Die Brueder des Kreuzes
tapfersten Rittern hierhergefahren, um Richard zum eiligen Aufbruch nach Acre zu mahnen, damit er Philip wieder unter Kontrolle bringt.«
»Und glaubt Ihr, das gelingt ihm?«
»Den König zur Eile treiben?« Nickon verzog das Gesicht. »Ich glaube, das hat er schon. Richard hat ihm sorgfältig zugehört und ihm neue Kleider und eine Rüstung zum Geschenk gemacht, weil Guidos alte Kleider völlig zerschlissen waren und sein Kettenpanzer verrostet war. Außerdem hat er ihm für seine Verluste fünfzehnhundert Pfund in Silbermünzen gegeben. Ich diene dem König schon seit Jahren, und so etwas tut er nicht für einen Menschen, den er nicht mag oder dem er nicht zu helfen gedenkt.«
»Hm. Und was glaubt Ihr Eurer Erfahrung nach, was er nun tun wird?«
Darauf bekam er keine Antwort mehr, denn noch während er die Frage stellte, kam einer von Nickons Freunden eilig auf ihr Feuer zugeschritten, und die Nachricht, die er mitbrachte, ließ sie beide hastig aufstehen. Isaac Comnenus, so sagte der Mann, hatte Unterhändler zu Richard geschickt, um ihm ein Friedensangebot zu unterbreiten, und Richard hatte einen Waffenstillstand ausgerufen und sich bereiterklärt, am Nachmittag vor den Toren von Limassol mit dem Kaiser zusammenzutreffen. Der König wolle mit allem Prunk und Pomp auftreten, daher werde seine Leibgarde augenblicklich wieder in den Dienst berufen, um ihn in Paraderüstung zu begleiten.
Sekunden später war Nickon verschwunden, und André war wieder allein. Er wollte sich die Konfrontation zwischen seinem König und Isaac Comnenus nicht entgehen lassen, daher begab er sich an Bord seines Schiffes, nahm seine Armbrust mit, um vielleicht doch später noch damit üben zu können, und brach zu Fuß an den Ort der Begegnung auf, eine kleine Anhöhe in der Ebene westlich der Stadttore.
5
A
NDRÉ ST. CLAIR erreichte das vorgesehene Stelldichein rechtzeitig, um sich einen guten Platz auf einem Felsbrocken zu sichern, von dem er alles gut sehen und hören konnte.
Isaac traf als Erster ein. Seine Kleidung hielt er wahrscheinlich für eindrucksvoll und prunkvoll, und er ritt einen prachtvollen Hengst, bei dessen Anblick André bewundernd die Augenbrauen hochzog. Doch als Richard auf einem genauso herrlichen Pferd die Szene betrat, war er so reichlich in Gold, Juwelen und kostbares Tuch gehüllt, dass es dem zypriotischen Kaiser die Sprache verschlug und er buchstäblich vor dem englischen König im Staube kroch.
Dann ging alles sehr schnell.
Isaac flehte in aller Bescheidenheit um Vergebung für seine Fehltritte. Er bot Richard sämtliche Burgen Zyperns als Unterkünfte für seine Soldaten an und versprach, den Feldzug der Franken mit Rittern, berittenen Bogenschützen und Fußsoldaten zu unterstützen. Zudem versprach er Richard fünfzehntausend Pfund in Gold als Ersatz für das Geld, das er aus dem Wrack des Dromons gestohlen hatte, und bot ihm seine einzige Tochter als Geisel und Unterpfand für sein zukünftiges gutes Benehmen an.
Richard, der immer noch in Geberlaune war, nahm Isaacs Kapitulation gnädig an. Dann ließ dieser den Hauptmann seiner Leibgarde rufen und ordnete die umgehende Rückgabe des prunkvollen Pavillons an, den er im verlassenen Lager des Königs in Kolossi beschlagnahmt hatte. Die beiden Regenten besiegelten ihren Waffenstillstand mit einem Friedenskuss, und Richard kehrte in seine Burg in Limassol zurück, während Isaac zurückblieb, um die Errichtung des Pavillons am Ort ihrer Begegnung zu beaufsichtigen.
André brach zum Schießplatz der Bogenschützen auf. Für einen Mann, der den Ruf eines unverbesserlichen Hitzkopfes hatte, so dachte er, war Richard dem zypriotischen Kaiser extrem besonnen gegenübergetreten.
Bevor er sein Ziel erreichte, fing ihn einer von Richards Reitern ab, ein junger Schönling, der ihn unhöflich auf der Stelle zum König beorderte und ihn dann stehen ließ. Verärgert über das rüpelhafte Benehmen des jungen Mannes, pfiff ihm André laut hinterher. Als er sich umdrehte, rief ihn André zur Ordnung und tadelte ihn für sein arrogantes Verhalten. Dann fragte er, wo er den König treffen sollte.
Wie erwartet lautete die Antwort, dass er sich zum Quartier des Königs begeben solle, doch André hatte die Zeit genutzt, um sich dem Ritter so weit zu nähern, dass er ihn am Fuß packen konnte. Unversehens zerrte er diesen aus dem Steigbügel und schubste den jungen Mann aus dem Sattel. Der Mann landete laut krachend auf dem Boden, wo er liegen blieb und nach Luft
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