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Die Brücken Der Freiheit: Roman

Die Brücken Der Freiheit: Roman

Titel: Die Brücken Der Freiheit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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konnte, versetzte ihm Mack zwei Schläge gegen den Kopf, einen links und einen rechts, und ließ unmittelbar darauf einen harten Uppercut gegen das Kinn folgen. Die Beine des Bullen gaben nach, die Augäpfel verdrehten sich. Er torkelte noch zwei Schritte zurück und fiel dann flach auf den Rücken.
    Die Menge tobte vor Begeisterung.
    Der Kampf war zu Ende.
    Mack blickte auf den unförmigen Körper, der vor ihm im Dreck lag. Der Mann war erledigt. Mack empfand keine Freude über seinen Sieg und bereute bereits, daß er sich auf diesen Kampf eingelassen hatte. Ernüchtert wandte er sich ab.
    Dermot hatte dem Zwerg den Arm auf den Rücken gedreht. »Der kleine Teufel wollte davonlaufen«, erklärte er. »Er wollte dich um dein Preisgeld betrügen! Los jetzt, du kurzer Langfinger, zur Kasse! Ein Pfund bitte!«
    Mit der freien Hand fummelte der Zwerg einen Goldsovereign aus einer Innentasche seines Hemdes und reichte ihn mit Leichenbittermiene Mack.
    Mack nahm das Goldstück. Er kam sich vor wie ein Dieb.
    Dermot ließ den Zwerg los.
    Neben Mack tauchte plötzlich ein anderer Mann auf. Er hatte ein grob geschnittenes Gesicht und trug auffallend teure Kleider. »Das war nicht schlecht«, sagte er. »Haben Sie schon öfter gekämpft?«
    »Dann und wann im Pütt, ja.«
    »Dachte mir schon, daß Sie ein Kumpel sind. Hören Sie zu: Am kommenden Samstag organisiere ich einen Preiskampf im Pelikan in Shadwell. Sie können innerhalb von ein paar Minuten zwanzig Pfund gewinnen. Ist das ein Angebot? Ich möchte Sie  gegen Rees Preece, den ›walisischen Berg‹, aufstellen.«
    »Zwanzig Pfund!« wiederholte Dermot.
    »So schnell, wie Sie diesen Holzklotz hier umgehauen haben,  werden Sie mit dem allerdings nicht fertig, das sage ich Ihnen gleich. Aber eine Chance haben Sie.«
    Macks Blick fiel auf den hilflosen Fleischberg im Ring. »Nein«, sagte er.
    »Teufel auch! Warum nicht?« fragte Dermot.
    Der Kampforganisator zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie auf das Geld verzichten können…«
    Mack mußte an seine Zwillingsschwester Esther denken, die noch immer fünfzehn Stunden am Tag Kohlekörbe aus der Grube von Heugh ans Tageslicht beförderte. Esther wartete auf seinen Brief, der sie aus lebenslanger Sklaverei erlösen sollte. Für zwanzig Pfund konnte sie nach London reisen - und am Samstag abend konnte er, Mack, das Geld schon in den Händen halten.«
    »Gut, ich mach's«, sagte er.
    Dermot klopfte ihm auf die Schulter. »Bravo, mein Junge!« sagte er.

Kapitel 2
    IN EINER MIETKUTSCHE ratterten Lizzie Hallim und ihre Mutter nordwärts durch die Londoner Innenstadt. Lizzie war aufgeregt und glücklich: Sie wollten sich ein Haus ansehen und würden Jay dort treffen.
    »Sir George muß seine Meinung geändert haben«, sagte Lady Hallim. »Er holt uns nach London, plant eine große Hochzeit und erklärt sich bereit, die Miete für euer gemeinsames Heim zu übernehmen.«
    »Ich glaube, daß es Lady Jamisson war, die ihn dazu überredet hat«, sagte Lizzie. »Und in den entscheidenden Fragen bleibt er stur. Die Pflanzung auf Barbados gibt er Jay nicht.«
    »Alicia ist eine kluge Frau«, bemerkte Lady Hallim nachdenklich. »Dennoch überrascht es mich, daß sie nach diesem furchtbaren Streit an Jays Geburtstag noch immer einen so großen Einfluß auf ihren Mann hat.«
    »Vielleicht ist Sir George nicht nachtragend.«
    »Das wäre mir neu - es sei denn, er verspricht sich etwas davon. Ich frage mich wirklich, was ihn zu dieser Kehrtwendung veranlaßt. Hat er vielleicht dir gegenüber irgendwelche Wünsche angemeldet?«
    Lizzie lachte. »Was könnte ich ihm schon geben? Vielleicht will er von mir nichts weiter, als daß ich seinen Sohn glücklich mache.«
    »Woran nicht der geringste Zweifel bestehen dürfte. So, da sind wir.«
    Die Kutsche hielt an. Die Chapel Street in Holborn war eine ruhige, elegante Wohngegend - nicht so schick wie Mayfair oder Westminster, dafür aber auch nicht so teuer. Lizzie stieg aus und betrachtete das Haus Nr. 12. Es gefiel ihr auf Anhieb. Es verfügte über vier Stockwerke und ein Kellergeschoß und hatte
    hohe, geschmackvolle Fenster. Allerdings waren zwei Fensterscheiben zerbrochen, und auf die schimmernde, schwarz gestrichene Eingangstür hatte jemand die Zahl 45 geschmiert. Ehe Lizzie sich dazu äußern konnte, fuhr eine zweite Kutsche vor, und Jay sprang heraus.
    Er trug einen hellblauen Anzug mit Goldknöpfen und eine blaue Schleife in seinem Blondhaar - richtig zum Anbeißen, dachte Lizzie. Er

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