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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einzunehmen. Die beiden kongolesischen Fährtensucher blieben bei einem großen Baobab zurück, weil sie mit dem weiteren Geschehen nichts zu tun hatten, und der Baobab war ausreichend dick, um sie vor einem angreifenden Elefanten zu schützen.
    Oscar entsicherte sein Gewehr und lehnte es an einen schmalen Baum vor sich. Er hoffte, dass Hans Christian die Geduld aufbrachte, den richtigen Moment abzuwarten. Einen Elefanten zu schießen war so leicht wie schwer zugleich. Insbesondere wenn er auf der Stelle sterben sollte.
    Im Schatten des Waldes war es vergleichsweise kühl, Oscar schwitzte nur wenig. Vermutlich lag es auch an der Höhe, in der sie sich befanden. Dass es keine Tsetsefliegen gab, war ein Segen.
    Ein Honigvogel begann, aufgeregt zu pfeifen. Das war nicht gut. Vielleicht wusste der Alte ja, dass der Honigvogel
die Menschen zu den wilden Bienen lockte, um sich seinen Anteil am Honig zu holen, den man ihm wohlweislich übrig lassen sollte. Wusste der Alte das? Und wusste er auch, wie es weiterging, wenn ein Mensch den ganzen Honig mitnahm? Dann führte der Honigvogel den nächsten Menschen zu einer Giftschlange.
    Irgendetwas hatte der Alte ganz offenbar gemerkt, denn Oscar sah, wie er den Kopf hob, die Ohren aufstellte und den Rüssel hob, als wolle er Witterung aufnehmen. Seine Leibwächter taten es ihm gleich. Sie konnten jederzeit das Weite suchen.
    Da fiel ein Schuss. Oscar griff rasch nach seinem Mausergewehr. Die Hinterbeine des Alten gaben langsam nach. Er hob den Rüssel in die Luft und sackte zur Seite. Er war tot, Hans Christian hatte ihn an der richtigen Stelle getroffen.
    Einen Augenblick später folgte der nächste Schuss. Vermutlich Kadimbas.
    Oscar versuchte, zwischen den Ästen vor sich einen geeigneten Schusswinkel zu finden. Seine beiden Bullen standen mit aufgestellten Ohren da. Da der Alte keine Anweisungen mehr gab, wussten sie nicht, wen und in welcher Richtung sie angreifen sollten. Jetzt sah Oscar beide Augen des einen vor sich und wollte gerade schießen, als die beiden anderen erneut schossen. Eine kostbare Sekunde lang kam er aus dem Konzept, bis er sein Ziel wieder im Blick hatte und abdrückte. Es war sofort zu sehen, dass er getroffen hatte. Da wurde es dem letzten Leibwächter des Alten zu viel. Er drehte sich um, um zu flüchten. Sein Kopf wurde von einer dichten Baumkrone verdeckt, aber der Lungen-und Herzbereich war ungeschützt. Oscar schoss automatisch
und unverzüglich, als er diese Blöße entdeckte. Der Elefant bahnte sich mit Getöse seinen Weg durch den Wald, glücklicherweise weg von ihnen. Da hörte er einen Schuss von den anderen und noch einen.
    Das konnte Gutes oder Schlechtes bedeuten. Er lauschte intensiv, aber das Einzige, was er hörte, war das immer leiser werdende Getöse flüchtender Elefanten.
    Dann war es still. Oscar schwitzte heftig und leckte sich über die Oberlippe. Immer noch war alles still. Seltsam.
    »Ist bei euch alles in Ordnung?«, rief er in Kadimbas und Hans Christians Richtung, und sie antworteten ihm jubelnd, lachend und lautstark, dass alles gut gegangen sei.
    Ganz richtig lagen bei ihnen vier tote Elefanten. Kadimba und Hans Christian erzählten durcheinander, der eine auf Swahili, der andere auf Deutsch, was geschehen war.
    Hans Christian berichtete, wie er eiskalt, zuversichtlich und geduldig den richtigen Augenblick abgewartet hatte.
    Kadimba erzählte, Hans Christians Gewehrlauf hätte mal hierhin, mal dorthin gezeigt, bis er schließlich verzweifelt abgedrückt und den Alten perfekt in den Kopf getroffen habe.
    Anschließend hatte Kadimba den zweiten Elefanten getroffen, hierin wichen der deutsche Bericht und der Bericht auf Swahili nicht voneinander ab.
    Dann hatte Hans Christian den dritten mit einem perfekten Schuss erlegt. Laut der deutschen Version.
    Auf Swahili hieß es, Hans Christian habe zu hoch gezielt, und zwar in das große Fettpolster, das Tembo auf dem Kopf trage. Dieser Treffer habe ihn nur etwas benommen gemacht, ihn aber nicht wirklich verletzt.
    Sowohl auf Deutsch als auch Swahili wurde dann übereinstimmend
berichtet, dass Kadimba auf den vierten Elefanten geschossen habe. Laut der deutschen Version hatte er ihn aber nur verletzt.
    Übereinstimmend erzählten die beiden dann, dass sich einer der tot geglaubten Elefanten plötzlich auf die Vorderbeine aufgerichtet habe, woraufhin Hans Christian auf ihn schoss und ihn endgültig erlegte. Kadimba habe dann vollkommen unnötigerweise noch einen Schuss abgegeben.

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