Die Brueder des Kreuzes
wurde.
»Ja, Bruder Aquila. Ich verstehe … voll und ganz. Und ich bedaure, Euch durch eine solche Nichtigkeit aufgefallen zu sein. Verzeiht mir.«
»Das ist nicht nötig, denn es ist ja nichts geschehen. Aber von nun an bleibt Ihr an Bord, es sei denn, König Richard lässt Euch persönlich rufen.«
Es gelang André zu lächeln, und er neigte den Kopf.
»Diese Bedingung kann ich sogar noch verbessern, Senior del’ Aquila. Ich werde Richard nur Folge leisten, wenn er mich als mein Lehnsherr, der Herzog von Aquitanien, rufen lässt. Ansonsten werde ich hierbleiben und keine törichten Risiken eingehen. Dem englischen Reich schulde ich nichts.«
Während sie ihr Gespräch beendeten, brachen Richard und seine Reiter bereits nach Westen gen Kolossi auf. Auch als er sie davonreiten hörte – es war noch zu dunkel, um sie zu sehen –, spürte André kein Bedauern mehr zurückzubleiben. Aquilas Ermahnung hatte ihn daran erinnert, welches die Prioritäten in seinem Leben waren.
Den Rest des Morgens verbrachte er damit, seine Waffen zu pflegen, vor allem seine Armbrust, die er vom Salz und Rost der vergangenen Monate auf See befreite. Dann reinigte er seine Bolzen und überzeugte sich, dass seine Bogensehnen unbeschädigt geblieben und nicht nass geworden waren.
Nach dem Mittagsmahl begab er sich mit zwei anderen Rittern an Land, wo die Armbrustschützen Zielscheiben aufgebaut hatten. Dort übte er eine Stunde lang, bis Richard und seine Begleiter reich beladen von ihrem Ritt zurückkehrten. Die Nachricht von ihrem erfolgreichen Raubzug verbreitete sich schnell und löste großen Jubel aus.
Die Männer hatten Isaacs Lager ungeschützt vorgefunden. Sämtliche Insassen schliefen, weil niemand die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, dass der Feind ihnen noch in derselben Nacht folgen könnte. Richard hatte unverzüglich angegriffen, und der folgende Kampf war von Anfang an vollkommen einseitig gewesen, da die Feinde panisch aus ihren Betten sprangen und in die Hügel flohen. Niemand versuchte auch nur, seine abgelegten Kleider oder Waffen anzulegen, um sich zu verteidigen.
Isaac war verschwunden, und man ging davon aus, dass er inmitten der anderen geflüchtet war. Es hieß, er sei ins Landesinnere unterwegs und halte durch das Troodosgebirge auf Nicosia zu, das siebzig Meilen entfernt lag.
Richard war bester Laune. Der Tag war Sonntag, der zwölfte Mai, das Fest des heiligen Pancras im Jahre 1191, und er sollte neben dem Sieg über den ahnungslosen Isaac noch andere bedeutende Ereignisse mit sich bringen, beginnend mit dem Eintreffen der restlichen Flotte, die eher als erwartet am Horizont auftauchte.
André, der an Land gegangen war, befand sich auf dem Rückweg zu seinem Boot am Strand, als er eine vertraute Stimme hörte, die seinen Namen rief, und den König persönlich hinter sich hergaloppieren sah. Richards Gesicht war rot angelaufen, und es war nicht zu übersehen, dass er mit sich selbst zufrieden war. Er schwang sich aus dem Sattel und warf André einen Arm um die Schultern, um ihn dann an seine Brust zu ziehen.
»Ich habe Euer Gesicht heute Morgen vermisst«, begann er, bevor er André aus seiner Umarmung entließ. »Ich hatte Euch an meiner Seite erwartet, als ich nach Freiwilligen gerufen habe, doch dann habe ich gesehen, dass Ihr nicht der einzige Templer wart, der in der Truppe fehlte. Keiner von Euch war dabei. Warum war das so? Möchte mir der Tempel etwas mitteilen?«
André grinste reumütig und bewegte seine rechte Schulter, die auch Monate nach der Verletzung manchmal noch empfindlich war.
»Ja und nein, Mylord. Ich habe versucht, die Erlaubnis zu bekommen, doch wie alle anderen, die dasselbe versucht haben, wurde mir ins Gedächtnis gerufen, dass meine erste Pflicht bei dieser Expedition der Wiederaufbau des Ordens in Outremer ist. Man hat mich darauf hingewiesen, dass ein ruhm- und sinnloser Tod durch die Hand eines Rüpels auf einem unbedeutenden Feld in Zypern dem Tempel nur wenig Nutzen bringen würde, wohingegen meine Anwesenheit im Heiligen Land im Namen Gottes Großes bewirken könnte.«
»Hah!«
Richards kräftiges Lachen zeugte davon, dass selbst die Politik der Templer ihm an diesem Tag die Laune nicht verderben konnte.
»Wohingegen mein eigener ruhm- und sinnloser Tod bei ebendiesem Unterfangen keinerlei Auswirkungen auf den Tempel hätte! Grundgütiger, die Arroganz dieser Menschen ist wirklich nicht zu glauben!«
Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde.
»Aber Ihr
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