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Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Die Brückenbauer: Roman (German Edition)

Titel: Die Brückenbauer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Bauchdecke durchschlagen und ist hinten aus dem linken Oberschenkel wieder ausgetreten. Ich weiß nicht, ob der Knochen verletzt ist oder ob es sich nur um eine oberflächliche Wunde handelt. Die Blutspur gibt darüber keine Auskunft, und ich habe keine Knochensplitter gefunden.«
    »Aber ihm war nicht anzumerken, dass ich ihn getroffen habe!«, wandte Oscar ein. »Das hätte ich doch sehen müssen. Ich hätte genauso gut Platzpatronen verschießen können. Er ist einfach nur wie der Blitz verschwunden.«
    »Da er auf dem Esel lag, als Bwana Oscar ihn angeschossen
hat«, stellte Kadimba fest, »kann es durchaus so ausgesehen haben.«
    Oscars Verzweiflung wurde von Hoffnung abgelöst.
    »Du hast gesagt, ich hätte ihn in der hinteren Bauchregion getroffen. Dann wird er also sterben?«, fragte Oscar, obwohl er die Antwort eigentlich kannte.
    »Ja. Er ist am Ende. Er wird nicht wiederkehren. Die Hyänen erwischen ihn in ein paar Tagen«, bestätigte Kadimba. »Wir brauchen uns keine Sorgen mehr zu machen.«
    Einen angeschossenen Löwen zu verfolgen war das Gefährlichste, was man in Afrika unternehmen konnte, so viel hatte Oscar inzwischen gelernt. Aber er wollte das Fell als Beweis dafür, dass auch der zweite Dämon vernichtet worden war. Alle im Lager sollten es mit eigenen Augen sehen, weil sonst das Gerede von den unsterblichen Geisterwesen nur von Neuem anheben würde.
    Also beschloss er, Simba aufzuspüren und sein Leben zu beenden. Kadimba ließ sich nicht anmerken, was er davon hielt, und holte kommentarlos das Mannlichergewehr und etwas Reservemunition aus Oscars Zelt.
    Sie folgten der Fährte. Oscar ging neben Kadimba, sein Mausergewehr in Höhe der Hüfte schräg nach vorn gerichtet. Sie mussten nicht lange gehen, als die Fährte plötzlich in einem undurchdringlichen Gebüsch verschwand.
    Kadimba umrundete das dichte Gebüsch in einem weiten Bogen, immer noch mit Oscar als Leibwache in höchster Alarmbereitschaft neben sich. Als sie zum Ausgangspunkt zurückkamen, erklärte Kadimba, der Löwe liege in dem Gebüsch, weniger als zwanzig Meter von ihnen entfernt. Dass er noch nicht angegriffen habe, könne an zwei Dingen liegen.
Entweder habe ihn das Wundfieber seiner Kräfte beraubt, oder er sei bereits tot.
    Aber vielleicht fühlte er sich dort im Gebüsch auch einfach sicher und wartete nur darauf, dass sich ihm seine Verfolger näherten. Was sie jedoch nicht vorhatten. Es galt, den Löwen auf offenes Terrain zu locken, aber dazu brauchten sie die Hilfe aller verfügbaren Askaris.
    Sie kehrten ins Lager zurück, trommelten die Soldaten zusammen und statteten sie mit Petroleumkanistern und Fackeln aus. Als sie wieder bei dem Gestrüpp anlangten, überzeugte sich Kadimba als Erstes davon, dass der Löwe nicht entkommen war. Oscar wartete unter einem riesigen Baobab, dessen Stammesumfang mindestens zwölf Meter betrug.
    Kadimba nahm neben Oscar Platz und flüsterte ihm zu, was als Nächstes zu tun sei. Die Befehle musste Bwana Oscar geben, da die Askaris nur ihm gehorchten.
    Der Plan war simpel, aber gefährlich. Zehn Askaris sollten das Gebüsch mit Fackeln umzingeln und nur dort, wo der Löwe in das Gebüsch eingedrungen war, eine Lücke lassen. Davor würden Oscar und Kadimba ihn in einem Abstand von fünfundzwanzig Metern mit den Gewehren im Anschlag erwarten.
    Auf Oscars Zeichen hin zündeten die Askaris das Gebüsch von allen Seiten an und schossen dann in die Richtung, in der sie Simbas Versteck vermuteten. Anfänglich geschah nichts, und alle atmeten auf. Der Löwe war offensichtlich tot.
    Dann ereignete sich alles mit ungeheurer Geschwindigkeit. Der Löwe war bereits fünf Meter aus dem Gestrüpp heraus, als Oscar ihn bemerkte. Er schoss, der Löwe stürzte,
erhob sich aber sofort wieder und setzte seinen Angriff fort. Oscar schoss erneut, konnte aber nicht mehr für einen dritten Schuss nachladen, da war die Bestie schon über ihm. Sein letzter Gedanke war, dass er seinen Hals mit dem Gewehr vor dem weit aufgerissenen Maul schützen musste.
    Im nächsten Augenblick drückte ihn das enorme Gewicht zu Boden, und er hatte nicht einmal Zeit, sich zu fürchten, da war auch schon alles vorüber. Kadimba schob die Mannlicher wie einen Speer unter den Löwen und schoss ihm direkt ins Herz.
    Das riesige Gewicht rollte seitlich von Oscar, der sich schnell aufrichtete, damit die herbeieilenden Askaris nicht Zeugen seiner misslichen Lage wurden. Der Löwe zuckte ein letztes Mal.
    Erst auf dem Heimweg zum Lager

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