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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lettow-Vorbeck und deutete irgendwo auf der Landkarte auf das nordöstliche Hoheitsgebiet.
    »Leutnant Lauritzen«, sagte er freundlich und überhaupt nicht im Befehlston. »Ja, von jetzt an sind Sie Leutnant der Pionierkompanie B der Schutztruppe. Ich befehle Ihnen hiermit, sich nach Handemi zu begeben. Von dort
aus müssen wir eine Eisenbahnverbindung nach Mombo bauen, um unser am dichtesten besiedeltes Gebiet im Nordosten zu schützen und die Truppenbewegungen im Grenzgebiet zu den Engländern zu erleichtern. Kennen Sie diese Gegend und die Gegend um den Kilimandscharo?«
    »Ja, Herr Oberst. Ich habe dort viel gejagt. Auch östlich davon im Massai-Land. Außerdem habe ich dort oben an vielen Eisenbahnstrecken mitgebaut.«
    »Sehr gut. Dann kann ich Ihnen erklären, dass dieses Projekt bereits beschlossene Sache ist. Zwei Freiwillige haben die Leitung übernommen, Generalpostmeister Wilhelm Rothe und Regierungsrat Franz Krüger. Kennen Sie die beiden?«
    »Ja, Herr Oberst, allerdings nur oberflächlich.«
    »Gut. Die beiden sind Ihre Vorgesetzten bei dem Projekt. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, Herr Oberst, das habe ich verstanden, aber …«
    »Nein! Ich weiß sehr wohl, was Sie sagen wollen, Herr Oberingenieur. Was verstehen ein Generalpostmeister und ein Regierungsrat von Eisenbahnen? Vermutlich nicht das Geringste, aufrichtig gesagt. Aber sie haben sich als Freiwillige gemeldet, und das ehrt sie. Ihre gesellschaftliche Stellung macht es erforderlich, dass sie in der Schutztruppe mindestens den Rang eines Hauptmanns bekleiden. Daher sind die beiden auch Ihre Vorgesetzten. Aber ich bin mir sicher, dass sie über einen Leutnant, der alles kann, was sie nicht können, und der außerdem einer der besten Schützen des Landes sein soll, sehr froh sein werden. Haben wir uns verstanden?«
    »Vollkommen, Herr Oberst. Aber …«
    »Nein! Wir verstehen uns also. Lassen Sie mich noch
hinzufügen, dass Major Kempner und ich Ihren Beitrag sehr zu schätzen wissen. Wir haben es mit sehr großen Gebieten und enormen Distanzen zu tun. Wenn wir die Engländer besiegen wollen, und das werden wir, dann sind der Einsatz der Pioniere und die Transporte entscheidend.«
    Sie rüsteten ihn militärisch aus, mit einem Rucksack, Proviant und einem Mausergewehr kleineren Kalibers als sein eigenes, für den Fall, dass er die zwanzig Patronen, die er für sein Jagdgewehr besaß, aufbrauchte.
    Damit hatte Oscars Krieg begonnen. Es war August 1914, und alle schienen sich einig zu sein, dass der Krieg vor Weihnachten vorüber sein würde.

    Für Oscar gestaltete sich der Krieg unerwartet angenehm. Er tat etwas, was er gut konnte, er leitete erneut einen Eisenbahnbau, außerdem im Nordosten in einer Höhe, in der das Klima erträglich war und weder Moskitos noch Tsetsefliegen die Arbeiter quälten. Wie Oberbefehlshaber Paul von Lettow-Vorbeck vorhergesehen hatte, hatten seine beiden Vorgesetzten, Generalpostmeister Wilhelm Rothe und Regierungsrat Franz Krüger, Oscar mit offenen Armen empfangen. Beide hatten in ihrem ganzen Leben noch keinen Meter Gleise verlegt. Ihre Fähigkeiten, die mehr auf der Verwaltungsebene lagen, waren jedoch ebenfalls sehr nützlich. Sie sorgten meisterhaft dafür, dass der Strom von Ochsenkarren mit Schienen, Schwellen, Proviant und Bier aus Dar nie abriss.
    Das Terrain stieg von Handemi, wo die Strecke begann,
nach Mombo, wo der Anschluss an die große nördliche Bahnstrecke erfolgen sollte, leicht an. Die Arbeiten würden in einigen Monaten zu schaffen sein. Vielleicht würden sie nicht einmal vor Ende des Krieges fertig werden.
    Die sporadischen Neuigkeiten waren immer gut. Bereits am 15. August hatten deutsche Truppen eine Festung bei Taveta, fünfundzwanzig Kilometer im englischen Territorium, erobert. Von dieser aus konnte man die eigene Bahnlinie verteidigen und die Engländer in Kenia bedrohen. Alle Berichte waren von einer herablassenden Haltung den Engländern gegenüber geprägt, dass sie leicht zu besiegen wären und schnell die Flucht ergriffen. So überlegen sie zur See waren, so unterlegen waren sie zu Land, schien es.
    Umso erfreulicher war daher die Nachricht, dass der Kreuzer Königsberg im Morgengrauen des 17. September einen kühnen Angriff auf Sansibar unternommen und den Kreuzer HMS Pegasus versenkt hatte, eines der beiden Schiffe, die Dar am 8. August so schändlich angegriffen hatten.
    Die albtraumhaften Bilder des abgebrannten Hauses und der verkohlten Leichen Hassan Heinrichs und seiner

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