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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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knappe Antwort eines Offiziers im Dienst, und der Leutnant fuhr abrupt herum, um die Aufforderung auszurichten. Kurz darauf kam Sir Richard de Bruce aus seiner Kajüte und trat mit starrer Miene vor Sir André, der ihm zunickte.
    »Was habt Ihr mit dem anderen Mann gemacht?«
    »Ich habe ihm in seiner Kajüte Arrest erteilt.«
    »Das reicht nicht. Entkleidet ihn bis aufs Hemd, legt ihn in Ketten und lasst ihn dort drüben in der Ecke öffentlich bewachen, bis der König sein Urteil gefällt hat. Es wird diesem selbstzufriedenen Dummkopf nicht schaden, die Welt eine Weile aus dem Blickwinkel derer zu betrachten, die vom Schicksal weniger begünstigt sind als er. Er muss sich wieder daran erinnern, dass er als Unteroffizier auf einem Schiff des Königs kaum mehr Bedeutung hat als das Gesindel, das er befehligt, und es sich nicht leisten kann, sich beleidigend zu verhalten. Wie heißt er übrigens?«
    »De Blois, Sir André.«
    St. Clairs Augenbrauen fuhren in die Höhe, doch dann lächelte er.
    »Wirklich? Einer seiner Verwandten hat sich vor einiger Zeit alle Mühe gegeben, mich umzubringen. Das ist ja interessant, dass dieser Mann zu seiner Sippe gehört. Es scheint in der Familie zu liegen …«
    André ließ den Kommodore stehen und begab sich zum Ausgang, den ihm der Seemann aufhielt. Sein Boot wartete am Fuß der Rampe, und diesmal sprang er mühelos an Bord und ließ sich am Heck nieder, während sich seine Ruderer in Bewegung setzten.
    Und dann machte André Bekanntschaft mit einem der Wunder der Seefahrt. Er fragte seinen Steuermann, ob er wohl wüsste, wo sie am besten nach dem Grafen von Coutreau suchten, dem stellvertretenden Befehlshaber der Flotte. Daraufhin ließ der Mann den Blick kurz über die vor Anker liegenden Schiffe schweifen, um dann ohne zu zögern auf eines der neu eingetroffenen Schiffe zu zeigen.
    »Dort drüben«, brummte er, »auf dem Engländer.«
    »Wie könnt Ihr das wissen?«
    André war aufrichtig erstaunt, und der kräftige Steuermann tippte sich grinsend an die Nase.
    »Die Standarte, Sir, die Flagge, die über allen anderen weht, mit den drei grünen Dreiecken auf dem weißen Feld und den zwei Enden. Das ist die Standarte des Flottenkommandeurs. Er nimmt sie auf jedes Schiff mit, sodass der Rest der Flotte jederzeit weiß, wo er sich befindet. Grüne Dreiecke stehen für seinen Stellvertreter, das heißt, der Kommandeur selbst ist nicht da. Auf seiner Standarte sind die Dreiecke blau, ansonsten ist es die gleiche Flagge.«
    André war sehr beeindruckt.
    »Und das ist immer so?«
    »Immer, Sir, ohne Ausnahme. Wo immer sich der Flottenkommandeur aufhält, ist auch seine Standarte, und sie wird stets ganz oben angebracht. Das gebietet allein schon die Vernunft. Denn wenn es Schwierigkeiten gibt oder Krieg herrscht, halten die Leute, die Hilfe brauchen oder Befehle erwarten, nach dem Flaggschiff Ausschau, dem Schiff mit der Flagge des Kommandeurs.«
    »Bei Gott, was für eine gute Idee! Wer hat sich das ausgedacht?«
    Der Steuermann neigte den Kopf und tippte sich erneut an die Nase.
    »Jemand, der klüger ist als ich, Sir … und ein paar Jahre älter. Ich glaube nicht, dass es je eine Zeit auf See gegeben hat, in der es nicht so war. Wie schon gesagt, ist es doch nur vernünftig, oder?«
    »Aye, da habt Ihr recht.« Ein Grinsen breitete sich langsam auf Andrés Gesicht aus. »Dann bringt mich nun also auf der Stelle zum Kommandeur der Flotte.«

    MEHRERE HOCHRANGIGE Tempelritter wohnten an diesem Abend der königlichen Vermählung bei, um Zeugen der Hochzeit und der Krönung der neuen Königin zu sein. Allen Berichten nach war es ein festlicher Anlass. Massen von Kerzen tauchten die Kapelle in goldenes Licht, durch das die Weihrauchwolken schwebten. Mönche aus fünf Abteien vereinigten sich mit den Mitgereisten zu einem Chor, dessen Gesänge einzigartig waren. Ein Heer von Bischöfen, angetan mit ihren besten, juwelenbesetzten Roben und begleitet von kostbar gekleideten Akolythen, verwandelten die Szene in ein glitzerndes Farbenmeer, in dessen Mitte die Braut und ihre Begleiterinnen trotz der kurzen Vorbereitungszeit die Augen der anwesenden Laien – und zweifellos auch manch eines Kirchenfürsten – blendeten.
    André und seine Mitstreiter konnten die Gesänge des gigantischen Mönchschores nicht einmal hören. Wie jeder andere im Hafen von Limassol, der an diesem Abend nicht direkt mit der Hochzeit zu tun hatte, waren sie damit beschäftigt, die Ankunft der Flotte zu

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