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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Temperatur war so weit gesunken, dass sie an einen Wintertag in England erinnerte. Auf Zypern jedenfalls hätte man so etwas nicht erwartet. Und dann kam der Wind auf, zunächst allmählich, dann stärker, bis schließlich vor der Höhle ein Sturm tobte, der ganze Bäume entwurzelte. Viele ältere Bäume wurden von der Gewalt des Windes zerschmettert, und Äste wurden abgerissen und flogen wie tödliche Waffen umher. Staunend, aber auch nass, müde und erschöpft, fragte niemand nach den Gründen für dieses Phänomen. Als sich alle an der Katastrophe sattgesehen hatten, beschäftigten sie sich ganz damit, vollständig trocken zu werden und sich warm zu halten.
    Die Wagen waren noch vor dem Ausbruch des Sturms eingetroffen und abgeladen worden, und die Männer hatten ihre Fracht den gefährlichen Hang hinaufgeschleppt und sie in der vorderen Höhle verstaut, wo nun ein regelrechtes Freudenfeuer loderte. Dann hatte André die Männer losgeschickt, um einen Unterschlupf für die Wagen und die Pferde zu suchen und Brennholz zu sammeln, um die rasch zunehmende Kälte abzuwehren. Auch er und Sylvester waren mitgegangen, und nur ein älterer Mann war bei den Frauen geblieben. Sie waren noch mit dem Holzsammeln beschäftigt gewesen, als der erste eisige Windstoß einen Mann buchstäblich hochgehoben und ihn den Hang hinuntergeworfen hatte, bis er bewusstlos und mit blutendem Kopf unten landete. Daraufhin hatten sie sich so schnell wie möglich mit ihrer Ausbeute in die Höhle zurückgezogen.
    Bei diesem Wetter die Jagd fortzusetzen oder den Heimweg nach Limassol anzutreten, hatte außer Frage gestanden, denn sie hatten alle die Gewalt dieses Sturms mit eigenen Augen gesehen. Stattdessen hatte St. Clair sämtliche Männer damit beauftragt, alles für eine Übernachtung in der Höhle vorzubereiten. Die zwölf Waffenknechte hatten vor dem schmalen Höhleneingang einen Wall aus Steinen und Geröll aufgeschichtet, um die Wucht der eindringenden Windstöße zu mildern. Dieser Wall reichte zwar nicht ganz bis zur Oberkante des Eingangs, doch er war hoch genug, um den heulenden Böen zumindest zum Teil Einhalt zu gebieten. In der Haupthöhle, die in jede Richtung etwa dreißig Schritte maß, hatten sie rings um das Feuer vier Lederzelte als Schlafquartiere errichtet, in denen sie vollständig vor dem Wind geschützt sein würden. Sie konnten zwar keine Holzpflöcke in den Felsboden treiben, konnten die Zelte aber dennoch sichern, indem sie die Zeltschnüre an Felsbrocken festbanden.
    Unterdessen brieten der Koch und seine Männer eine Rehkeule über einem zweiten Feuer. Sylvester hatte zudem angeordnet, zusätzlich in den beiden anderen Höhlen Feuer zu machen. Wie erwartet brannte das Feuer in der hinteren Kammer sauber und ruhig. Das in der mittleren Höhle jedoch mussten sie sofort wieder löschen, bevor der Qualm sie alle in den Sturm hinaustrieb. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sich die hintere Kammer warm halten und gut belüften ließ, hatte er den beiden Königinnen die Wahl gelassen, entweder in einem der vier Zelte in der Haupthöhle bei den anderen zu schlafen oder für sich in der rückwärtigen Kammer zu nächtigen. Es überraschte ihn nicht, dass sie sich für Letzteres entschieden.
    Ianni, der Steward, hatte sich bereits alle Mühe gegeben, ihnen am Feuer Sitzgelegenheiten und Betten aus aufeinandergeschichteten Zelten und Decken zu fertigen und den Raum ganz allgemein so gemütlich wie möglich zu gestalten. Dazu hatte er sogar entlang der Wände einige Kerzen entzündet und tragbare Waschtische für sie aufgestellt, die er mit Krügen voll heißem Wasser bestückte.
    André verneigte sich vor den Königinnen und sagte ihnen, dass er ihnen eine warme Mahlzeit bringen lassen würde, sobald das Essen fertig war, doch als er sich zum Gehen wandte, rief ihn Berengaria zurück und dankte ihm – wenn er auch nicht genau wusste, wofür. Diese Geste der Höflichkeit überraschte ihn, denn sie hatten den ganzen Tag über keine zehn Worte miteinander gewechselt. Wieder verneigte er sich und dankte ihr ebenfalls, woraufhin ihn Joanna zu seiner noch größeren Überraschung bat, sich einen Moment zu setzen, da sie einiges zu sagen und zu fragen habe.
    Jemand hatte vier kniehohe Felsbrocken an das Feuer geschoben, das sich an der Rückwand der Höhle befand und dessen Rauch direkt nach oben stieg, ohne zu stören. Zwei dieser Felsen waren bereits mit Polstermaterial – zusammengefaltete Zelte, dachte André – in

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