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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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die ganze Ebene in beinahe taghelles Licht, sodass André den Wald der Masten im Hafen sehen konnte, der sich vor dem Himmel abzeichnete.
    Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung aus der Richtung des Pavillons wahr, und er wandte den Kopf, sah aber nichts. Neugierig blieb er stehen und machte es sich bequem, indem er den Fuß auf einen Felsen stützte und den Ellbogen auf sein Knie legte, um das Terrain zu beobachten und zu sehen, ob sich die Bewegung wiederholen würde. Doch nichts geschah. Dann kam einer von Richards Wachleuten auf seinem Rundgang vorbei und passierte ihn in aller Ruhe, ohne auch nur einmal innezuhalten, und verschwand wieder aus seinem Blickfeld.
    André wollte sich gerade aufrichten, um weiterzugehen, als eine Gestalt aus dem Schatten einer Felsenansammlung gehuscht kam und sich auf ihn zubewegte. Wer auch immer der Mann war, er bewegte sich gebückt von einem Schattenfleck zum nächsten. Alle paar Schritte wandte er sich um und blickte hinter sich. André regte sich nicht. Er verharrte in seiner vorgebeugten Haltung, beobachtete den Rennenden und fragte sich, was genau er da wohl mit ansah. Wenn er sich aufrichtete, würde ihn der Mann sehen, und auf der Verfolgung würde er ihn wahrscheinlich aus den Augen verlieren. Doch wer konnte das sein, und was machte er hier?
    Er kam eindeutig aus der Richtung des Pavillons, und genauso eindeutig bemühte er sich, den Blicken der königlichen Garde zu entgehen. Der Flüchtende musste einer von Isaacs Zyprioten sein, denn es konnte doch keiner von Richards Soldaten das Risiko eingegangen sein, seinen König zu beleidigen, indem er eine Torheit an Isaac beging? Aber was, wenn doch einer von Richards Männern Isaac für gefährlicher gehalten hatte, als er war, und tatsächlich versucht hatte, ihn auszuschalten? Der Gedanke war nicht sehr abwegig. Genauso war es Richard schließlich auf dem Markt in Sizilien ergangen. Was, wenn Isaac Comnenus bereits tot in seinem Pavillon lag, ermordet durch die Hand des Mannes, der nun geradewegs auf ihn zugerannt kam, immer noch, ohne ihn zu bemerken?
    Der Mond war wieder hinter einer Wolke verschwunden, und die Nacht kam ihm jetzt noch dunkler vor als zuvor. André richtete sich auf und trat dem Mann in den Weg. Im selben Moment hörte er ein erschrockenes Atemholen, das Geräusch einer Klinge, die aus der Scheide fährt, und das Pfeifen einer Schwertklinge, die sich durch die Luft bewegt. Ihm blieb keine Zeit, seinerseits die Waffe zu ziehen, und nur sein Reflex rettete ihm das Leben. Er ließ sich zu Boden fallen und krümmte sich zu einer Rolle vorwärts zusammen, mit der er sich unter der zustoßenden Klinge hindurchbewegte und seinen Gegner zu Boden warf, indem er ihm die Beine wegzog. Im Aufstehen zog er seinen Dolch.
    Der andere Mann war geschickt gelandet und hatte die Waffe in der Hand behalten. Schon kam er wieder auf die Beine, mit einem Arm auf den Boden gestützt, den anderen, den Schwertarm, ausgestreckt, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. André begann einen Satz nach vorn, um gegen den Stützarm zu treten und den Mann erneut zu Boden zu werfen, doch dieser bewegte sich schnell und kraftvoll wie eine Katze und holte zu einem Hieb aus, der sein Ziel zerteilt hätte, wenn er es getroffen hätte. Doch André hatte die Gefahr kommen sehen und war zurückgesprungen statt nach vorn, sodass die Schwertspitze eine Handbreite an seinem Knie vorbeifuhr. Wieder stürzte er sich auf den Mann und zielte mit dem Dolch geradewegs nach dem Hals seines Gegners, während er versuchte, diesen mit einem Tritt seines rechten Beins zu Boden zu bringen. Fast wäre es ihm gelungen, doch auch der andere reagierte schnell. Andrés Fuß erwischte seinen Knöchel, sodass er stolperte, und bis er das Gleichgewicht zurückerlangt hatte, hatte auch André sein Schwert in der Hand.
    Das Klirren ihrer Schwerter alarmierte die Wachen, die nun vom Pavillon angerannt kamen. Ihr Anblick spornte den Läufer nur weiter an. Er attackierte André mit einer Salve von Hieben, die dieser nur mit Mühe parieren konnte. Dann trat er vor und rammte André die Schulter vor die Brust, sodass dieser auf den Rücken fiel und das Schwert verlor. Mit einem raschen Blick auf die nahenden Wachen nahm der Mann sein Schwert in beide Hände und hielt es hoch, sodass die Spitze zu Boden zeigte. Doch bevor er es André in die Brust rammte, zögerte er kurz, um zu zielen – und André schleuderte ihm den Dolchgriff mit voller Wucht an den Adamsapfel und

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