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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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überquert hat. Doch sei's drum - wo wollt ihr denn hin?«
    Da Mack zögerte, antwortete Lizzie: »Ich möchte einen Vetter von mir besuchen.«
    »In Staunton?«
    Die Frage brachte Lizzie durcheinander. »Ah… ja, in der Nähe…«
    »Tatsächlich? Wie heißt er denn?«
    Sie nannte den erstbesten Namen, der ihr einfiel. »Angus… Angus James.«
    Baz zog die Brauen zusammen. »Komisch. Ich dachte, ich würde alle Leute in Staunton kennen, aber der Name sagt mir gar nichts.«
    »Kann sein, daß seine Farm ein gutes Stück außerhalb der Stadt liegt«, improvisierte Lizzie. »Ich war noch nie dort.«
    Von draußen drang Pferdegetrappel an ihre Ohren. Lizzie mußte an Jay denken. War es denkbar, daß er sie schon eingeholt hatte? Auch Mack machte das Geräusch nervös. »Wenn wir bis Einbruch der Dunkelheit in Staunton sein wollen, dürfen wir…«
    »… keine Zeit mehr verlieren«, ergänzte Lizzie und leerte ihren Krug.
    »Ihr habt ja kaum noch eure Kehlen angefeuchtet«, sagte Baz. »Kommt, trinkt noch einen Schluck!«
    »Nein«, sagte Lizzie entschlossen und zog ihre Brieftasche hervor. »Ich möchte zahlen.«
    Zwei Männer betraten die Schankstube und blinzelten ins dämmrige Licht. Sie stammten offenbar aus der Gegend: Beide trugen sie Wildlederhosen und selbstgeschusterte Stiefel. Am Rande ihres Blickfelds nahm Lizzie wahr, daß Peg zusammenschrak und dann den beiden Neuankömmlingen ihren Rücken zuwandte, als wolle sie ihr Gesicht vor ihnen verbergen.
    »Hallo, Fremde!« sagte der eine fröhlich. Es war ein häßlicher Mann mit einer gebrochenen Nase und einem geschlossenen Auge. »Ich bin Chris Dobbs, besser bekannt als der einäugige Dobbo. Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Was gibt's denn Neues im Osten? Verschwenden unsere Herren Abgeordneten noch immer unsere Steuergelder für neue Paläste und edle Fressereien? Ich geb' Ihnen einen aus, wenn Sie gestatten. Eine Runde Rum für alle, Baz!«
    »Wir sind gerade im Aufbruch«, sagte Lizzie. »Trotzdem vielen Dank!«
    Dobbo sah sie genauer an und sagte: »Eine Frau in Wildlederhosen!«
    Lizzie ging nicht auf seine Bemerkung ein. »Auf Wiedersehen, Baz - und danke für Ihre Auskünfte!«
    Mack verließ die Schenke, und Lizzie und Peg gingen zur Tür. Jetzt bekam Dobbs Peg zu sehen und sagte verblüfft: »He, dich kenn' ich doch! Ich habe dich bei Burgo Marier gesehen, Gott hab' ihn selig!«
    »Kenne keinen Burgo Marier«, erwiderte Peg tapfer und ging an ihm vorbei.
    Im nächsten Augenblick fiel es Dobbo wie Schuppen von den Augen. »Jesus Christus! Du mußt dieses kleine Luder sein, das ihn umgebracht hat!«
    »Moment!« sagte Lizzie, die insgeheim wünschte, Mack wäre nicht so schnell hinausgegangen. »Ich weiß nicht, was für eine verrückte Idee Ihnen da im Kopf herumspukt, Mr. Dobbs. Ich kann Ihnen nur sagen, daß Jenny seit ihrem zehnten Lebensjahr als Hausmädchen und Zofe in meiner Familie tätig ist.
    Einen Mann namens Burgo Marier hat sie nie gesehen geschweige denn umgebracht.«
    Aber so leicht ließ sich der einäugige Dobbo nicht abschütteln. »Nein, sie heißt nicht Jenny… aber so ähnlich: Betty, Milly - oder Peggy! Ja, Peggy, genau! Peggy Knapp!«
    Lizzie wurde schlecht vor Angst.
    Dobbs wandte sich hilfesuchend an seinen Begleiter: »Das ist sie doch, oder?«
    Der andere zuckte unsicher mit den Schultern und sagte: »Ich hab' diese Peggy bei Burgo nur ein- oder zweimal gesehen - und diese kleinen Mädchen sehen doch alle mehr oder weniger gleich aus.«
    »Sie paßt aber ganz gut zu dem Steckbrief in der Virginia Gazette«, sagte Baz, griff unter den Schanktisch und holte eine Muskete hervor.
    Jetzt wich Lizzies Furcht blanker Wut. »Ich hoffe, Sie haben nicht vor, mich zu bedrohen, Barney Tobold«, sagte sie und überraschte ihn mit der Kraft in ihrer Stimme.
    »Es wäre vielleicht besser, Sie blieben hier, bis wir den Sheriff in Staunton benachrichtigt haben. Der ärgert sich nämlich grün und blau, weil er Burgos Mörderin bisher nicht erwischt hat. Ich bin sicher, daß er sehr daran interessiert sein wird, Ihre Geschichte zu überprüfen.«
    »Ich habe keine Lust, hier herumzusitzen, bis Sie Ihren Irrtum einsehen.«
    Er richtete das Gewehr auf Lizzie. »Ich fürchte, es wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben.«
    »Jetzt hören Sie mir mal gut zu: Ich gehe jetzt, und zwar zusammen mit diesem Kind. Es gibt nur eines, was Ihnen vollkommen klar sein sollte: Wenn Sie die Ehefrau eines angesehenen virginischen Gentlemans

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