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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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neues Land.«
    Jay erkannte, daß Lizzie und Lennox nicht zum erstenmal über dieses Thema diskutierten.
    »Wir haben nicht genug Leute«, konterte Lennox. »Selbst mit den Männern von der Rosebud schaffen wir's nur mit Müh und Not, die vorhandenen Felder zu bepflanzen! Colonel Thumson hat mehr Sklaven als wir.«
    »Ja, weil er dank besserer Anbaumethoden mehr Geld verdient«, trumpfte Lizzie auf.
    »Davon haben Frauen doch keine Ahnung«, schnaubte Lennox verächtlich.
    »Gehen Sie bitte, Mr. Lennox - und zwar sofort!« fauchte  Lizzie.
    Lennox war sichtlich erbost, aber er ging.
    »Du mußt dafür sorgen, daß er verschwindet, Jay«, sagte sie.
    »Ich sehe nicht ein, weshalb…«
    »Er ist ein brutaler Kerl, aber das ist nicht der einzige Grund. Die Leute einzuschüchtern ist das einzige, was er wirklich beherrscht. Von der Landwirtschaft versteht er nichts und vom Tabak noch weniger. Das schlimmste ist jedoch, daß er nichts dazulernen will.«
    »Er weiß, wie man die Leute zur Arbeit antreibt.«
    »Es ist idiotisch, die Leute zu falscher Arbeit anzutreiben!«
    »Bist wohl auf einmal Spezialistin für Tabakanbau geworden, was?«
    »Jay, ich bin auf einem großen Gutshof aufgewachsen und habe miterlebt, wie er bankrott ging - nicht weil die Bauern faul gewesen wären, sondern weil mein Vater starb und meine Mutter nicht zurechtkam. Jetzt sehe ich, daß du genau die gleichen Fehler wiederholst - du bleibst zu lange fort von deinem Besitz, verwechselst brutale Härte mit Disziplin und überläßt alle langfristigen Planungen einem anderen. Mit einem
    Regiment würdest du nicht so umgehen!«
    »Was verstehst du schon von der Führung eines Regiments?«
    »Und was verstehst du von der Leitung einer  Tabakpflanzung?« Jay wurde allmählich wütend, hielt sich aber noch zurück.
    »Was erwartest du von mir?«
    »Daß du Lennox entläßt.«
    »Und wer soll dann die Leitung der Pflanzung übernehmen?«
    »Wir gemeinsam.«
    »Ich will aber kein Bauer sein!«
    »Dann überlaß die Verwaltung mir.«
    Jay nickte. »Hab' ich's mir doch gedacht.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du hast das alles inszeniert, um das Heft in die Hand zu  kriegen, wie?«
    Er befürchtete schon, Lizzie würde einen Tobsuchtsanfall bekommen. Aber sie reagierte ganz ruhig. »Das unterstellst du  mir also?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, ja.«
    »Ich versuche nur, dich zu retten. Du rennst kopfüber ins Verderben, und ich mühe mich ab, das zu verhindern. Aber du denkst, ich hätte nichts anderes im Kopf, als hier die Chefin zu spielen. Sag einmal, warum, zum Teufel, hast du mich eigentlich geheiratet?«
    Er mochte diese deftige Ausdrucksweise an ihr nicht; sie war ihm zu maskulin. »Damals warst du noch hübsch«, sagte er.
    Lizzies Augen sprühten Feuer, aber sie sagte kein Wort, sondern drehte sich einfach um und ging ins Haus.
    Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr Jay. Es kam selten genug vor, daß er das letzte Wort behielt.
    Kurz darauf folgte er ihr ins Haus. Zu seiner Überraschung erblickte er McAsh in der Halle. In Weste und Hausschuhen war Mack damit beschäftigt, eine neue Glasscheibe in ein Fenster einzusetzen. Was, zum Teufel, hatte der denn hier zu suchen?
    »Lizzie!« brüllte Jay. Er fand sie im Salon. »Lizzie, was treibt McAsh hier im Haus?«
    »Ich habe ihn mit den Reparaturarbeiten beauftragt. Er hat schon das Kinderzimmer gestrichen.«
    »Ich will diesen Kerl nicht in meinem Haus haben.«
    Ihre Reaktion warf ihn fast um. »Du wirst ihn ertragen müssen! «blaffte sie.
    »Also…«
    »Solange Lennox hier herumstreicht, weigere ich mich, allein im Haus zu bleiben, verstanden?«
    »Schon gut, schon gut…«
    »Und wenn McAsh geht, gehe ich auch!« Sie stürmte aus dem Zimmer.
    »Schon gut!« sagte Jay zu der mit Vehemenz ins Schloß fallenden Tür. Nein, wegen eines verdammten Sträflings wollte er sich mit ihr nicht streiten. Soll der Kerl doch das Kinderzimmer streichen, wenn sie's unbedingt will, dachte er.
    Auf der Anrichte lag ein ungeöffneter Brief, der an ihn adressiert war. Er nahm ihn auf, erkannte die Handschrift seiner Mutter, setzte sich ans Fenster und öffnete den Umschlag.

    7, Grosvenor Square
    London
    15. September 1768
    Mein lieber Sohn, die neue Grube auf High Glen ist nach dem Unfall wieder hergerichtet, und die Kohleforderung wurde wieder aufgenommen.

    Jay mußte lächeln. Was geschäftliche Dinge betraf, kam seine Mutter immer direkt zur Sache.

    Robert hat mehrere Wochen dort verbracht, die beiden

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