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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Todesangst ausdrückte, dann das Gebrüll eines Löwen und das eines zweiten.
    Erst in der Morgendämmerung ließ sich feststellen, was geschehen war. Beide Löwen waren zurückgekehrt und hatten einen schmalen Tunnel oder Gang durch einen Wall aus Dornenbüschen gefunden. Dort waren sie eingedrungen, hatten ein nicht ganz geschlossenes Zelt entdeckt, einen Mann ins Freie geschleppt und ihn erst getötet, nachdem sie die Boma verlassen hatten. Das war der Todesschrei, den sie gehört hatten.
    Kadimba schilderte Oscar die Ereignisse kurz und bündig beim Frühstück. Die Löwen hatten das Lager gründlich untersucht, vielleicht zwei Nächte lang, und dann zugeschlagen. Sie hatten die Zelte gewählt, die am weitesten von den beiden Schützen entfernt lagen. Das hatte mit Glück nichts zu tun, das war List.
    Dass sie sich durch die Dornenbüsche hatten zwängen können, beruhte darauf, dass sie, was Kadimba von Anfang an gewusst hatte, vollkommen kahl waren. Ein Löwe mit üppiger Mähne hätte nicht durch das Loch gepasst, durch das die Brüder eingedrungen waren.
    »Bwana Oscar«, seufzte Kadimba eher verlegen als beunruhigt. »Diese Löwen werden uns noch viel Ärger machen. Bald werden die Männer, die keine Jäger sind wie Bwana Oscar und ich, wieder an böse Geister glauben.«

    Der Glaube an Zauberei und böse Geister schien unbezwingbar. Warum sonst konnte nichts diesen Dämonen in Löwengestalt etwas anhaben, ließen sie sich durch nichts überlisten? Bald würde Panik ausbrechen. Eines Abends lief ein Mann laut schreiend aus dem Lager in den Wald und ward nie mehr gesehen. Er war von den bösen Löwengeistern verhext worden, die sich dafür rächten, dass man es ihnen immer schwerer machte.
    Das war die allgemeine Auffassung im Lager, und Oscar blickte mit Besorgnis der Ankunft des nächsten Transports mit Material und neuen Arbeitskräften von Daressalam entgegen. Vermutlich musste er seinen Askaris befehlen, die Eisenbahnwaggons mit aufgepflanzten Bajonetten zu
bewachen und scharf zu schießen, falls seine Arbeiter versuchten, den Zug zu kapern und zu fliehen.
    Kadimba und er hatten nichts unversucht gelassen. Sie hatten die Boma um die Zelte mit einer Palisade verstärkt, damit die Bestien nicht unter den Dornenbüschen hindurchkriechen konnten. Kadimba und er litten unter Schlafmangel wegen der Nachtwachen, die jetzt einfacher waren, da der Himmel inzwischen wolkenlos war und der Mond zunahm. Aber nichts half. Mit jedem neuen Hindernis ersannen die Löwen eine neue Taktik.
    Sie wurden auch immer dreister. Sie kündigten ihre Besuche mit einem Gebrüll an, das einen Kilometer durch die afrikanische Nacht zu hören war, einem dumpfen, grollenden Geräusch, bei dem sich bei Schwarzen wie Weißen die Nackenhaare sträubten. Kadimba sagte, Simba signalisiere auf diese Weise, dass er sich seinem Jagdrevier nähere, und warne alle davor, ihm dieses Recht streitig zu machen. Die beiden Löwen hatten begonnen, das Eisenbahnerlager als ihre private Fleischfarm zu betrachten, in der die Tafel immer gedeckt war. Oscars Gefühl der Ohnmacht ging allmählich in Verzweiflung über.
    Was den zunehmenden Aberglauben betraf, war es nicht sehr hilfreich, dass sich die beiden Löwen am helllichten Tag zeigten. Im Gegenteil.
    Gegen zwei Uhr nachmittags griffen sie die Arbeiter am ersten Brückenfundament an. In der Tat wie böse Geister stürzten sie blitzschnell aus dem frischen, hohen Gras neben dem Fundament am Flussufer hervor, rissen einen der Arbeiter um, der ein paar Schritte entfernt sein Geschäft verrichtete, und verschwanden ebenso schnell mit ihrer Beute im hohen Gras. Nach wenigen Sekunden war alles vorbei.
    Sie hatten sich jedoch lange genug gezeigt, damit alle sich ein erschreckend deutliches Bild von ihnen machen konnten. Sie waren sehr wuchtig und größer als das durchschnittliche Löwenmännchen. Außerdem waren sie vollkommen kahlköpfig, nicht einmal die Andeutung einer Mähne war an Kopf, Hals oder Schultern zu erkennen. Sie boten einen grotesken Anblick, löwenhaft und auch wieder nicht.
    Oscars Mausergewehr hatte nur wenige Meter entfernt an einem Brückenpfeiler gelehnt, aber er hatte keinen Schuss abfeuern können, weil alles so schnell gegangen war. Er gab den naheliegenden Befehl, um den Brückenpfeiler herum in einem Fünfzigmeterradius das Gras mit Pangamessern zu mähen. Sensen standen ihnen leider keine zur Verfügung.
    Am nächsten Tag saß er, das Mausergewehr im Anschlag, auf dem

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