Die Brueder des Kreuzes
seid doch nach wie vor mein Vasall, oder? Ihr habt doch in meiner Abwesenheit kein Gelübde abgelegt?«
Er sah Andrés Kopfschütteln, und sein Grinsen wurde breiter.
»Das ist großartig, denn bevor die Flotte vor Anker geht und Gott Eure Loyalität für sich beansprucht, brauche ich Euch noch, Junge, um in meinem Namen Großes zu bewirken.«
Immer noch grinsend sah er sich beinahe verstohlen um wie ein kleiner Junge, der einen Streich im Schilde führt. Dann zupfte er André am Ärmel und zog ihn beiseite in den schützenden Zwischenraum zwischen zwei Holzschuppen.
»Ihr müsst etwas für mich tun, nur Ihr allein, und zwar jetzt sofort, solange meine Entscheidung noch frisch ist.«
»Natürlich, Mylord. Was denn?«
Der König fixierte ihn scharf, schien zu zögern, doch dann sprudelten die Worte so schnell aus ihm heraus, dass sie sich zu überschlagen schienen.
»Ihr müsst Euch ein Boot besorgen.«
»Schon geschehen, Mylord. Ich habe eins hier.«
»Gut. Dann nehmt es und begebt Euch zu den Dromonen in der Bucht. Dort werdet bei meiner Verlobten vorstellig und teilt ihr mit, dass wir heute vermählt werden, sie und ich, heute Abend vor dem Abendmahl. Bis dahin soll sie sich ankleiden und sich vorbereiten. Ihr bleiben dafür noch einige Stunden Zeit – mindestens zwei, vielleicht drei. Ich habe auf dem Rückweg von Kolossi bereits mit Vater Nicolas, meinem Kaplan, gesprochen. Er wird den Eheritus vollziehen und ist ebenfalls bereits mit den Vorbereitungen befasst. Wir werden die Kapelle des heiligen Georg, des Drachentöters, in der Burg Limassol benutzen, und die anwesenden Bischöfe aus unseren Domänen – der Bischof von Evreux ist hier und ein weiterer aus Bayonne sowie einige Erzbischöfe – werden sie offiziell zur Königin von England salben und ihr die Krone aufsetzen, sobald wir Mann und Frau sind. Sagt Ihr all dies, und ermahnt Joanna, sich mit darum zu kümmern. Sie soll ihre und Berengarias Zofen mitbringen, um die Königin von dieser Ansammlung grimmiger Kirchenmänner abzuschirmen. Und vergesst nicht, de Sables Stellvertreter Coutreau mitzuteilen, wie viele Frauen an Land gehen werden, damit er sich um ihren Transport kümmern kann. Er wird eine überdachte Barkasse brauchen, damit sie auf der Überfahrt nicht vom Wind zerzaust oder durchnässt werden. Es geht schließlich nicht an, dass sie unter all den eitlen Gecken, die sich hier versammeln werden, sobald sich die Nachricht herumspricht, wie die gerupften Hühner erscheinen.«
Er hielt abrupt inne, dann packte er André erneut an der Schulter, und die Umklammerung seiner Finger durchdrang sogar das Kettenhemd, das André unter seinem Überwurf trug.
»Habt Ihr das alles verstanden?«
»Aye, Mylord.«
Rasch wiederholte André seine Instruktionen. Noch während er sie für den König herunterbetete, dachte er jedoch, dass all dies sehr plötzlich und ohne Vorwarnung gekommen war, und er fragte sich, warum. Die Fastenzeit war lange vorüber, und die Osterzeit mit all ihren Anspielungen auf Wiedergeburt und Fruchtbarkeit war im Sturm untergegangen. Nun hätte man die Verlobung bis in alle Ewigkeit hinausziehen können, ohne dass irgendjemand nur eine Augenbraue hochgezogen hätte, denn der bevorstehende Feldzug in Outremer warf seinen täglich wachsenden Schatten über alles andere.
Warum also, fragte sich André, diese plötzliche Dringlichkeit, die Hochzeit nun innerhalb eines Tages zu vollziehen? Noch tags zuvor war nach Andrés Besuch bei der Prinzessin keine Rede davon gewesen. Er fragte sich, ob der König diesen Schritt tun musste, solange sein Hochgefühl über den Sieg über den Inseltyrannen anhielt – bevor ihn der Mut verließ?
Er suchte nach Anzeichen von Panik oder Verzweiflung in Richards Verhalten – und stellte fest, dass er beides sah, auch wenn sich der König fest im Griff hatte.
Richard fuhr nun fort.
»Gut. Sagt der Prinzessin, es wird eine herrliche Hochzeit. Es gibt hier in Limassol ein Benediktinerkloster, und man sagt mir, sie singen wunderschön. Für Musik und feinstes Kerzenlicht und duftende Weihrauchwolken ist also gesorgt. Sagt Ihr das, damit sie nicht glaubt, dass sie um eine königliche Hochzeit gebracht werden soll. Das darf sie nicht glauben. Musik, Licht und Weihrauch … und danach ein Hochzeitsfest. Es drehen sich schon Ochsen, Schafe und Schweine am Spieß, und man bereitet Fisch und Geflügel zu.«
Der König brach ab, und Zweifel erfüllte plötzlich sein Gesicht. Er blickte hinter
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