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Die Brüder Karamasow

Die Brüder Karamasow

Titel: Die Brüder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fëdor Michajlovic Dostoevskij
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hinab, wie sich der Schauspieler Gorbunow ausdrückt.«
    »Na, und der Erfolg? Bist du mit langer Nase abgezogen?«
    »Mein Freund«, antwortete der Gast bedachtsam, »mit langer Nase abziehen ist manchmal besser als ganz ohne Nase, wie erst kürzlich ein kranker Marquis (gewiß hatte ihn ein Spezialist behandelt) zu seinem Beichtvater, einem Jesuiten, sagte. Ich war zugegen – es war geradezu entzückend. ›Geben Sie mir meine Nase wieder!‹ sagte er und schlug sich an die Brust. ›Mein Sohn‹, erwiderte der schlaue Pater, ›alles vollzieht sich nach den unerforschlichen Ratschlüssen der Vorsehung, und ein großes Unglück zieht bisweilen einen außerordentlichen, wenn auch unsichtbaren Vorteil nach sich. Wenn ein strenges Schicksal Sie der Nase beraubt hat, so besteht Ihr Vorteil darin, daß nun niemand in Ihrem ganzen Leben mehr zu Ihnen sagen kann, Sie seien mit langer Nase abgezogen.‹ – ›Frommer Vater, das ist kein Trost!‹ rief der andere verzweifelt. Ich würde im Gegenteil voll Entzücken mein Leben lang täglich mit langer Nase abziehen, wenn sie bei mir nur am richtigen Fleck säße.‹ – ›Mein Sohn‹, antwortete der Pater seufzend, ›alle Güter zugleich darf man nicht verlangen, das wäre Aufmucken wider die Vorsehung, die Sie auch hierbei nicht vergessen hat! Denn wenn Sie wie soeben ausrufen, Sie seien mit Freuden bereit, Ihr Leben lang mit langer Nase abzuziehen, so ist auch dieser Ihr Wunsch schon indirekt erfüllt: indem Sie Ihre Nase verloren, sind Sie nämlich gewissermaßen schon mit langer Nase abgezogen ...‹ «
    »Pfui, wie dumm!« rief Iwan.
    »Mein Freund, ich wollte dich nur zum Lachen bringen, aber ich schwöre, das ist echte jesuitische Kasuistik! Und ich schwöre dir weiter, alles dies hat sich buchstäblich so begeben, wie ich es dir erzählt habe. Dieser Fall ist erst kürzlich passiert und hat mir viel Mühe und Arbeit gemacht. Der unglückliche junge Mensch kehrte nach Hause zurück und erschoß sich noch in derselben Nacht; ich blieb bis zum letzten Augenblick ununterbrochen bei ihm ... Diese Beichtstühle der Jesuiten bilden aber tatsächlich meine liebste Zerstreuung in traurigen Momenten meines Lebens. Ich will dir noch einen Fall erzählen, ganz neuen Datums. Kommt da zu einem alten Pater eine Blondine aus der Normandie, um die zwanzig. Ein schönes Gesicht, ein Prachtkörper, ein nettes Wesen – man leckt sich unwillkürlich die Lippen. Sie kniet nieder und flüstert durch die Öffnung dem Pater ihre Sünde zu. ›Aber, meine Tochter, sind Sie wirklich schon wieder gefallen?‹ ruft der Pater. ›O sancta Maria, was höre ich, nun mit einem anderen! Wie lange soll denn das noch dauern, schämen Sie sich gar nicht?‹ – ›Ah, mon père‹, antwortet die Sünderin, in Reuetränen zerfließend, ›ca lui fait tant de plaisir et à moi si peu de peine!‹ Na, stelle dir mal diese Antwort vor! Als ich das hörte, nahm ich einfach Abstand von ihr. Das war ein echter Schrei der Natur, das war, könnte man sagen, besser als die Unschuld selbst! Ich erließ ihr auf der Stelle die Sünde und wollte schon gehen, sah mich jedoch genötigt, wieder umzukehren. Ich hörte, wie der Pater durch die Öffnung hindurch sie auf den Abend zu einem Rendezvous bestellte! Ein alter Mann, ein Kieselstein – und war in einem Augenblick gefallen: Das Recht der Natur hatte gesiegt! Nun? Rümpfst du wieder die Nase, ärgerst du dich wieder? Ich weiß schon nicht mehr, wie ich es dir recht machen kann ...«
    »Laß mich in Ruhe! Du hämmerst in meinem Gehirn wie ein schwerer Traum, der sich nicht abschütteln läßt«, stöhnte Iwan, gequält von dem Bewußtsein, daß er seiner Vision gegenüber machtlos war! »Du langweilst und quälst mich, du bist mir unerträglich! Ich würde viel darum geben, wenn ich dich wegjagen könnte!«
    »Ich wiederhole, mäßige deine Ansprüche! Verlange von mir nicht ›alles Große und Schöne‹, und du wirst sehen, wie freundschaftlich wir uns miteinander einleben werden«, sagte der Besucher nachdrücklich! »In Wahrheit ärgerst du dich nur deshalb, weil ich nicht in rotem Licht, unter Donner und Blitz und mit versengten Flügeln erschienen bin, sondern in so bescheidener Gestalt. Du fühlst dich gekränkt, erstens in deinen ästhetischen Empfindungen und zweitens in deinem Stolz. ›Wie konnte nur zu so einem bedeutenden Mann so ein gemeiner Teufel kommen?‹ denkst du. Nein, auch du hast diese romantische Ader, über die schon Belinski so

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