt ja auch für mich. Ich fühle mich  sicherer, wenn Sie da sind. Ich fürchte mich vor Lennox.«
    »Mit gutem Grund.«
    »Sie brauchen ein neues Hemd, eine Weste und Hausschuhe.«
    Lizzie freute sich darauf, Mack neu einzukleiden.
    »Was für ein Luxus!« sagte der und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Wir sind uns also einig«, sagte Lizzie entschlossen. »Sie können sofort anfangen.«
    Die Haussklaven waren zunächst ein wenig ungehalten, als sie von dem geplanten Fest erfuhren. Sie sahen auf die Feldarbeiter herab. Vor allem Sarah war alles andere als erbaut darüber, daß sie für »diese Maisbreifresser« kochen sollte. Lizzie machte sich jedoch über die Arroganz der Haussklaven lustig und munterte sie auf, so daß sie am Ende doch ganz eifrig bei der Sache waren.
    Am Samstagabend bereitete die Küchenbelegschaft das Festessen vor. Pepper Jones, der Banjospieler, war gegen Mittag sturzbetrunken auf Mockjack Hall eingetroffen. McAsh hatte ihm literweise Tee eingeflößt und ihn dann in ein Gästehüttchen bugsiert, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Inzwischen war er wieder nüchtern. Sein Instrument bestand aus einem mit vier Katzendarm-Saiten bespannten Flaschenkürbis. Als er es stimmte, klang es wie eine Mischung aus Klavier und Trommel.
    Lizzie war ständig auf den Beinen, um nach dem Rechten zu sehen. Sie war aufgeregt und freute sich auf das Fest. Selbst konnte sie sich natürlich nicht daran beteiligen. Sie mußte ernst und erhaben die großzügige Herrin spielen. Dennoch ließ sie sich ihre Vorfreude nicht nehmen; die Sklaven sollten sich ruhig ein wenig gehen lassen.
    Als es dunkel wurde, war alles fertig. Ein frisches Faß Most war angezapft; über dem offenen Feuer schmorten fette Schinken; in großen Wasserkesseln kochten Hunderte von Süßkartoffeln, und lange VierpfünderWeißbrotlaibe warteten darauf, in Scheiben geschnitten zu werden.
    Ungeduldig lief Lizzie auf und ab und wartete auf die Heimkehr der Sklaven. Hoffentlich singen sie auch, dachte sie. Manchmal hatte sie aus der Ferne ihren traurigen Weisen und rhythmischen Arbeitsliedern zugehört, doch sobald sich einer ihrer Herren näherte, verstummten sie schlagartig.
    Als der Mond aufging, kamen die alten Frauen mit Babys auf den Hüften und Kleinkindern hinterdrein aus ihren Quartieren. Sie wußten auch nicht, wo die Feldarbeiter blieben: Sie bereiteten ihnen morgens das Essen und sahen sie dann erst wieder, wenn der Tag zur Neige ging.
    Die Arbeiter wußten, daß sie abends zum Herrenhaus kommen sollten. Lizzie hatte Kobe gebeten, es ihnen unmißverständlich mitzuteilen, und wußte, daß sie sich auf ihn verlassen konnte. Auf ihren täglichen Inspektionsgang hatte sie verzichtet; es gab einfach zuviel im Haus zu tun. Wahrscheinlich haben sie heute auf den entlegensten Feldern gearbeitet und brauchen deswegen so lange, dachte sie. Hoffentlich verkochen die Süßkartoffeln

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