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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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gewesen. Weiterhin hassten sie die arabischen Sklavenjäger und erst an dritter Stelle den weißen Mann.
    Diese drei Stämme waren also friedliche Bauern und keine Krieger, aber der Geist der Schlange, Hongo, machte sie offenbar verrückt. Irgendwann hatten einige Ngindo-Männer so viel von Kinjikitiles Elixier und dazu noch Bier getrunken, dass sie mit ihren Pangas einen katholischen Bischof, zwei Benediktinermönche und zwei Nonnen, die sich auf Safari befunden hatten, in Stücke hackten. Damit nahm das Übel seinen Anfang. Der Gouverneur, Graf Adolf von Götzen, forderte zweihundert Marineinfanteristen als Verstärkung an.
    Es fand alles ein rasches Ende. Beunruhigend war nur, dass sich die Ngoni-Krieger aus dem Süden dem Aufruhr anschlossen. Die Ngoni waren mit den Zulu verwandt und militärisch genauso organisiert wie diese. Die Abschaffung des Sklavenhandels war ihnen schon lange ein Dorn im Auge.
    Sie waren seit Jahrhunderten Krieger, und deswegen schien es überflüssig, dass sie das magische Elixier aus Rizinusöl und Hirse überhaupt probierten. Sie testeten es genau genommen nur einmal und rannten dann in offenem
Gelände gegen zwei Maschinengewehre an. Damit war der Aufruhr praktisch beendet. Es mussten nur noch ein paar Anführer eingefangen und gehängt werden, Kinjikitile als Erster.
    Sehr viel mehr gab es über diesen Aufruhr nicht zu sagen, außer dass er unglücklich verlaufen und völlig unnötig gewesen war und zu viele Unschuldige mit in den Tod gerissen hatte.
    Das Gesprächsthema hatte allen die Laune verdorben. Jetzt konnte man nicht einfach dazu übergehen, optimistische Spekulationen über den ersten Platz anzustellen, den ihnen der entgegenkommende belgische Zöllner als elefantenreich beschrieben hatte. In diese Gegend waren sie im Vorjahr aufgrund des Regens nicht vorgedrungen.
    Nach einem knappen Gute Nacht legten sie sich schlafen. Wie immer zu Anfang einer Safari schmerzten alle Knochen.
    Sie wanderten eine Woche lang, ohne mehr als einzelne Elefanten in der Ferne zu sehen, noch dazu überwiegend Kühe und Kälber, für die es sich nicht lohnte, anzuhalten.
    Aber als sie die Gegend erreichten, die der belgische Zöllner als besonders elefantenreich auf der Landkarte eingezeichnet hatte, zeigte sich, dass sie sich am rechten Ort befanden. Dies war eine Landschaft, in der sich Elefanten wohlfühlten, hohes Gras in den Ebenen und in regelmäßigen Abständen dichte Wälder. Von einem hohen Termitenhügel aus sahen sie Hunderte, vielleicht sogar tausend Elefanten auf einmal. Der Anblick war umso aufbauender, da er nicht von am Himmel kreisenden Geiern gestört wurde. Das bedeutete, dass ihnen keine anderen Elefantenjäger
zuvorgekommen waren und dass sie den ganzen Schatz allein heben konnten.
    Sie hatten es nicht eilig und bereiteten sich eingehend auf ihren Angriff vor. Es war wichtig, das Ganze mit Ruhe anzugehen. In dem hohen Gras Stellung zu beziehen und den erstbesten Elefanten abzuschießen wäre unklug, weil die Tiere dann in alle Richtungen fliehen würden und die Herde sich zerstreuen würde. Es galt, sich seitwärts durch ein Wäldchen anzuschleichen, eine Gruppe Bullen zu überraschen und gleich vier oder fünf von ihnen zu erlegen, ehe sie begriffen, aus welcher Richtung die Gefahr kam. Die überlebenden Elefanten würden auf die Savanne fliehen. Dann würde man weitersehen. Entweder beruhigten die aufgescheuchten Elefanten sich wieder, wenn sie die anderen friedlich grasenden Elefanten sahen, oder sie verbreiteten Panik, und die ganze Herde suchte das Weite, hoffentlich in gemeinsamer Richtung, sodass man sie nach einigen Tagen wieder aufspüren konnte.
    Der Wind wehte stetig aus Nordost, eine Diskussion über die einleitende Taktik erübrigte sich also. Man würde sich erst Richtung Osten bewegen und dann gen Norden auf ein größeres Waldgebiet zu. Danach war alles nur noch eine Frage der Zeit.
    Oscar ließ zwei der kongolesischen Elefantenjäger herbeirufen. Nicht weil man Hilfe beim Deuten der Elefantenfährten benötigt hätte, sondern weil diese Männer die fast übernatürliche Gabe besaßen, Elefanten in dichtem Unterholz zu entdecken.
    In Dar wurde darüber gescherzt, dass manche Leute zu dämlich waren, einen Elefanten auf zehn Meter Entfernung zu erkennen. So scherzten nur die Ahnungslosen.
Oscar und Kadimba hatten es oft genug selbst erlebt. Einmal waren sie im Glauben, einen großen Bullen etwa hundert Meter vor sich zu haben, durch dichtes Gestrüpp

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