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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Güter konsolidiert und alles so arrangiert, daß sie nun wie ein einziger Besitz geleitet werden können.
    Ich habe Deinem Vater gesagt, Du solltest einen Anteil an der Kohle bekommen, zumal das Land Dir gehört. Seine Antwort lautete, er zahle schließlich die Hypothekenzinsen. Ausschlaggebend war aber, wie ich denke, die Art, wie Du Dir die besten Sträflinge von der Rosebud angeeignet hast. Dein Vater schäumte vor Wut - und Robert ebenfalls.
    Jay ärgerte sich über seine eigene Dummheit. Er hatte sich eingebildet, die Männer ungestraft mitnehmen zu können. Ich hätte es besser wissen sollen, dachte er. Es war ein Fehler, Vater zu unterschätzen.
    Ich werde Deinen Vater in dieser Angelegenheit weiter bearbeiten. Ich bin sicher, daß er mit der Zeit nachgeben wird.

    »Gott segne dich, Mutter«, sagte Jay. Sie behielt seine Interessen fest im Auge, obwohl er so weit von ihr entfernt war, daß er sie womöglich nie wiedersehen würde.
    Nachdem sie die wichtigsten Probleme abgehandelt hatte, berichtete Alicia von sich selbst, von Verwandten, Freunden und den jüngsten gesellschaftlichen Ereignissen in London. Erst am Ende ihres Briefes kam sie noch einmal auf Geschäftliches zu sprechen.

    Robert ist übrigens nach Barbados abgereist. Warum, weiß ich nicht genau. Mein Instinkt sagt mir, daß er etwas gegen Dich im Schilde führt. Ich kann mir nicht vorstellen, welchen Schaden er Dir zufügen könnte, aber er ist einfallsreich und rücksichtslos. Bleibe stets wachsam, mein Sohn.
    Deine Dich liebende Mutter
    Alicia Jamisson

    Nachdenklich legte Jay den Brief beiseite. Obwohl er großen Respekt vor der Intuition seiner Mutter hatte, hielt er ihre Befürchtungen für etwas übertrieben. Barbados war weit, weit weg. Und selbst dann, wenn Robert nach Virginia käme, so gab es doch nichts, was er ihm, Jay, jetzt noch antun konnte. Oder…?

Kapitel 6
    IM ALTEN KINDERFLÜGEL DES HAUSES fand Mack eine Landkarte. Er hatte zwei der drei Räume bereits hergerichtet und war nun dabei, das Schulzimmer aufzuräumen. Es war am späten Nachmittag; mit der eigentlichen Renovierung wollte er erst am nächsten Tag beginnen. In einer alten Truhe lagen lauter angeschimmelte Bücher, leere Tintenfäßchen und allerhand anderer Kram. Er durchstöberte sie und fragte sich, was davon wohl aufbewahrenswert sein mochte. Dann fand er in einem Lederkästchen, sorgfältig zusammengefaltet, die Landkarte. Er breitete sie aus und betrachtete sie.
    Es war eine Karte von Virginia.
    Im ersten Moment hätte er vor Freude in die Luft springen können, doch dann erkannte er, daß er mit der Karte nichts anfangen konnte, und seine anfängliche Begeisterung schwand.
    Die Ortsangaben verwirrten ihn, bis er herausfand, daß sie in einer fremden Sprache geschrieben sein mußten - in Französisch, nahm er an. Virginia war Virginie geschrieben, das Gebiet im Nordosten als Partie de New Jersey bezeichnet. Alles, was sich westlich der Berge befand, hieß Louisiane. Abgesehen davon war jener Teil der Karte unbeschrieben.
    Ganz allmählich las er sich ein. Dünne Linien stellten Flüsse dar, etwas dickere bezeichneten die Grenzen zwischen einer Kolonie und einer anderen, und die dicksten standen für Gebirgszüge. Aufgeregt nahm er alle Informationen in sich auf und dachte voller Begeisterung: Diese Karte ist mein Schlüssel zur Freiheit.
    Er entdeckte, daß der Rapahannock nur einer von mehreren Flüssen war, die Virginia von den Bergen im Westen bis zur  Chesapeake Bay im Osten durchflossen. Er fand Fredericksburg am Südufer des Rapahannock. Die Entfernungen  waren nicht abzuschätzen, doch Pepper Jones hatte gesagt, bis zu den Bergen seien es hundert Meilen. Wenn die Karte stimmte, so waren es noch einmal so viele bis zur anderen Seite des Gebirges. Ein Weg durchs Gebirge war allerdings nirgends eingezeichnet.
    Mack empfand eine Mischung aus Erheiterung und Enttäuschung: Zwar wußte er nun endlich, wo er sich befand, doch ein Entkommen war so gut wie unmöglich.
    Gen Süden hin verschmälerte sich der Gebirgszug. Mack konzentrierte sich auf diesen Teil, verfolgte die Flüsse mit dem Finger bis zur Quelle und suchte nach einem Weg über ihre Ursprünge hinaus. Ganz tief im Süden, dort, wo der Cumberland River entsprang, fand er eine Stelle, die entfernt an einen Paß erinnerte.
    Und da fiel ihm wieder ein, was Whitney von der Cumberland-Schlucht erzählt hatte.
    Das war's: Das war der Weg hinaus!
    Es war ein weiter Weg. Vierhundert Meilen lang, schätzte

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