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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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will ich heute abend Ihnen mitten ins Gesicht beweisen, daß der Hauptmörder hier in jeder Hinsicht einzig und allein Sie sind, ich dagegen nur eine Nebenperson, obwohl ich den Mord begangen habe. Und Sie sind auch im Sinn des Gesetzes der wahre Mörder!«
    »Warum, warum bin ich der Mörder? O Gott!« rief Iwan, der sich schließlich nicht mehr beherrschen konnte und vergaß, daß er alles, was ihn betraf, auf das Ende des Gespräches verschoben hatte! »Alles wegen dieses verdammten Tschermaschnja? Sag mal, wozu brauchtest du denn mein Einverständnis in Form meiner Bereitschaft, nach Tschermaschnja zu fahren, falls du das überhaupt als mein Einverständnis aufgefaßt hast? Wie erklärst du das jetzt?«
    »Wenn ich Ihrer Zustimmung sicher gewesen wäre, hätte ich gewußt, daß Sie nach Ihrer Rückkehr über diese verlorenen
    dreitausend Rubel kein Geschrei erhoben hätten, falls die Obrigkeit auf den Verdacht gekommen wäre, nicht Dmitri Fjodorowitsch – im Gegenteil, Sie hätten mich dann gegen andere verteidigt ... Und nach Empfang der Erbschaft konnten Sie mich auch später, Ihr ganzes Leben lang, belohnen. Denn Sie verdankten dann doch die Erbschaft mir; hätte er dagegen Agrafena Alexandrowna geheiratet, wären sie mit langer Nase abgezogen.«
    »Ah! Also du wolltest mich später noch erpressen, mein ganzes Leben lang!« rief Iwan zähneknirschend! »Und wenn ich damals nicht weggefahren wäre, sondern eine Anzeige gegen dich eingereicht hätte?«
    »Aber was konnten Sie denn in so einer Anzeige angeben? Daß ich Ihnen zugeredet hatte, nach Tschermaschnja zu fahren? Das sind ja Dummheiten! Außerdem wären Sie nach unserem Gespräch entweder weggefahren oder hiergeblieben. Wären Sie hiergeblieben, so wäre eben nichts geschehen; ich hätte dann ohne weiteres gewußt, daß Sie die Sache nicht wünschten, und hätte nichts unternommen. Wenn Sie aber wegfuhren, lag darin für mich Ihre Versicherung, daß Sie gegen mich keine Anzeige erstatten und mir diese dreitausend Rubel verzeihen würden. Und Sie konnten mich auch später nicht verfolgen, weil ich dann alles vor Gericht erzählt hätte, das heißt, nicht daß ich gestohlen und gemordet habe, das hätte ich nicht gesagt sondern daß Sie mich dazu angestiftet hätten, zu stehlen und zu morden, ich aber nicht eingewilligt hätte. Darum brauchte ich damals Ihre Zustimmung, damit Sie mich nicht in die Enge treiben konnten, denn wo hatten Sie einen Beweis? Ich dagegen konnte Sie immer in die Enge treiben, indem ich verriet, wie Sie den Tod Ihres Vaters herbeisehnten. Und ich gebe Ihnen mein Wort: im Publikum hätten es alle geglaubt, und Sie hätten sich Ihr Leben lang schämen müssen.«
    »Also sehnte ich ihn herbei?« sagte Iwan wieder zähneknirschend.
    »Das taten Sie zweifellos. Und durch Ihre Zustimmung erlaubten Sie mir stillschweigend diese Tat«, erwiderte Smerdjakow, wobei er Iwan fest anblickte. Er war sehr schwach und sprach leise und müde; aber etwas tief in seinem Innern stachelte ihn an; er verfolgte offensichtlich eine bestimmte Absicht. Iwan spürte das.
    »Fahre fort!« sagte er, zu ihm! »Erzähle weiter von jener Nacht.«
    »Was ist da weiter zu erzählen? Ich lag also da und glaubte zu hören, daß der Herr einen Schrei ausstieß. Grigori Wassiljewitsch war schon vorher aufgestanden und hinausgegangen, und auf einmal brüllte er los, dann war alles still und dunkel. Ich lag da und wartete, das Herz klopfte mir stark, ich konnte es schließlich nicht länger aushalten. Ich stand auf und ging hinaus, und da sah ich, daß links das Fenster zum Garten offenstand; ich ging hin, um zu horchen, und hörte, wie er im Zimmer hin und her ging und stöhnte; also lebte er. ›Ach was!‹ dachte ich. Ich trat ans Fenster und rief dem Herrn zu: ›Ich bin es.‹ Er antwortete mir: ›Er ist dagewesen! Dagewesen und fortgelaufen!‹ Das sollte heißen, Dmitri Fjodorowitsch war dagewesen. ›Er hat Grigori totgeschlagen!‹ – ›Wo?‹ flüsterte ich. – ›Dort in der Ecke‹, antwortete er ebenfalls flüsternd und zeigte mit der Hand hin. ›Warten Sie!‹ sagte ich. Ich ging suchen und stieß am Zaun auf Grigori Wassiljewitsch; er lag da, ganz von Blut überströmt und ohne Bewußtsein. ›Also ist es richtig, daß Dmitri Fjodorowitsch dagewesen ist!‹ schoß es mir durch den Kopf, und ich beschloß, alles sofort mit einemmal zu Ende zu bringen, da Grigori Wassiljewitsch, selbst wenn er noch lebte, in seiner Bewußtlosigkeit einstweilen doch

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