Die Brücken Der Freiheit: Roman
will.«
»Ja, das ist eine gute Idee. Der Sheriff wird sich nicht in einen Familienstreit einmischen wollen.« Sie machte eine Pause. Sein Herzschlag beschleunigte sich, als er ihre Miene sah. Zögernd sagte Lizzie: »Wann… wann fahren wir ab?«
Er lächelte. »Noch vor dem Morgengrauen. Ich lasse den Wagen heute abend in unser Quartier bringen, damit wir bei der Abreise nicht zuviel Lärm machen. Wenn deine Schwiegermutter aufwacht, sind wir längst fort.«
Sie drückte schnell seinen Arm und verschwand wieder im Haus.
In der Nacht kam Mack zu Lizzie ins Bett.
Sie lag noch wach und dachte voller Aufregung und Beklommenheit über das Abenteuer nach, das am nächsten Morgen beginnen sollte, als Mack lautlos ihr Zimmer betrat. Er küßte sie auf die Lippen, streifte seine Kleider ab und schlüpfte zu ihr ins Bett.
Nachdem sie sich geliebt hatten, sprachen sie leise über den kommenden Morgen. Dann liebten sie sich noch einmal. In den frühen Stunden des neuen Tags verfiel Mack in einen leichten Dämmerschlaf, Lizzie jedoch blieb wach, betrachtete im flackernden Schein des Kaminfeuers seine Züge und dachte an die lange Reise durch Raum und Zeit, die in High Glen begonnen und sie in diesem Bett zusammengeführt hatte.
Es dauerte nicht lange, und Mack bewegte sich wieder. Sie küßten sich lange, dann standen sie auf.
Mack ging zu den Ställen, während Lizzie sich reisefertig machte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich anzog. Sie steckte ihr Haar hoch, schlüpfte in Hosen und Reitstiefel, streifte sich Hemd und Weste über, dachte aber auch daran, für den Fall, daß sie sich rasch wieder in eine wohlhabende Dame verwandeln mußte, ein Kleid einzupacken. Sie fürchtete sich vor der Reise, hatte aber keinerlei Bedenken, was Mack betraf. Sie fühlte sich ihm so nahe, daß sie ihm ihr Leben anvertraut hätte.
Als er kam, um sie abzuholen, saß sie im Mantel am Fenster. Ihren Kopf bedeckte ein Dreispitz. Mack lächelte, als er sie in ihrer Lieblingskleidung erblickte. Hand in Hand schlichen sie auf Zehenspitzen die Treppe hinunter und gingen hinaus.
Der Planwagen war vom Herrenhaus aus nicht zu sehen, sondern stand ein Stückchen weiter unterhalb am Straßenrand bereit. Peg saß schon auf ihrem Platz; sie hatte eine Decke um sich geschlungen. Jimmy, der Stalljunge, hatte vier Pferde eingeschirrt und zwei weitere hinten an den Wagen gebunden. Alle Sklaven hatten sich eingefunden, um ihnen Lebewohl zu sagen. Lizzie küßte Mildred und Sarah, Mack verabschiedete sich mit Handschlag von Kobe und Cass. Bess, die junge Arbeiterin, die sich in der Nacht der Totgeburt so übel verletzt hatte, schlang die Arme um Lizzie und schluchzte. Als Mack und Lizzie auf den Planwagen kletterten, standen sie alle schweigend unter dem Sternenlicht und sahen zu.
Mack ließ die Zügel knallen und sagte: »Hüa! Los mit euch!«
Die Pferde zogen an, und mit einem Ruck setzte sich das Fuhrwerk in Bewegung.
Auf der Straße schlug Mack den Weg nach Fredericksburg ein. Lizzie warf einen Blick zurück. Die Feldarbeiter standen noch immer lautlos da und winkten ihnen nach.
Im nächsten Augenblick waren sie nicht mehr zu sehen.
Lizzie drehte sich wieder um. Weit vor ihnen deutete ein feiner heller Streifen den heraufdämmernden Morgen an.
Kapitel 1 1
ALS JAY JAMISSON UND SIDNEY LENNOX in Williamsburg eintrafen, weilte Matthew Murchman nicht in der Stadt, und sein Diener sagte, mit seiner Rückkehr sei frühestens am folgenden Tag zu rechnen. Jay kritzelte eine kurze Nachricht auf einen Zettel, in der er Murchman mitteilte, daß er einen neuen Kredit aufnehmen müsse und um den schnellstmöglichen Termin nachsuche. In übler Laune verließ er die Kanzlei. Seine Finanzen waren heillos zerrüttet, und er brannte darauf, endlich etwas dagegen zu unternehmen.
Gezwungen, die Zeit totzuschlagen, begab er sich am nächsten Tag zum Parlament, einem Gebäude aus roten und grauen Backsteinen. Nach der Auflösung durch den Gouverneur im vergangenen Jahr und den nachfolgenden Wahlen hatte sich die Versammlung neu konstituiert. Der Saal - die Hall of Burgesses - war ein bescheidener, düsterer, beidseitig von Bankreihen gesäumter Raum mit einer Art Schilderhäuschen für den Speaker in der Mitte. Jay und eine Handvoll anderer Zuschauer standen am Ende des Saals hinter einer Absperrung.
Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, daß die politische Situation in der Kolonie hochbrisant war. Virginia, die älteste englische Niederlassung
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