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Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Also blieb Sverre gar nichts anderes übrig, als auf einen englischen Schriftsteller eifersüchtig zu werden, von dem er zwar gehört, aber nie etwas gelesen hatte.
    Für einen Abend war das alles etwas viel. Der Rotwein vom Abendessen und der Whisky danach trübten seine Gedanken. In der richtigen Gesellschaft konnte das ein erhebendes Gefühl sein, aber nicht, wenn man mit seinen Gedanken allein war.
    Noch dazu, wo er am nächsten Tag die Arbeit an Margretes Porträt beginnen wollte. Er musste alles Gelesene vergessen, um traumlos schlafen zu können.
    *
    Als Erstes mussten sie sich auf einen Raum einigen. Als Margrete die Bibliothek vorschlug, wo sie normalerweise las, und darin einen bequemen Ohrensessel, sah Sverre seine Idee bereits ruiniert und damit natürlich auch die ihre. Die Bibliothek war mindestens hundert Quadratmeter groß und gute fünf Meter hoch. Alle Wände waren mit Büchern bedeckt. Leitern, die sich an Schienen hin- und herschieben ließen, ermöglichten zumindest den Bedienten den Zugang zu sämtlichen Werken, auch denen in den oberen Regalen.
    Neben der Tür hingen ein paar Kupferstiche, sonst gab es nur Bücher. In der Mitte standen ein Billardtisch und in drei Ecken Lesesessel mit Tischchen daneben. Drei Personen konnten also gleichzeitig in beruhigendem Abstand voneinander lesen. Margrete bevorzugte den Platz in der hinteren Ecke bei den Fenstern. Dort wollte sie sitzen, weil das ihr Porträt authentisch machen würde, da sie dort auch in Wirklichkeit las. Ein solches Arrangement hatte nichts Gekünsteltes oder Falsches. Oder doch?
    Sverre wollte sie nicht enttäuschen, musste ihr aber in jedem Fall sagen, wie es sich verhielt.
    »Ein Bild von dir hier drinnen ist nicht authentisch«, wandte er vorsichtig ein.
    »Was? Wie meinst du das? Warum nicht? Ich sitze immer hier und lese.«
    »Du bist hier umgeben von fünf oder sechs Tonnen Büchern. Die lasten auf dir. Das sind nicht deine Bücher, du verschwindest zwischen ihnen wie zwischen zwei Vollblütern, die alle Aufmerksamkeit von dir ablenken würden.«
    »Und wenn du den Bildausschnitt manipulierst und einige Tonnen Bücher einfach verschwinden lässt?«
    »Schon besser. Aber du versinkst in dem Ohrensessel. Ich müsste das Bild in der Frontalen malen. Schaust du ins Buch, oder siehst du den Betrachter an? Das Licht kommt von hinten und fällt dir nicht ins Gesicht.«
    »Ja, ja, meinetwegen. Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Ja. Das alte Arbeitszimmer deines Vaters hinter dem Herrenzimmer.«
    »Aber das ist doch nur ein Kabuff!«
    »Jedenfalls der vollkommene Gegensatz zu dieser Biblio­thek! Wie wäre es, wenn ich dir einfach zeige, was ich mir vorstelle?«
    Margrete war äußerst widerwillig, aber die Höflichkeit schien es ihr dann doch abzuverlangen, ihm ein Stück entgegenzukommen und vor Ort ihre Gegenargumente vorzubringen. Sverre hoffte, sie überreden zu können. Sie war intelligent, das wusste er seit seinen ersten Tagen in Manningham, und besaß einen Sinn für Bilder. Sie verstand sofort, warum ihr Porträt in einem Meer aus Büchern nicht den von ihr oder von ihm gewünschten Eindruck vermitteln würde.
    »Jetzt musst du mir wirklich erklären, wie du es dir vorstellst«, sagte sie und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust, als sie in das kleine, seit Langem nicht mehr benutzte Arbeitszimmer traten.
    Sverre stellte sie sich an dem Schreibtisch mit der grünen, lederbezogenen Platte auf einem Stuhl, der nicht zu dominant war, mit Büchern im Hintergrund. Sie sollte im Profil sitzen, damit das Licht des einen Fensters auf ihr Gesicht fallen konnte. In diesem Raum stünde ihre Person im Zentrum und ihr Buch, und nichts würde von diesem Eindruck ablenken. Dieser Raum als ihr Zufluchtsort, an den sie sich zurückzog, um in Ruhe lesen zu können. So hätte der Betrachter nicht den Eindruck, das Bild wäre gestellt, und man käme ihrer Persönlichkeit unendlich viel näher.
    Seine Argumentation hatte ihr Interesse geweckt. Fast hatte es den Anschein, als würde sie nachgeben. Sverre bat sie, sich an den Schreibtisch zu setzen und ein Buch zur Hand zu nehmen, egal welches, und es aufzuschlagen.
    Sie betrachtete eine Weile die Bücher, die immer in Reichweite ihres Vaters gestanden hatten, nahm eines her­aus, legte es vor sich hin und schlug es in der Mitte auf. Dann stützte sie beide Ellbogen auf, beugte sich vor und tat so, als läse sie.
    »Interessant«, meinte Sverre. »Ich glaube, ich verstehe, was du vor

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