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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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den Damen auf die Jagd gehen.«
    André stand da wie vom Donner gerührt, denn auf diese Worte war er nicht gefasst gewesen. Dann fand er seine Stimme wieder; sein Verstand nahm die Arbeit wieder auf, und er schüttelte den Kopf.
    »Nein, Mylord, verzeiht mir, doch das darf ich nicht. Als Novize ist mir der Umgang mit Frauen verboten, ausdrücklich sogar, denn dies ist eine der strengsten Regeln des Ordens. Wenn ich ihr nicht Folge leisten kann, käme ich für eine Aufnahme nicht mehr in Frage.«
    »Aye, möglich, aber würde Euch das wirklich Kummer bereiten? Ihr braucht es nur zu sagen, dann habe ich genug Arbeit für Euch, um Euch bis in alle Ewigkeit zu beschäftigen.«
    »Nein, Mylord, das ist nicht möglich … auch wenn es unverzeihlich ist, so etwas zu sagen. Doch ich kann mich jetzt nicht mehr ehrenhaft zurückziehen. Ich bin dem Orden bereits verpflichtet. Ich habe zwar mein Gelübde noch nicht abgelegt, doch man betrachtet mich so, als hätte ich es bereits getan. Außerdem verstehe ich Eure plötzlichen Vorbehalte nicht. Es war doch Eure Idee, dass ich dem Orden beitrete.«
    »Aye, das war es. Doch damals konnte ich die Sache nicht zu Ende denken – und diese verdammten Priester waren noch am Leben. Inzwischen ist alles anders, und ich brauche Euch jetzt.«
    André begann den Kopf zu schütteln, doch Richard hob gebieterisch die Hand.
    »Genug, kein Wort mehr. Es war ein Scherz, wenn auch nicht ganz. Vielleicht zur Hälfte. Vielleicht wollte ich Euch auch nur auf die Probe stellen. Lasst Euch etwas Zeit und denkt noch einmal genau nach. Ihr habt noch Zeit bis zu Eurem offiziellen Gelübde, und das heißt, Ihr habt auch Zeit, es Euch mit gutem Grund anders zu überlegen.«
    Richard ließ die Hand sinken.
    »Trotzdem müsst Ihr morgen mit den Frauen auf die Jagd gehen. Ich werde einen Dispens von de Troyes, dem Templermeister in Poitou, für Euch erwirken. Ihr habt keine Wahl, André. Dies ist keine Bitte. Ich kann es nicht mehr ertragen, unablässig von Frauen umgeben zu sein. Es treibt mich zum Wahnsinn. Joanna hat beschlossen, dass sie auf die Jagd gehen will, und ich kenne meine Schwester. Sie wird darauf drängen, bis sie ihren Willen bekommt. Also möchte ich, dass sie auf die Jagd geht und Berengaria mitnimmt. Es heißt, sie ist eine gute Jägerin – reitet wie ein Mann und tötet wie ein Fuchs, genau wie Joanna. Es wird Euch Freude machen, denke ich, wenn Ihr Eure Mönchsscheu überwunden habt. So und nicht anders muss es sein.«
    Richard atmete tief durch.
    »Ich habe den beiden meine Leibwächter angeboten, doch Joanna wollte nichts davon hören. Sie möchte jemanden, mit dem sie Konversation betreiben kann – oder, wie sie es ausdrückt, jemanden, der zur selben Zeit laufen und sprechen kann, ohne über seine Vorhaut zu stolpern. Vor allem aber möchte sie keine Leibwächter. Sie will einfach nur jagen – ohne Prunk und Pomp. Sie wird sich als Jäger verkleiden, wie sie es gewohnt ist, und niemand, der sie aus mehr als zehn Schritten Abstand sieht, wird auch nur ahnen, dass sie eine Frau ist. Berengaria plant das Gleiche; sie besitzt ihren eigenen Jagdharnisch. Joanna sagt, sie brauchen keine riesige Eskorte, und ich pflichte ihr bei. Doch Berengaria ist meine Gemahlin, die Königin von England, und ich kann sie nicht völlig ohne Begleitung durch den Wald reiten lassen. Sie müssen für den Notfall jemanden mitnehmen, der vertrauenswürdig und verantwortungsvoll ist.«
    Richard zuckte mit den Achseln.
    »Und da wart Ihr die erste Wahl.«
    André breitete protestierend die Hände aus.
    »Aber warum denn ich, Mylord. Es muss doch –«
    »Joanna hat ausdrücklich nach Euch gefragt, André, also kein Wort mehr. Ihr habt sie offensichtlich sehr beeindruckt.«
    »Das ist unmöglich, Sir. Sie hat mich doch nicht einmal eine Stunde gesehen.«
    Ein Lächeln kräuselte die Augenwinkel des Königs.
    »Das, mein junger Freund, ist für eine Frau mehr als genug, um Intrigen zu spinnen und Pläne zu schmieden. Ich werde meiner Schwester mitteilen, dass Ihr in der Dämmerung im Stall auf sie wartet. Ihr werdet doch dort sein, oder?«
    »Natürlich, Mylord, wenn Ihr darauf besteht.«
    »Ausgezeichnet. Ich bestehe darauf. Und Ihr werdet heute Abend mit uns speisen. Es ist ohnehin Zeit, dass Ihr König Guido und einige seiner Ritter kennenlernt. Sie werden Euch gefallen, denn sie sind wie wir, André, Ehrenmänner, die sich nicht fürchten zu sagen, was sie denken. Außerdem wird Euer Vater ebenfalls dabei

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