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Die Brueder des Kreuzes

Die Brueder des Kreuzes

Titel: Die Brueder des Kreuzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sie vor, die Reihen der Feinde im Sturm zu durchbrechen und zum See durchzustoßen, doch Sinclair wusste mit schmerzhafter Klarheit, was geschehen würde.
    Es gab nichts, was er hätte tun können. Er und seine Kameraden waren selbst in Gefahr, daher blieb ihm kaum Zeit, das Gemetzel auf dem Hang zu beobachten, wo sich die Kavallerie der Sarazenen einfach zurückzog und es den berittenen Bogenschützen überließ, die Herannahenden auszulöschen.
    Es gab keine Überlebenden.
    Die Sarazenen sahen es ebenso und reagierten mit einer heftigen Attacke auf Sinclairs Männer. Sie kamen von allen Seiten, näherten sich in Wellen und zogen sich wieder zurück und legten alles daran, die Ritter durch ihre schiere Überzahl auszulöschen.
    Später erfuhr Sinclair, dass sich Saladin seine Taktiken gründlich zurechtgelegt und begriffen hatte, dass seine berittenen Bogenschützen seine stärkste Kraft im Kampf gegen die Christenritter in ihren schweren Rüstungen waren. Jeder Bogenschütze war mit einem vollen Köcher in die Schlacht gezogen, und ihr Tross führte siebzig mit Pfeilen beladene Kamele mit.
    Die Frankenritter fielen rasch, hoffnungslos geschlagen im Hagel der Pfeile, die aus allen Richtungen auf sie niederfielen.

2
    L
    ACHLAN MORAY SAH, wie Sir Alexander Sinclair zu Boden ging, doch er konnte nicht sagen, ob sein Freund verwundet war, denn eigentlich sah er nur Sinclairs Pferd mit Pfeilen gespickt stürzen. Dann erhaschte er einen letzten Blick auf Sinclair, der hinter dem Tier auftauchte, als es sich hochzukämpfen versuchte, und zwischen den Felsen verschwand. Seine Ordensbrüder kämpften verzweifelt darum, ihre panischen Pferde im Zaum zu halten und den wendigen Feind zu greifen zu bekommen.
    Moray selbst konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Von einem Wimpernschlag zum nächsten war er der einzige Überlebende einer Gruppe von sechs Rittern, die dabei gewesen waren, sich zum König durchzuschlagen. Nur für einen Moment waren sie durch ein steiniges Wegstück am Berghang vom Tross des Königs abgeschnitten worden, und bevor sie die anderen wieder einholen konnten, hatten die feindlichen Bogenschützen sie ausgemacht.
    Eine solche Salve von Pfeilen hatte Moray noch nie gesehen; sie war nahezu undurchsichtig gewesen, als würde der Himmel plötzlich von einem Heuschreckenschwarm verdunkelt, und bevor er begriff, was geschehen war, hatte er sich allein wiedergefunden. All seine Begleiter waren aus dem Sattel in den Tod gestürzt. Wie durch ein Wunder waren er und sein Pferd unverletzt geblieben. Nur ein einziger Pfeil hatte ihn getroffen, war aber an seinem Schulterpanzer abgeprallt und hatte ihn im Sattel zurückgeworfen, ohne jedoch Schaden anzurichten.
    Moray war allein und äußerst angreifbar, und er wusste, dass er tot sein würde, bevor es ihm gelang, sein Pferd den Rest des steinigen Hangs hinaufzutreiben. Also spähte er bergab. Sinclair blieb verschwunden. Fluchend gab der schottische Ritter seinem Pferd die Sporen und galoppierte den Hang hinunter. Dabei hielt er nach feindlichen Kriegern Ausschau, doch es war keiner mehr in Sicht. Auch die Tempelritter, von denen es hier kurz zuvor noch gewimmelt hatte, waren weitergezogen.
    Neben Sinclairs totem Pferd sprang er aus dem Sattel. Ohne sein eigenes Pferd anzubinden, kroch er im Schutz des toten Tiers auf den ersten Gefallenen zu, den er sah. Doch es war nicht Alec Sinclair, genauso wenig wie der nächste Tote, dessen Gliedmaßen in seiner Rüstung verdreht waren. Etwas weiter lagen noch zwei von Pfeilen durchbohrte Männer, doch sie waren zu weit vom Pferd des gestürzten Freundes entfernt. Von Alec Sinclair war nichts zu sehen.
    Inzwischen hatte der Blutgeruch sein Pferd so nervös gemacht, dass es davongaloppiert war. Im ersten Moment dachte er daran, ihm nachzujagen – vielleicht war ja auch Sinclair irgendwie entkommen –, doch er unterdrückte den Impuls, denn ein reiterloses Pferd mochte zwar kein Ziel darstellen, ein rennender Mann aber schon. Also ließ er das Pferd laufen und hoffte, dass es bald anhalten und auf ihn warten würde.
    Moray erhob sich in die Hocke und sah sich um. Ihm wurde klar, dass er zumindest im Moment nicht in Gefahr zu sein schien. Ganz in der Nähe sah er eine Spalte zwischen zwei Felsen gähnen. Schnell schritt er darauf zu und sah das Bein einer Rüstung aus dem Spalt ragen, der sich als breiter erwies, als er auf den ersten Blick gewirkt hatte. Noch zwei Schritte, und er hatte die Spalte erreicht und konnte

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