Die Brueder des Kreuzes
Themen, die vielleicht auch Frauen wie uns interessieren könnten. Darum habe ich ausdrücklich nach Euch verlangt.«
»Ich verstehe.« André nickte. »Und jetzt weiß ich auch, warum Euch meine Frage verärgert hat. Verzeiht mir, Mylady. Offen gestanden bin ich noch nie auf den Gedanken gekommen, dass jemand die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben für eine bewundernswerte Eigenschaft halten könnte. Man hat mich deswegen schon so oft beleidigt, dass ich normalerweise versuche zu verheimlichen, dass ich es kann.«
Er hielt inne.
»Ihr habt gesagt, Ihr hättet einiges zu sagen und zu fragen. Ich bin ganz der Eure.«
»Ach, wäre das doch so …«
Ihr Gesicht gab nichts von dem preis, was sie dachte, und so sinnierte André noch über die Bedeutung ihrer Worte nach, während sie bereits weitersprach. Erst als sie die Stimme fragend erhob und ihn erwartungsvoll ansah, wurde ihm bewusst, dass er nicht zugehört hatte, und er zwang sich, sich auf sie zu konzentrieren.
»Verzeiht mir, Mylady, aber ich war abgelenkt und habe nicht mitbekommen, was Ihr zuletzt gesagt habt.«
»Ich habe gefragt, ob sich Richard wohl Sorgen machen wird, weil wir heute Abend nicht nach Limassol zurückkehren. Ich habe mich erkundigt, ob Ihr daran gedacht habt, einen Mann zurückzuschicken und ihn wissen zu lassen, dass es uns gut geht, dass wir aber hierbleiben werden, bis der Sturm abf laut.«
»Ah. Nein, ich habe niemanden geschickt.«
André hob einen Zweig vom Boden auf und warf ihn ins Feuer.
»Euer Bruder ist selbst klug genug zu wissen, dass das Wetter unerträglich ist. Er wird sich denken, dass wir uns eine Zuflucht vor dem Sturm suchen werden.«
»Ja«, erwiderte Joanna und nickte. »Aber –«
»Außerdem«, setzte André seinen Satz ungeachtet ihres Einwands fort, »würde ein Mann, der allein bei diesem Wetter unterwegs ist, Gefahr laufen, verletzt zu werden oder umzukommen. Hätte ich jemanden losgeschickt und er würde verletzt, so hätten wir nichts erreicht außer dem Verlust eines unentbehrlichen Mannes, nach dem wir dann außerdem später suchen müssten. Sollte uns Richard morgen einen Suchtrupp entgegenschicken, werden wir ihm auf dem Rückweg begegnen.«
Nun nickte Joanna zustimmend. Sie unterhielten sich noch eine Weile über Belanglosigkeiten, bis sich einer der Köche am Eingang der Kammer räusperte und ankündigte, dass das Essen fertig sei und in wenigen Minuten aufgetischt würde. André erhob sich unverzüglich und ließ die Frauen allein, um sich wieder in die Haupthöhle zu Sylvester und den anderen Jägern zu begeben.
Der Tag war lang und anstrengend gewesen, und als sie sich die Bäuche gefüllt hatten, schien sich keiner mehr vom Feuer entfernen zu wollen, obwohl sich einige unerschrockene Seelen ins Freie begaben, um ihre Blasen zu entleeren. Sie redeten kaum; hier und dort begannen die Köpfe zu sinken, und die Männer zogen sich nach und nach in die Zelte zurück, um vor den Windstößen geschützt zu sein, die hin und wieder immer noch durch die Höhle fuhren. Bald ertönten die ersten langgezogenen Schnarcher, und auch André ertappte sich dabei, dass er am Feuer einnickte. Er kämpfte sich hoch, ergriff ein paar Decken und begab sich wieder in die Kammer der Frauen.
Er hüstelte, um sie wissen zu lassen, dass er vor ihrer Behausung stand, dann teilte er ihnen mit, dass er dort im Eingang schlafen würde, um sicherzugehen, dass niemand sie in der Nacht behelligte. Er wusste zwar, dass dies kaum wahrscheinlich war, doch er richtete sich auf dem Boden ein Lager aus zusammengefalteten Zelten ein, legte sein blankes Schwert, seinen Helm und seine gepanzerten Handschuhe daneben und wickelte sich warm in Decken ein, bevor er sich niederlegte. Kurz darauf hörte er, wie jemand Holz auf das Feuer der Frauen warf; es folgten einige geflüsterte Worte, und dann kam Ianni mit einer Kerze aus der Höhle, trat vorsichtig über André hinweg und wünschte ihm eine gute Nacht.
Eine Weile lag er noch wach und lauschte dem Gemurmel der beiden Königinnen. Er konnte kein Wort verstehen, versuchte es aber auch gar nicht, sondern fragte sich, was sie wohl taten und wie sie aussehen mochten, während sie sich für das Bett zurechtmachten. Allen lüsternen Gedanken zum Trotz schlief er jedoch bald ein.
ER ERWACHTE IN PLÖTZLICHER PANIK. Umgeben von flackerndem gelbem Licht versuchte er gleichzeitig, sich zum Sitzen hochzukämpfen und nach seinem Schwert zu greifen. Er hatte keine Ahnung, wo er war. Jemand
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