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Die Brueder

Die Brueder

Titel: Die Brueder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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um den Preis zu feilschen. Die Touristen rissen sich förmlich um diese Kleidungsstücke. Albie begriff nicht recht, was an diesem Geschäft, das doch nur die Touristen betraf, so interessant sein sollte.
    Dann stellte sich heraus, dass die Verkäuferin, die Solveig hieß und Englisch sprach, Sverres Cousine war. Sie hatten sich seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, und sie hatte inzwischen geheiratet und drei Kinder bekommen. Sverre stellte seine Gäste vor, und die Cousine machte verlegen einen Knicks. Ihrer Miene nach zu urteilen ging sie davon aus, dass Sverre beabsichtigte, seiner Mutter seine Verlobung anzukündigen. In gewisser Weise entsprach das ja sogar der Wahrheit.
    Als alle Pullover verkauft und die Touristen auf die Ole Bull zurückgekehrt waren, machten sie sich gemeinsam auf den Weg ins Innere der Insel. Wenig später trennten sich ihre Wege, Cousine Solveig schlug eine andere Richtung ein. Albie, Sverre und Margie näherten sich einem Haus aus grauen Baumstämmen mit Rasen auf dem Dach, das auf einem der nationalromantischen Gemälde hätte abgebildet gewesen sein können, über die sie noch am Morgen gestritten hatten.
    In der Tür erwartete sie eine Frau, ebenfalls in Tracht, allerdings in einer etwas anderen als die Cousine. Als sie näher kamen, stellten Albie und Margie gleichzeitig fest, dass die schlanke Frau mit ihrem sommersprossigen Gesicht, den hellblauen Augen, dem kupferroten, leicht ergrauten Haar, die wie eine ältere Schwester oder Cousine Sverres aussah, eine verblüffende Schönheit war. Die Feierlichkeit der Begrüßung entschied die Frage. Das musste die Mutter sein.
    Schweigend und lange betrachtete sie ihren Sohn, mit anfänglich ernstem, strengem Blick. Nach und nach ließ sich jedoch ein Lächeln erahnen.
    Sverre stand in gebeugter Haltung vor ihr und schwieg ebenfalls lange, dann sagte er kurz etwas auf Norwegisch. Die Mutter nickte, Albie und Margie warteten ab.
    Wieder wurde geschwiegen. Der Wind rauschte, Silber- und Sturmmöwen schrien, sonst herrschte Stille.
    Plötzlich breitete sie die Arme aus, umarmte ihren Sohn und hielt ihn wortlos fest. Die Knöchel ihrer starken, schönen Hände hinter Sverres Rücken traten weiß hervor, während sie ihren Sohn hin und her wiegte.
    Dann schob sie ihn lächelnd von sich weg, wandte sich erst Albie und dann Margie zu und sprach, wobei Sverre sogleich übersetzte.
    »Die Freunde meiner Söhne sind auch meine Freunde und in meinem Haus immer willkommen.«
    Damit war alles gesagt, und man ging ohne Umschweife zu den Fragen des Gastmahls und der Unterbringung über.
    Später führte Sverre Albie und Margie auf einen Hügel, von dem aus sich eine weite Sicht über das Meer bot und auf dem ein längliches Haus im Wikingerstil stand, ein fantastisches Gebäude, dessen Dach gerade von vier Männern mit Schindeln gedeckt wurde. In diesem Haus würden sie wohnen.
    Sie hatten viel Zeit, denn das Fest für den heimgekehrten Sohn würde erst in einigen Stunden beginnen. Der Hausbau weckte ihre Neugier.
    Die Baupläne hingen im Gebäudeinneren an einer Längswand, und Sverre und Albie brauchten sie nicht lange zu betrachten, um einzusehen, dass ihnen der Architekt durchaus das Wasser reichen konnte und sich mindestens so gut in der Geschichte der Wikinger auskannte wie ­Sverre. Der letzte Zweifel wurde ausgeräumt, als sie sahen, dass die Baupläne mit einem Stempel von Lauritzen & Haugen, Bergen, versehen waren.
    Das Fest fand im alten Haus statt, und weder Albie noch Margie hatten je etwas Vergleichbares erlebt. Mutter Maren Kristine saß schön wie eine Königin auf dem Ehrenplatz am Tischende, flankiert von Sverre und den aus­län­dischen Gästen, dann kamen die Cousinen Turid, Kathrine und Solveig mit ihren Männern, alle ausnahmslos in Tracht. Am anderen Ende des Tisches saßen etwa ein Dutzend erstaunlich brave Kinder unterschiedlichen Alters, deren Hände wie die der Erwachsenen gesittet auf der Tischplatte lagen.
    Auch Sverre trug die ortsübliche Tracht, es war die alte seines Vaters, und sie schien perfekt zu sitzen. Er hatte Margie und Albie erzählt, dass diese Kleidung seiner Heimat nach langer Abwesenheit ebenso obligatorisch war wie der Frack in Manningham. Margie und Albie war, als sie dies hörten, in ihrem Reisetweed recht unbehaglich zu­mute.
    Der Beginn des Gastmahls gestaltete sich sehr feierlich. Alle falteten schweigend die Hände und senkten die Köpfe, während Mutter Maren Kristine ein kurzes Gebet

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