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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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anseh, oder wenn alle Fernseher in einem Elektronikmarkt kaputtgehen, weil ich versuch, mit dem Kopf einen anderen Sender einzustellen?«
    »Wir werden dir zeigen, wie du das beherrschen kannst. Du musst dafür sorgen, dass du mit deinen Gedanken möglichst wenig machst. Nimm einfach weiter deine Hände. Verstanden?«
    »Stimmt es, dass ich ein Schisshase bin?«
    »Ja, Schätzchen, aber genau so hab ich dich gern.«
    »Maria?«
    »Ja?«

    »Ich will kein Junge mehr sein.«
    Nachdenklich betrachtet Maria das fein geschnittene Mädchengesicht unter der Baseballmütze. Ihr Blick fällt auf die viel zu weite Jeans und das T-Shirt, unter dem sich ihre kleinen Brüste abzeichnen. Sie dreht die Mütze auf Hollys Kopf richtig herum und gibt ihr einen Kuss auf die Nase.
    »Nichts sieht einem Jungen weniger ähnlich als ein hübsches kleines Mädchen wie du. Warte draußen auf mich.«
    Holly trocknet ihre Tränen und steigt aus. Maria zündet sich eine Zigarette an, während sie wartet, bis Holly einige Schritte weitergegangen ist, und wendet sich dann an Gordon: »Ich hab das gespürt.«
    »Was?«
    »Dass du Holly einen Impuls geschickt hast, damit sie sich beruhigt.«
    »Nur einen ganz schwachen. Ich wollte nicht, dass sie uns die Kerle von der Stiftung auf den Hals hetzt. Sie ist ein Sender, Maria, ein Sender mit einer verblüffenden Reichweite. Ich habe seine Leistung einfach ein bisschen zurückgenommen. Außerdem denke ich, dass du ihr gegenüber zu hart bist.«
    »Zu hart? Ich finde, dass du dich der Kleinen gegenüber wie ein richtiger Waschlappen verhältst. Nie sagst du was und lässt ihr alles durchgehen. Sie wickelt dich um den Finger, Gordon.«
    »Mich um den Finger wickeln? Das ist doch nicht dein Ernst!«
    »Meinst du? Und was ist mit dem wahrscheinlich sündhaft teuren Bernsteinanhänger, den du ihr geschenkt hast, als ich mit dem Autohändler geschachert hab? Und gestern im Restaurant, als sie ein Bier haben wollte und du ihr erlaubt hast, an deinem Glas zu nippen, und später im Motel, als sie um zehn Uhr abends ein Eis wollte? Sag mal,
Gordie, was würdest du machen, wenn sie sagte, dass sie eine Linie Koks oder eine Vogelspinne will?«
    »Ich weiß nicht. Ich kenne mich mit Kindern nicht aus. Ich bin Archäologe, und alles, womit ich mich beschäftige, ist mindestens ein paar tausend Jahre alt.«
    »Und wenn sie jedes Mal vor Lachen platzt, wenn du die Stirn runzelst und sie mental unter den Armen kitzelst, während ich mit ihr schimpfe? Glaubst du, dass es vernünftig ist, sich als ihren guten Kumpel aufzuspielen und mir die Drecksarbeit zu überlassen?«
    »Ich sage ja, dass du viel zu oft mit ihr schimpfst.«
    »Das tue ich nicht, Gordon, ich erziehe sie. Und weißt du auch, warum? Weil sie mit ihren erst elf Jahren die Fähigkeit besitzt, Feuer zu legen, Menschen umzubringen und Hornissen anzulocken, einfach indem sie daran denkt. Was meinst du, was passiert, wenn sie mal richtig wütend wird und sich nicht mehr beherrschen kann? Was würdest du in einem solchen Augenblick tun, Gordon? Sie unter den Armen kitzeln?«
    Maria drückt den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus.
    »Soll ich dir sagen, was der Haken an der Sache ist, Gordon?«
    »Nur zu.«
    »Dass wir alles verkehrt herum machen. Wir kennen uns nicht, du hast mir noch nie Blumen geschenkt, wir waren nicht mal miteinander im Bett, gondeln aber mit einer lebenden Atombombe unter dem Arm durch die Landschaft. Selbstverständlich weiß ich, dass ich Geduld haben muss, aber hör du bitte auf, den unwissenden Mann zu spielen, der ratlos vor dem Staubsauger steht und sich fragt, wo man da den Kaffeefilter hintun muss.«
    »In Ordnung.«
    »In Ordnung?

    »In Ordnung.«
    »Ist das alles?«
    »Was soll ich noch sagen?«
    »Du gehst mir wirklich auf den Geist, Gordon!«
    Maria funkelt ihn an und knallt die Tür zu. Mit Holly an der Hand steigt sie die Freitreppe empor. Gordon sieht, wie sie ins Haus geht. Wenn sie wütend ist, findet er sie besonders schön. Ihm ist bewusst, dass es nicht gut für ihn wäre, sich in sie zu verlieben, aber er kann nichts dagegen tun. Er lehnt sich an die Kopfstütze und nimmt nach und nach das Gedankengewirr der Menschen in sich auf. Er versucht, seinen Radius so weit wie möglich zu vergrößern und vermindert die Lautstärke der Signale, bis sie nur noch ein leises Murmeln sind. Wie ein Angler, der seine Schnur auswirft, wartet er geduldig auf das Zucken, das erste verräterische Signal. Er schließt die Augen. Er ist

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