Die Brueder des Kreuzes
hintereinander liegen wie Perlen an einer Schnur. Die vordere mit dem Eingang ist die größte. In der hinteren Höhle gibt es bei Tag ein wenig Licht – eine Art Leuchten, das wie ein verblassender Sonnenstrahl irgendwo von oben kommt –, und die mittlere ist immer dunkel.«
André lächelte den Jäger an.
»Wie ein verblassender Sonnenstrahl … das gefällt mir. Hoffen wir, dass heute keine Bären dort sind.«
Vorsichtig überquerten sie einen verräterischen Felsenhang, um sich dann mit gespannten Bogen dem Höhleneingang zu nähern. Sylvester warf ein paar Steine in den Höhleneingang und hielt jedes Mal inne, um auf Geräusche zu lauschen, die auf etwaige Höhlenbewohner hinwiesen. Doch es regte sich nichts, und kein Geräusch störte die Stille jenseits der dunklen Öffnung. Schließlich trat Sylvester selbst mit gespannter Armbrust in den Eingang und zählte dort bis zehn. Doch als ihn kein Tier angriff, richtete er sich auf und verschwand in der Dunkelheit.
Einige Minuten später standen die beiden Männer wieder beieinander. Diesmal blickten sie in den prasselnden Regen hinaus, nachdem sie sich endgültig vergewissert hatten, dass keine Tiere in der Höhle lauerten. Hinter ihnen hackte einer der Jäger trockenes Holz, während ein anderer mit Feuerstein, Stahl und Fasern aus Rinde und Gras ein Feuer anzündete.
Die beiden Frauen hatten sich in die schwach erleuchtete hintere Höhle begeben, wo ihnen Sylvester eine Spalte im Boden gezeigt hatte, unter der ein unterirdischer Bach verlief – eine natürliche Latrine. Dann hatte er sie dort allein gelassen.
»Wie weit sind wir wohl von den Wagen entfernt?«, fragte André nun.
Sylvester deutete nach rechts, den Felsenhang hinunter.
»Eine halbe Meile, wenn man den direkten Weg nimmt, durch das Unterholz und eine steile Schlucht mit einem Bach, aber bei diesem Regen wird das schwierig sein.«
Er wies mit der Hand nach links in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»In dieser Richtung gibt es einen besseren Weg, der zu den Wagen zurückführt. Anderthalb Meilen, vielleicht zwei.«
»Ein besserer Weg? So gut, dass uns die Wagen folgen könnten, wenn wir sie holen lassen?«
»Aye, zumindest bis zum Fuß des Hanges. Von da an müsste alles getragen werden.«
»Dazu sind Waffenknechte doch da, wenn sie nicht gerade kämpfen. Ich meine, wir sollten sie holen lassen.«
Sylvester wandte sich langsam um und sah ihn an.
»Warum denn das?«
André sah ihn unverwandt an.
»Weil es nicht so aussieht, als würde der Regen nachlassen, und wir zwei Damen dabeihaben. Sie mögen zwar heute nicht wie Damen gekleidet sein und sich den ganzen Tag noch kein einziges Mal beschwert haben wie eine Dame, aber früher oder später wird das unangenehme Wetter auch ihrer bewundernswerten Ruhe ein Ende setzen. Möglich, dass der Regen bald aufhört, doch falls er es nicht tut, sollten wir vorbereitet sein, denn genauso gut ist es möglich, dass Lady Joanna tatsächlich darauf beharrt hierzubleiben, bis sie ein Wildschwein erlegt hat. In diesem Fall könnte es geschehen, dass wir die Nacht hier verbringen müssen.«
»Das wäre dem König gewiss nicht recht«, brummte Sylvester, doch André schüttelte den Kopf.
»Ich weiß es nicht, mein Freund. Möglicherweise irrt Ihr Euch da. Ihr selbst habt Richard gestern auf diese Idee gebracht, als Ihr ihm gesagt habt, dass es heute regnen wird. Das ist doch der Grund, warum wir den Wagen mit den Zelten und Decken mitgebracht haben. Es war der König, der gedacht hat, wir könnten durch das Wetter aufgehalten werden, und er hat mich ausdrücklich gebeten, alles Notwendige mitzunehmen, damit die Frauen es warm und angenehm haben. Wir haben genügend Männer zu ihrer Bewachung dabei und den Koch, um für unser leibliches Wohl zu sorgen. Tut mir also den Gefallen und schickt Euren besten Mann los, um die Wagen und die Eskorte so schnell wie möglich herzuholen. Ich werde die Königinnen davon unterrichten.«
Er zögerte.
»Die dritte Höhle, mit der Latrine. Kann die Luft dort nach oben abziehen? Könnte man dort ein Feuer anzünden, ohne zu ersticken?«
Sylvester zuckte mit den Achseln.
»Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie darüber nachgedacht. Ich benutze immer die Feuerstelle in der ersten Höhle.«
»Hmm. Nun, wir werden es bald herausfinden. Es muss dort eine Art Schornstein geben. Wenn das Licht eindringen kann, muss die Luft auf demselben Weg hinauskönnen.«
AM NACHMITTAG regnete es unablässig weiter, und die
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