Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
geben, die jedes Jahr rübermacht und randvoll mit Pelzen wieder zurückkommt.«
    »Hat er erzählt, wie sie dahin kommen?« fragte Mack. »Auf welchem Weg, meine ich?«
    »Ja, da muß so 'ne Art Paß sein. Cumberland Gap heißt er.«
    »Cumberland Gap«, wiederholte Mack.
    »Übrigens, Mack«, sagte Whitey, »du hast dich doch mal nach einem weißen Mädchen namens Cora erkundigt, oder?«
    Macks Herz schlug schneller. »Ja, das stimmt. Hast du was von ihr gehört?«
    »Nein, ich hab' sie gesehen! Jetzt weiß ich endlich, warum du so scharf auf sie bist!« Er verdrehte die Augen.
    »Ist sie etwa hübsch, Mack?« fragte Pepper spöttisch.
    »Hübscher als du auf jeden Fall, Pepper. Los, Whitey, nun sag schon! Wo hast du sie gesehen?«
    »Drunten am Fluß. Sie trug einen grünen Mantel, hielt einen Korb in der Hand und nahm die Fähre nach Falmouth.«
    Mack lächelte. Der Mantel und die Tatsache, daß Cora die Fähre nahm, anstatt die Furt zu durchwaten, sprachen dafür, daß sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Sie mußte einen freundlichen Käufer gefunden haben. »Woran hast du sie erkannt?« fragte er.
    »Der Fährmann nannte sie beim Namen.«
    »Sie muß auf der anderen Seite des Flusses leben - deshalb konnte mir hier in Fredericksburg niemand Auskunft geben.«
    »Nun, jetzt hast du deine Auskunft.«
    Mack trank sein Bier aus. »Ich werde Cora finden«, sagte er. »Whitey, du bist ein netter Kerl. Pepper, danke fürs Bier!«
    »Viel Glück!«
    Mack verließ die Stadt. Fredericksburg war knapp unterhalb der Schiffbarkeitsgrenze des Rappahannock errichtet worden. Seetüchtige Schiffe kamen bis hierher - doch weniger als eine Meile weiter flußaufwärts verengten Felsen das Bett, so daß man nur noch mit flachen Booten vorankam. Mack ging zur Furt, wo der Fluß so flach war, daß man ihn durchwaten konnte.
    Er war sehr aufgeregt. Wer Cora wohl gekauft hatte? Und wie lebte sie? Ob sie wußte, was aus Peg geworden war? Sobald er die beiden gefunden und damit sein Versprechen erfüllt hatte, konnte er ernsthafte Fluchtpläne schmieden. Die Suche nach Cora und Peg hatte seine Sehnsucht nach Freiheit vorübergehend in den Hintergrund gedrängt. Jetzt war sie durch Peppers und Whiteys Erzählungen über die Wildnis jenseits der Berge wieder neu entbrannt. Ja, er wollte fliehen! In seinen Tagträumen sah er sich schon beim Einbruch der Dunkelheit die Plantage verlassen, sah sich gen Westen wandern und alle Verwalter und Aufseher mit Peitschen in den Händen auf Nimmerwiedersehen hinter sich zurücklassen.
    Er konnte es kaum abwarten, Cora wiederzusehen. Wahrscheinlich hat sie heute ihren arbeitsfreien Tag, dachte er. Vielleicht können wir gemeinsam einen Spaziergang machen irgendwohin, an ein lauschiges Plätzchen, wo uns keiner stört… Als er daran dachte, sie vielleicht heute noch küssen zu können, spürte er einen Anflug von schlechtem Gewissen. Hatte er nicht beim Aufwachen noch davon geträumt, Lizzie Jamisson zu küssen? Und nun dachte er an Cora… Nein, es war unsinnig, Lizzies wegen ein schlechtes Gewissen zu haben: Sie war mit einem anderen Mann verheiratet. Für mich und Lizzie gibt es keine gemeinsame Zukunft, dachte er. Dennoch trübte der Gedanke an Lizzie seine Vorfreude auf Cora.
    Falmouth war eine Miniaturausgabe von Fredericksburg. Die Docks, die Lagerhäuser, die Schenken und die Holzhäuser sahen genauso aus wie dort. Es würde nicht länger als vielleicht zwei Stunden dauern, um alle Wohnhäuser nach Cora abzuklappern. Aber es war natürlich gut möglich, daß sie außerhalb der Stadt lebte.
    Er betrat die erstbeste Schenke und sprach den Wirt an: »Ich suche eine junge Frau namens Cora Higgins.«
    »Cora? Sie wohnt in dem weißen Haus an der nächsten Straßenecke. Wahrscheinlich schlafen drei Katzen auf der Veranda.«
    Ein echter Glückstag! »Danke«, sagte Mack.
    Der Mann zog eine Uhr aus der Westentasche und sah nach  der Zeit. »Sie wird jetzt wohl in der Kirche sein«, sagte er.
    »Ich habe die Kirche schon gesehen. Ich gehe gleich hin.«
    In London ist Cora nie in die Kirche gegangen, dachte Mack beim Hinausgehen. Wahrscheinlich zwingt sie ihr Besitzer dazu. Er überquerte die Straße und begab sich zu der kleinen Holzkirche.
    Der Gottesdienst war gerade zu Ende, und die Gläubigen, alle im feinen Sonntagsstaat, kamen heraus. Man begrüßte einander mit Handschlag und plauderte.
    Mack erkannte Cora sofort.
    Er strahlte über das ganze Gesicht. Sie hatte offenbar großes Glück

Weitere Kostenlose Bücher