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Die Brueder Karamasow

Die Brueder Karamasow

Titel: Die Brueder Karamasow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodr Michailowitsch Dostojewski
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der recht schmutzig und abgetragen war. Er trug eine Brille, die Iwan Fjodorowitsch früher an ihm noch nicht gesehen hatte. Dieser unbedeutende Umstand schien Iwan Fjodorowitsch ganz besonders zu ärgern: So eine Kreatur, und trägt eine Brille! – Smerdjakow hob langsam den Kopf und blickte den Eintretenden durch die Brille unverwandt an; dann nahm er sie ruhig ab und erhob sich von der Bank, aber durchaus nicht sehr respektvoll, sondern ziemlich lässig, nur um die allernotwendigste Höflichkeit zu wahren, ohne die es nun einmal nicht geht. Alles das bemerkte Iwan Fjodorowitsch augenblicklich und verstand es sofort. Doch die Hauptsache war Smerdjakows Blick, der zu sagen schien: ›Warum belästigst du mich schon wieder? Wir haben uns doch damals über alles ausgesprochen, warum bist du noch einmal zu mir gekommen?‹ Iwan Fjodorowitsch beherrschte sich nur mit Mühe.
    »Es ist heiß bei dir«, sagte er noch im Stehen und knöpfte sich den Überzieher auf.
    »Legen Sie doch ab!« sagte Smerdjakow, als erteilte er eine Erlaubnis.
    Iwan Fjodorowitsch zog den Überzieher aus und warf ihn auf eine Bank, griff mit zitternden Händen nach einem Stuhl, rückte ihn hastig an den Tisch und setzte sich. Smerdjakow hatte sich schon vorher wieder auf seiner Bank niedergelassen.
    »Erstens – sind wir allein?« fragte Iwan Fjodorowitsch streng und nachdrücklich! »Kann uns niemand hören?«
    »Niemand. Sie haben ja selbst gesehen: der Flur ist dazwischen.«
    »Hör mal zu, Freundchen. Was hast du für einen Unsinn geredet, als ich aus dem Krankenhaus wegging von dir? Daß auch du dem Untersuchungsrichter nicht unser ganzes Gespräch am Tor mitteilst, wenn ich deine Fähigkeit, einen epileptischen Anfall zu simulieren, verschweige? Was sollte das heißen: nicht das ganze Gespräch? Was hast du damit gemeint? War das etwa eine Drohung, wie? Als ob ich mit dir eine Art Bündnis geschlossen hätte und mich vor dir fürchtete, wie?«
    Iwan Fjodorowitsch sagte das in voller Wut, wobei er klar und absichtlich zu verstehen gab, daß er alle Winkelzüge und listigen Manöver verachte und offenes Spiel spielen wolle. Smerdjakows Augen funkelten boshaft, und sein linkes Auge zwinkerte; auf diese Weise gab er, obwohl seiner Gewohnheit gemäß ruhig und gemessen, gleich die wortlose Antwort: ›Du willst ein offenes Verfahren? Nun gut, das kannst du haben!‹
    »Was ich damals gemeint habe und weswegen ich das gesagt habe, ist folgendes: Daß Sie ihren Vater, obwohl Sie seine Ermordung ahnten, damals als Opfer im Stich ließen und wegreisten, damit die Leute nicht zu üblen Schlußfolgerungen über Ihre Gefühle und vielleicht auch noch über etwas anderes gelangten. Das ist es, wovon ich Ihnen damals versprach, daß ich es den Behörden nicht mitteilen würde.«
    Smerdjakow sagte das zwar langsam und offenbar auch mit Selbstbeherrschung; trotzdem war seiner Stimme schon eine gewisse Hartnäckigkeit, etwas Boshaftes und Herausforderndes anzuhören. Dreist starrte er Iwan Fjodorowitsch an, diesem flimmerte es im ersten Moment vor Erstaunen vor den Augen.
    »Wie?« rief er! »Was? Bist du verrückt geworden?«
    »Ich bin durchaus bei vollem Verstand.«
    »Habe ich damals etwa von dem Mord gewußt?« schrie Iwan Fjodorowitsch endlich und schlug mit der Faust heftig auf den Tisch! »Was heißt das: ›Noch über etwas anderes‹? Rede, du Schurke!«
    Smerdjakow schwieg und starrte Iwan Fjodorowitsch weiterhin frech an.
    »Rede, du stinkende Kanaille! Was meinst du damit. ›Noch über etwas anderes‹?« brüllte er.
    »Damit meinte ich, daß Sie am Ende auch selber den Tod Ihres Vaters wünschten.«
    Iwan Fjodorowitsch sprang auf und schlug ihn so heftig mit der Faust auf die Schulter, daß er gegen die Wand taumelte. Im nächsten Augenblick war Smerdjakows Gesicht tränenübergossen und schien auszudrücken: ›Schämen Sie sich, mein Herr, einen schwachen Menschen zu schlagen!‹ Er bedeckte die Augen mit seinem blaukarierten, vollgeschneuzten Baumwolltaschentuch und weinte still vor sich hin. So verging etwa eine Minute.
    »Nun genug! Hör auf!« sagte Iwan Fjodorowitsch endlich gebieterisch und setzte sich wieder auf seinen Stuhl! »Bring mich nicht um den letzten Rest meiner Geduld!«
    Smerdjakow nahm seinen Lappen von den Augen. Jeder Zug seines runzligen Gesichts drückte Kränkung aus.
    »Also du Schuft dachtest, ich wollte gemeinsam mit Dmitri den Vater ermorden?«
    »Ihre damaligen Gedanken kannte ich nicht«, sagte Smerdjakow

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