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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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Sache ihren Lauf, und ich war inzwischen schon vollkommen beruhigt.«
    Smerdjakow verstummte. Iwan hatte ihm die ganze Zeit schweigend zugehört, ohne sich zu rühren und die Augen von ihm abzuwenden. Smerdjakow hatte Iwan beim Erzählen nur ab und zu angesehen, meist jedoch schräg zur Seite geblickt. Als er seinen Bericht beendet hatte, befand er sich offenbar in starker Erregung und atmete schwer. Sein Gesicht war schweißbedeckt, man konnte aber unmöglich erkennen, ob er Reue oder etwas anderes empfand.
    »Sag mal«, sagte Iwan nach einigem Nachdenken, »was war mit der Tür? Wenn er sie erst dir geöffnet hat, wie konnte sie dann Grigori schon offen sehen, bevor du kamst? Denn das ist doch wohl der Fall gewesen?« Interessant war, daß Iwan diese Frage ganz friedlich stellte, so daß ein unbefangener Beobachter hätte glauben können, sie säßen da friedlich zusammen und redeten über irgendein gewöhnliches, wenn auch interessantes Thema.
    »Was diese Tür anbelangt und Grigoris Aussage, er hätte sie offen gesehen, so ist ihm das nur so vorgekommen«, erwiderte Smerdjakow mit einem schiefen Lächeln! »Der ist ja kein Mensch, sage ich Ihnen, sondern eher ein störrischer Gaul! Er hat es nicht gesehen, aber es ist ihm so vorgekommen – und da läßt er sich nun nicht davon abbringen. Daß er sich das ausgedacht hat, ist Ihnen und mir als besonderer Glückstreffer zugefallen, denn ohne Zweifel wird Dmitri Fjodorowitsch daraufhin schließlich verurteilt!«
    »Hör mal!« sagte Iwan Fjodorowitsch, der den Eindruck machte, als ob ihm seine Gedanken wieder durcheinandergerieten und er sich gewaltsam Mühe gäbe, sie zu sammeln! »Hör mal ... Ich wollte dich noch vieles fragen, aber ich habe es vergessen ... Ich vergesse alles und werde konfus ... Ja! Sag mir wenigstens das eine: Warum hast du das Kuvert erbrochen und dort auf dem Fußboden zurückgelassen? Warum hast du das Geld nicht einfach im Kuvert mitgenommen? Als du das erzähltest, schien es mir, als ob du die Sache mit dem Kuvert für notwendig hieltest – doch warum das notwendig gewesen sein soll, kann ich nicht begreifen ...«
    »Das habe ich aus einem ganz bestimmten Grund gemacht. Denn ein Mensch, der wie ich mit allen Vorgängen im Haus vertraut ist, der dieses Geld vorher gesehen und vielleicht selbst in dieses Kuvert gesteckt und mit eigenen Augen gesehen hat, wie es versiegelt und adressiert wurde – weshalb sollte so einer nach dem Mord das Kuvert erbrechen, noch dazu wenn er in Eile ist, obwohl er doch sowieso weiß, daß das Geld bestimmt drinsteckt? Wäre zum Beispiel jemand von meiner Position der Dieb gewesen, hätte er vielmehr einfach das Kuvert in die Tasche gesteckt, ohne es zu öffnen, und sich damit möglichst schnell davongemacht. Ganz anders lag die Sache bei Dmitri Fjodorowitsch. Er wußte von dem Kuvert nur vom Hörensagen, gesehen hatte er es nicht. Wenn er es also in die Hände bekam, es zum Beispiel unter der Matratze hervorzog, so war natürlich, daß er so schnell wie möglich das Kuvert gleich an Ort und Stelle erbrach, um festzustellen, ob das Geld auch wirklich drin ist. Und daß er das Kuvert dann wegwarf, weil er sich nicht die Zeit nahm, zu überlegen, daß er dadurch ein Indiz gegen sich zurückließ. Er ist eben kein Gewohnheitsdieb und hat vorher noch nie etwas direkt gestohlen, weil er von adliger Herkunft ist. Wenn er sich jetzt zum Stehlen entschloß, so hielt er das eigentlich gar nicht für Diebstahl, sondern glaubte nur, sein Eigentum wieder an sich zu nehmen, weshalb er ja auch die ganze Stadt vorher davon benachrichtigt und sich sogar lauthals gerühmt hatte, daß er hingehen und sich von Fjodor Pawlowitsch sein Eigentum zurückholen werde. Diesen Gedanken habe ich bei meiner Vernehmung dem Staatsanwalt gegenüber nicht gerade deutlich ausgesprochen, sondern nur leise angedeutet, so als ob ich es selber nicht verstünde und er das selber herausgefunden hätte. Dem Herrn Staatsanwalt lief bei diesem meinem Hinweis vor Vergnügen richtig das Wasser im Munde zusammen ...«
    »Hast du das wirklich alles gleich an Ort und Stelle überlegt, wirklich?« rief Iwan Fjodorowitsch, der vor Erstaunen ganz außer sich war und Smerdjakow wieder entsetzt anstarrte.
    »Ich bitte Sie, ist es menschenmöglich, das alles in solcher Eile zu überlegen? Das hatte ich mit alles vorher überlegt.«
    »Nun ... dann hat dir der Teufel selbst geholfen!« rief Iwan Fjodorowitsch wieder! »Nein, du bist nicht dumm! Du bist viel

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