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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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Vorteil.
    Die Tempelritter, die nach dem Motto »Die Ersten beim Angriff und die Letzten beim Rückzug« handelten, brüsteten sich gern damit, dass ein einziges Christenschwert hundert Feinde ausrotten konnte. Diese arrogante Überzeugung hatte schon vor etwa einem Monat bei Cresson zu einem unglaublichen Blutbad an einer Streitmacht von Tempel- und Hospitalrittern geführt. Bis auf de Ridefort selbst und vier namenlose Verletzte waren damals sämtliche Christenkämpfer umgekommen. Heute jedoch würde der unsinnige Spruch wahrscheinlich für immer ins Reich der Lüge verwiesen werden.
    Saladins Armee bestand zu einem Großteil aus leichter Kavallerie, die mit flinken Pferden aus dem Jemen beritten war und dank ihrer leichten Rüstungen ebenso wendig wie widerstandsfähig war. Bewaffnet waren diese Krieger mit Klingen aus Damaszenerstahl und leichten, gefährlichen Lanzen, deren Schäfte aus Schilfrohr bestanden. Sie beherrschten die Taktik spontaner Vorstöße und rascher Rückzüge; sie agierten in kleinen, schnellen, beweglichen Schwadronen und sie waren bestens organisiert und diszipliniert. Es hieß, dass allein die Zahl dieser Reiterkrieger bei fünfzehntausend lag, und die Fußtruppen, die sie begleiteten, hatten gestern beim Anmarsch das Blickfeld ausgefüllt, so weit das Auge reichte. Es ging das Gerücht um, dass es achtzigtausend waren, und die Tatsache, dass Sinclair eine Zahl von fünfzigtausend für wahrscheinlicher hielt, konnte ihn auch nicht trösten.
    Das Kommando der Truppen aus Kleinasien, Ägypten, Syrien und Mesopotamien lag in den Händen von Saladins grausamen Elitekriegern, von denen es zwar unzählige Tausende gab, die jedoch alle dieselbe Sprache sprachen, Arabisch – allein dadurch waren sie den Franken überlegen, denn viele der Christen konnten nicht einmal die Sprache ihres Nebenmanns verstehen.
    »An dieser Katastrophe ist de Ridefort schuld, Sinclair. Das wissen wir beide. Warum willst du es nicht zugeben?«
    Sinclair seufzte und rieb sich mit dem Ärmel über die Augen.
    »Weil es nicht geht, Lachie. Ich kann nicht. Ich bin Tempelritter, und er ist mein Ordensherr. Ich habe ein Gehorsamsgelübde abgelegt. Mehr kann ich nicht sagen, ohne dieses Gelübde zu brechen.«
    Lachlan spuckte aus, ohne zu sehen, wohin.
    »Aye, nun ja, mein Herr ist er aber nicht, also kann ich sagen, was ich will, und ich glaube, er hat den Verstand verloren … er und seine Kumpane. Der König und der Großmeister sind sich sehr ähnlich, und die Bestie de Chatillon ist schlimmer als sie beide zusammen. Es ist verrückt und unwürdig, hier in einer solchen Lage zu stecken. Ich will nach Hause.«
    Ein Grinsen ließ Sinclairs Mundwinkel zucken.
    »Es ist ein weiter Weg bis nach Inverness, Lachlan, das schaffst du heute wahrscheinlich nicht. Bleib lieber hier und halte dich in meiner Nähe.«
    »Wenn mich diese gottlosen Gestalten heute umbringen, bin ich dort, bevor die Sonne über dem Ben Wyvis untergeht.«
    Moray zögerte, dann warf er seinem Freund einen Seitenblick zu.
    »Mich in deiner Nähe halten, sagst du? Ich gehöre doch gar nicht zu deiner Kompanie, und ihr seid die Nachhut.«
    »Da hast du recht«, sagte Sinclair, den Blick nach Osten gewandt, wo sich der Himmel jetzt rasch erhellte. »Aber ich habe das Gefühl, dass es in Kürze niemanden mehr interessieren wird, wer an wessen Seite reitet und ob er ein Tempelritter ist. Bleib bei mir, mein Freund, und wenn es uns bestimmt ist, zu sterben und nach Schottland zurückzukehren, so lass uns zusammen gehen, genau wie wir gekommen sind.«
    Sein Blick richtete sich auf den gewaltigen schwarzen Umriss des königlichen Zeltes, in dem jetzt ein Licht leuchtete.
    »Der König ist erwacht.«
    »Zu schade«, murmelte Moray. »Ausgerechnet heute sollte er lieber liegen bleiben. Dann könnten wir vielleicht hoffen, etwas zuwege zu bringen und vielleicht sogar zu überleben.«
    Sinclair warf ihm ein rasches Grinsen zu.
    »Darauf solltest du lieber nicht hoffen, Lachlan. Wenn wir diesen Tag überleben, wird man uns in die Sklaverei verkaufen. Da soll mich lieber der Tod ereilen –«
    Der Klang einer Trompete unterbrach ihn, und seine Hände fuhren wie von selbst an die Waffen in seinem Gürtel.
    »Zeit, uns zu sammeln. Vergiss nicht, halte dich bei mir. Sobald du die Gelegenheit bekommst – und ich schwöre dir, dass es nicht lange dauern wird –, solltest du zurückfallen, bis du zu uns stößt. Wir werden nicht schwer zu finden sein.«
    Moray versetzte ihm

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