Die Brueder des Kreuzes
einen Hieb auf die Schulter.
»Ich werde es versuchen, wenn ich dazu nicht meine Freunde der Gefahr überlassen muss. Viel Glück.«
»Hier ist heute jeder in Gefahr, mehr als je zuvor. Wir können jetzt nur noch versuchen, unser Leben so teuer wie möglich zu verkaufen, und das wird dir inmitten meiner Ordensbrüder besser gelingen als mit deinen Kameraden, so tapfer sie auch sein mögen. Auch dir viel Glück.«
Die beiden Männer wendeten ihre Pferde und ritten zu ihren Positionen – Sinclair zu den Tempelrittern an der Rückseite des Hügels hinter den Zelten des Königs, Moray zu den Rittern und Abenteurern, die nach Guidos Krönung seinem Ruf zu den Waffen gefolgt waren. Diesen Männern fiel es nun zu, die Person des Königs und die kostbare Reliquie des Wahren Kreuzes zu schützen, die über ihnen allen aufragte.
Wieder blickte Sinclair auf. Der Tagesanbruch stand kurz bevor, der Himmel im Osten hatte sich bereits rosa gefärbt. Dann erschauerte er unwillkürlich, denn sein Blick fiel auf den leuchtend hellen neuen Stern. Anders als die meisten seiner Kameraden war er nicht abergläubisch, doch ein gewisses Gefühl der Beklommenheit konnte auch er nicht unterdrücken.
Dieser Stern war vor zehn Tagen zum ersten Mal erschienen, genau drei Wochen nach dem Gemetzel von Cresson, und sein Anblick hatte die Franken mit Schrecken erfüllt, denn er setzte die lange Reihe merkwürdiger Himmelserscheinungen der letzten Zeit fort. In den vergangenen beiden Jahren hatten sie sechs Sonnenfinsternisse und zwei Mondfinsternisse erlebt – für die meisten Menschen acht deutliche Zeichen, dass Gott mit den Ereignissen in Seinem Heiligen Land unzufrieden war. Es hieß auch – und die Priester widersprachen diesem Gerücht nicht –, der Stern von Bethlehem sei erneut erschienen, um die Frankenritter an ihre Pflicht gegenüber Gott und Seinem geliebten Sohn zu erinnern.
Sinclair neigte eher dazu zu glauben, was die französischsprachigen Araber in seiner Bekanntschaft sagten. Diese gingen schlicht davon aus, dass sich die Sterne unabhängig voneinander bewegten, und dass sich einige der hellsten Sterne am Firmament in eine Reihe geschoben hätten und so dieses flammende Leuchtfeuer bildeten, so hell, dass es oft sogar mittags noch zu sehen war.
Als er seine Truppe erreichte, schob sich Sinclair den flachen Stahlhelm fester in die Stirn und ließ den Blick über seine Männer hinwegschweifen. Sie waren hellwach und todernst; heute Morgen scherzte oder lachte niemand … nicht, so dachte er, dass unter den Tempelrittern je viel gelacht wurde. Es wurde offiziell als Frivolität getadelt, die eines frommen Mannes nicht würdig war.
Sein Blick fiel auf Sergeant Louis Chisholm, der schon seit seiner Kindheit sein Leibdiener war. Statt einer Entlassung in die Freiheit hatte er sich beim Ordenseintritt seines Herrn entschlossen, in der Nähe des Mannes zu bleiben, den er kannte wie keinen anderen, und war als Laienbruder in den Orden eingetreten. Als er Sinclair jetzt auf sich zukommen sah, drehte er sich im Sattel um und spähte durch den dahintreibenden Rauch zu den Hörnern von Hattin hinauf.
»Es heißt, dort hätte Jesus die Bergpredigt gehalten«, sagte er. »Genau dort auf diesem Berghang. Ich frage mich, ob er wohl den Massen hier etwas zu sagen hätte, was den Ausgang der Ereignisse verändern könnte.«
Er wandte sich wieder zurück und sah Sinclair an, dann sprach er im Dialekt seiner schottischen Heimat weiter.
»Es war ein weiter Weg von Edinburgh bis hierher, Sir Alec, und wir haben uns beide seit dem Aufbruch sehr verändert, aber das hier ist ein trauriger Ort zum Sterben.«
»Uns bleibt nichts anderes übrig, Louis«, erwiderte Sinclair leise und sprach den Namen seines Kameraden auf Schottisch »Lewis« aus. »Es war nicht unsere Entscheidung.«
Chisholm verzog das Gesicht.
»Aye, und was ich davon halte, wisst Ihr ja.«
Er sah sich noch einmal um.
»Wir sind fast so weit. Die Hospitalritter stellen sich dort drüben schon in Formation auf. Sie werden bald losmarschieren, also sollten wir zusehen, dass wir hier bereit sind. Ihr habt doch gesehen, mit wie vielen Gegnern wir es zu tun haben?«
Er spuckte aus und fuhr sich mit der Zungenspitze über die Zähne, um sie vom Sand zu befreien, bevor er noch einmal ausspuckte.
»Ich glaube, das wird ein kurzer Kampf, aber wir werden unser Bestes geben. Viel Glück, Sir Alec. Ich bin direkt hinter Euch und pass auf Euren Arsch auf.«
Sinclair lächelte und
Weitere Kostenlose Bücher