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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Seine Mutter legte die flache Hand aufs Glas und sagte: »Schluß jetzt, es genügt. Du mußt dich auf den Weg  machen.«
    Widerstrebend zog er die Hand zurück.
    »Nimm Lennox mit«, riet sie ihm. »Wenn es zum  Schlimmsten kommt und es dir nicht gelingt, Lizzie zur Rückkehr zu bewegen, wird er schon wissen, was zu tun ist.«
    Jay nickte. »Gute Idee«, sagte er. »Das mache ich.«

Kapitel 1 2
    DER ALTE BÜFFELJÄGERPFAD, der unter der Bezeichnung »Dreipässeweg« bekannt war, führte - parallel zum James River, wie Lizzie an Hand von Macks Karte feststellte Meile um Meile durch die hügelige Landschaft Virginias nach Westen. Es galt eine endlose Folge von Erhebungen und Tälern zu überqueren, geformt von Hunderten von Wasserläufen, die in südlicher Richtung dem James zuströmten. Anfangs kamen sie an vielen großen Pflanzungen vorbei, die jenen in der Umgebung von Fredericksburg ähnelten, aber je weiter sie nach Westen vordrangen, desto kleiner wurden die Häuser und Ländereien. Und immer öfter führte der Weg über lange Strecken durch tiefe, unberührte Wälder.
    Lizzie war glücklich. Obwohl sie sich fürchtete und ein schlechtes Gewissen hatte, mußte sie lächeln. Sie war draußen in der freien Natur, und neben ihr ritt der Mann, den sie liebte.
    Das große Abenteuer hatte begonnen. Ihr Verstand meldete allerhand Vorbehalte und Bedenken an - aber ihr Herz jubilierte.
    Da sie damit rechnen mußten, verfolgt zu werden, trieben sie die Pferde bis an ihre Leistungsgrenze. Alicia Jamisson war nicht die Frau, die im Herrenhaus bei Fredericksburg tatenlos auf Jays Rückkehr warten würde. Wenn sie ihm nicht sogar nachgereist war, hatte sie ihrem Sohn in Williamsburg inzwischen sicher längst eine Botschaft zukommen lassen und ihn über die Geschehnisse auf der Pflanzung aufgeklärt. Jay hätte vielleicht nur mit den Schultern gezuckt und die Entflohenen laufen lassen - wenn da nicht eben jener Passus in Sir Georges Testament gewesen wäre. Um an das Erbe zu kommen, brauchte er seine Frau, weil nur sie ihm das erforderliche Kind schenken konnte - und daraus folgerte fast zwangsläufig, daß er hinter ihnen her war und Lizzie zurückholen wollte.
    Sie hatten einige Tage Vorsprung, aber ohne Planwagen und große Mengen an Vorräten kam er mit Sicherheit schneller voran. Er würde sich in Häusern und Schenken nach ihnen erkundigen und auf die Hilfe aufmerksamer Menschen angewiesen sein. Da nicht viele Reisende unterwegs waren, bestand durchaus die Möglichkeit, daß einige Anrainer sich an den Planwagen erinnerten.
    Am dritten Tag wurde die Landschaft sichtlich bergiger. Statt Feldern überwog nun Weideland, und weit vor ihnen zeichnete sich im Dunst eine bläuliche Bergkette ab. Meile um Meile ging es so. Die Pferde wurden immer müder, stolperten auf dem unebenen Pfad ein ums andere Mal und wurden zusehends störrischer und langsamer. An Steigungen kletterten Lizzie und Peg vom Wagen, um die Tiere zu entlasten, doch das reichte nicht aus. Die Pferde ließen die Köpfe hängen und reagierten nicht einmal mehr auf Peitschenhiebe.
    »Was ist nur los mit ihnen?« fragte Mack besorgt.
    »Sie brauchen besseres Futter«, sagte Lizzie. »Bislang müssen sie mit dem auskommen, was sie abends am Rastplatz abweiden können. Wenn sie tagelang schwere Zugarbeit verrichten, brauchen sie Hafer.«
    Mack machte sich Vorwürfe. »Ich hätte daran denken und Hafer mitnehmen müssen«, sagte er, »aber ich kenne mich immer noch viel zu wenig mit Pferden aus.«
    Am Nachmittag erreichten sie Charlottesville, eine neue, aufstrebende Siedlung an der Kreuzung zwischen dem Dreipässepfad und dem in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Seminolenpfad, einer uralten Indianerstraße. Die Siedlung bestand aus kaum mehr als einem Dutzend Häusern, doch konnte man vom Weg aus schon mehrere parallele Straßen sehen, die den Hang hinaufführten. Die Grundstücke dort waren aber größtenteils noch unbebaut. Lizzie sah ein Gerichtsgebäude mit einem Schandpfahl davor. Eine Schenke war an ihrem  Schild zu erkennen, das mit der kunstlosen Darstellung eines Schwans versehen war.
    »Hier können wir vielleicht Hafer bekommen«, sagte Lizzie.
    »Nein, wir fahren besser weiter«, sagte Mack. »Ich möchte nicht, daß wir allzu vielen Leuten hier auffallen.«
    Lizzie verstand seine Bedenken. Die Straßenkreuzung bedeutete für Jay ein Problem, weil er nicht ohne weiteres wissen konnte, ob die Flüchtlinge weiter nach Westen gezogen oder aber nach Süden

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