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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Mack hielt vor Dr. Finchs Wohnhaus. Lizzie ging zur Tür, während Mack Bess in ihre Decken wickelte und vorsichtig aufhob. Sie war bewußtlos, aber sie lebte noch.
    Die Tür wurde von Mrs. Finch geöffnet, einer mausgrauen Frau in den Vierzigern. Sie führte Lizzie ins Sprechzimmer, und Mack folgte ihr mit Bess. Der Doktor, ein beleibter Mann mit sehr bestimmtem Auftreten, konnte sein schlechtes Gewissen kaum verbergen, als ihm klar wurde, daß er durch seine Weigerung, eine Patientin zu besuchen, eine hochschwangere Frau zu einer langen Nachtfahrt genötigt hatte. Durch hektische Geschäftigkeit und die wiederholte Zurechtweisung seiner Frau versuchte er, seine Verlegenheit zu überspielen.
    Nachdem er sich die Wunde angesehen hatte, bat er Lizzie, es sich im Eßzimmer gemütlich zu machen. Mack begleitete sie hinaus, während Mrs. Finch ihrem Mann zur Hand ging.
    Auf dem Tisch standen die Reste eines Abendessens. Mit großer Vorsicht ließ Lizzie sich auf einen Stuhl gleiten. »Was ist?« fragte Mack.
    »Die Fahrt ist mir nicht gut bekommen. Ich habe gräßliche Rückenschmerzen. Was glauben Sie, Mack, wird Bess wieder gesund?«
    »Ich weiß es nicht. Sie ist nicht sehr robust.«
    Ein Dienstmädchen kam herein und bot Lizzie Tee und Gebäck an. Lizzie akzeptierte dankend. Das Mädchen musterte Mack von oben bis unten, erkannte den Diener und sagte:
    »Wenn Sie Tee wollen, können Sie in die Küche kommen.«
    »Ich muß mich erst um das Pferd kümmern«, gab er zurück.
    Er ging hinaus und führte das Pony in Dr. Finchs Stall, wo er es mit Wasser und Getreide versorgte. Dann wartete er in der Küche.
    Das Haus war so klein, daß er hören konnte, wie sich der Arzt und seine Frau bei der Arbeit unterhielten. Das Dienstmädchen, eine Schwarze mittleren Alters, räumte das Eßzimmer auf und brachte Lizzies Teetasse mit heraus. Mack hielt es für albern, in der Küche zu hocken, während Lizzie allein im Eßzimmer saß. Kurz entschlossen gesellte er sich zu ihr, obwohl die Haushälterin mißbilligend die Stirn runzelte. Lizzie war sehr blaß, und Mack nahm sich vor, sie so bald wie möglich nach Hause zu bringen.
    Schließlich kam Dr. Finch herein. Er trocknete sich die Hände ab und sagte: »Es ist eine böse Wunde, aber ich glaube, ich habe alles Menschenmögliche getan. Ich habe die Blutung zum Stillstand gebracht, den Schnitt vernäht und ihr zu trinken gegeben. Sie ist noch jung und wird es überstehen.«
    »Gott sei Dank«, sagte Lizzie.
    Der Doktor nickte. »Sie ist gewiß eine wertvolle Sklavin. Aber heute nacht darf sie nicht mehr reisen. Sie kann hierbleiben und bei unserer Haushälterin schlafen. Morgen oder übermorgen können Sie sie holen lassen. Wenn sich die Wunde geschlossen hat, ziehe ich die Fäden. Bis dahin sollte sie aber keine schwere  Arbeit tun.«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie schon zu Abend gegessen, Mrs. Jamisson? Kann  ich Ihnen etwas anbieten?«
    »Nein, danke. Ich möchte nur noch nach Hause und ins Bett.«
    »Ich fahre den Buggy vor«, sagte Mack.
    Kurze Zeit später waren sie wieder unterwegs. Solange sie noch durch die Stadt fuhren, saß Lizzie neben ihm auf dem Kutschbock. Kaum hatten sie jedoch die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten, legte sie sich auf die Matratze.
    Mack fuhr langsam, und diesmal blieben die ungeduldigen Rufe von hinten aus. Nach ungefähr einer halben Stunde Fahrt fragte er: »Sind Sie eingeschlafen?«
    Er erhielt keine Antwort und nahm es als Bestätigung seiner Vermutung.
    Von Zeit zu Zeit warf er einen Blick über die Schulter. Lizzie war ruhelos, wälzte sich von einer Seite zur anderen und murmelte im Schlaf.
    Sie fuhren gerade durch ein Stück Ödland - bis Mockjack Hall waren es noch zwei oder drei Meilen - , als die Stille der Nacht von einem Schrei zerrissen wurde.
    Es war Lizzie.
    »Was? Was ist los?« rief Mack erschrocken und zerrte an den Zügeln. Noch bevor das Pony stand, war er bei Lizzie.
    »Oh, Mack, es tut so weh!« weinte sie.
    Er legte einen Arm um ihre Schultern und hob sie ein wenig  an. »Was ist es? Wo tut's denn weh?«
    »O Gott, ich glaube, das Baby kommt.«
    »Aber es ist doch noch gar nicht soweit…«
    »Noch zwei Monate.«
    Mack kannte sich in diesen Dingen nur wenig aus, aber er nahm an, daß die Geburt entweder durch die Aufregung über den Unfall oder durch die Erschütterungen auf der Fahrt nach Fredericksburg ausgelöst worden war - oder durch beides.
    »Wieviel Zeit bleibt uns?«
    Sie stöhnte laut und anhaltend, dann

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