Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
Junggesellen. Ich lasse doch keine Marine-Infanteristen gegen eine Schule vorrücken!«
»Eins noch: Wie verhalten wir uns den Medien gegenüber?«
»Berufen Sie eine Pressekonferenz auf nationaler Ebene ein. Wir sagen den Leuten, dass es sich vermutlich um einen Ausbruch von Vogelgrippe handelt. Setzen Sie außerdem eine Besprechung mit den Herausgebern sämtlicher Tageszeitungen an. Wir wollen, dass die mit uns zusammenarbeiten, statt Panik unter der Bevölkerung zu schüren.«
»Und was ist, wenn sie die Wahrheit erfahren?«
»Die müssten wir erst einmal selbst wissen. Notfalls werde ich das Kriegsrecht auch auf die Presse ausweiten.«
»Das wäre das Ende von allem.«
»Solche Worte höre ich aus dem Munde eines Militärs besonders gern. Hollander?«
»Mr. President?«
»Was würden Sie tun, wenn sich die Sache ausbreitet, die Presse Wind davon bekommt und in der Bevölkerung Panikstimmung erzeugt?«
»Wenn ich die Ursache nicht beseitigen kann, würde ich die Presse mundtot machen.«
»Von mir aus. Aber die Leute haben doch das Recht zu erfahren, was gespielt wird, oder nicht?«
»Und was sollen sie erfahren? Dass sie draufgehen werden? Das merken sie noch früh genug.«
»Danke für diese kleine Lektion in Zynismus, Hollander.«
»Stets zu Diensten, Mr. President.«
Ackermann tritt näher. Er hält ein Blatt in der Hand und wischt sich mit der anderen den Schweiß von der Stirn. Der Präsident wendet sich ihm zu: »Ihre Hand zittert ja.«
»Ich bin ziemlich erschöpft.«
»Mir kommen die Tränen. Soll ich schon mal die Präsidentenmaschine startklar machen lassen, damit Sie sich in Hawaii ein bisschen entspannen können?«
»Tut mir leid, Mr. President, es wird nicht wieder vorkommen.«
Der Präsident sieht auf das Blatt, das ihm Ackermann nach wie vor hinhält. Seine Hand ist jetzt ruhig.
»Was ist das?«
»Ein Ultimatum der Regierung Chinas. Die Epidemie breitet sich bei denen besonders rasch aus, vor allem in den Großstädten. Die Chinesen vermuten, dass wir dahinterstecken, und verlangen, dass wir ihnen binnen achtundvierzig Stunden ein Gegenmittel zur Verfügung stellen.«
»›Wenn es zum Krieg kommen muss, möchte ich, dass er zu meinen Lebzeiten stattfindet, damit mein Kind in Frieden leben kann‹.«
»Wie bitte?«
»Ein Zitat aus den Schriften Thomas Paines. Sie sollten mal wieder einen Blick in die Klassiker werfen, mein Guter. Rufen Sie mir das STRATCOM sowie alle militärischen Führungsstäbe zusammen.«
»Mit Verlaub, Mr. President, halten Sie das nicht für etwas verfrüht?«
Der Präsident sieht seinen Berater mit müdem Blick an. Er scheint gealtert zu sein.
»Soll ich Sie auf die Direktleitung schalten?«
»Guter Gedanke. Die anderen stellen mir möglicherweise nicht so dumme Fragen wie Sie.«
Der Präsident geht den neuen Stapel Berichte durch, die ihm General Hollander unbedingt eigenhändig übergeben wollte. Die Augen des Generals blitzen.
»China hat seine Luftstreitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt. Bisher sind an den Grenzen keine Truppenbewegungen festzustellen, aber Frankreich und England haben ihre Raketen bereits auf die Millionenstädte Schanghai, Hangzhou und Wuhan gerichtet.«
»Sagen Sie denen, dass sie den Fuß vom Gas nehmen sollen. Gibt es Neues aus dem Kreml?«
»Im Augenblick verhalten sich die Russkis ruhig. Ihr UNO-Botschafter nimmt an der Sitzung des Sicherheitsrats teil.«
»Und der chinesische?«
»Ebenfalls.«
»Geben Sie mir Bescheid, wenn er Anstalten trifft, sich aus der Beratung zurückzuziehen.«
»Sehr wohl.«
»Und … Hollander?«
»Ja?«
»Stellen Sie Ihr dämliches Gegrinse ab: Wenn sich das Virus weiter ausbreitet, wird der einzige Schuss, den Sie abfeuern können, derjenige sein, mit dem Sie sich eine Kugel in den Kopf jagen.«
Ackermann bittet über ein Mikrofon um Stille im Saal. Es knistert in der Leitung. Dann ertönt General Stanford Gallagers metallische Stimme aus den Lautsprechern.
»STRATCOM.«
»General Gallager, hier spricht der Präsident.«
Der Präsident macht eine Pause, damit das auf die abhörsichere Leitung geschaltete Stimmenerkennungssystem Gelegenheit hat, auf den Bildschirmen des STRATCOM die Identität des Sprechers zu bestätigen.
»Ich bin bereit, Mr. President.«
»Es besteht Kriegsgefahr. Ich gebe Ihnen den Befehl, unsere sämtlichen Streitkräfte in Alarmbereitschaft nach Defcon drei zu versetzen.«
»Verstanden, Mr. President. Ich bleibe hörbereit. Gestatten Sie mir, Sie
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