Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie
daran zu erinnern, dass für die höheren Stufen der Defcon-Bereitschaft außer im Fall einer unmittelbaren bestätigten Raketenbedrohung zusätzlich der Vizepräsident und der Präsident des Senats diese Anweisung bestätigen müssen.«
»Ich habe das zur Kenntnis genommen. Der Vizepräsident befindet sich bereits hier im Raum, und den Senatspräsidenten werde ich sogleich herbitten. Sorgen Sie dafür, dass unsere Luftwaffe startklar ist und unsere Flotte sich ebenfalls einsatzbereit macht. Truppenbewegungen sind im Augenblick nicht erforderlich. Erwarten Sie meine weiteren Befehle.«
Der Präsident bedeutet Ackermann mit einer Handbewegung, die Anlage auf Sprechbereitschaft zu schalten. Anschließend nimmt er den Hörer für die Leitung zum Stützpunkt Puzzle Palace ab und erkundigt sich bei den Wissenschaftlern: »Nun, meine Herren, was haben Sie mir zu sagen?«
Die matte Stimme Samuel Brooks’, eines herausragenden Forschers am Caltech, ertönt in den Lautsprechern.
»Wir haben soeben die Sequenzierung des Virus beendet, Mr. President, und beginnen jetzt mit dem Vergleich.«
»Ich rufe Sie in einer Stunde wieder an.«
»Das schaffen wir nicht! Wir brauchen mehr Zeit.«
»Wie viel?«
»Mindestens drei Stunden. Es handelt sich hier um äußerst komplexe Prozesse.«
»Ich habe verstanden, Brooks, ich melde mich in einer Stunde wieder.«
Der Präsident beendet das Gespräch und erhebt sich.
»Meine Herren, ich muss mich unbedingt einige Minuten ausruhen. Ich möchte auf keinen Fall Gefahr laufen, dass …«
Er beendet den Satz nicht. Soeben hat er einen Blick des Oberbefehlshabers der Luftwaffe aufgefangen. Der junge General legt gerade den Hörer seiner abhörsicheren Leitung auf.
»Mr. President, wir haben ein Problem.«
3
Crossman reibt sich die Augen. Schon seit einer Stunde hält er den Blick unverwandt auf die Bildschirme gerichtet, über die gleichzeitig die Aufnahmen mehrerer Überwachungsbänder der verschiedenen Stockwerke des Einkaufszentrums laufen. Soeben hat er Holly am großen Fenster im dritten Stock entdeckt. Eine alte Frau nähert sich ihr. Jetzt steht sie unmittelbar hinter dem Mädchen. Zwar ist er sich seiner Sache nicht sicher, doch kommt es ihm vor, als lege sie ihr die Hände auf die Schulter und flüstere ihr etwas ins Ohr. Holly zuckt leicht zusammen. Vielleicht geht es ihr nicht gut. Sicher hat sie Angst. Crossman runzelt die Stirn. Sein Herz schlägt ihm bis zum Hals, als er sieht, wie die Alte anfängt zu verdorren. Sie wird zur Mumie. Dann lösen sich ihre Hände von Hollys Schultern, und sie sinkt langsam zu Boden.
Ein Blick auf die anderen Aufzeichnungen zeigt, dass gerade eine Gruppe verwahrloster Menschen, vermutlich
Stadtstreicher, die dritte Etage erreicht hat. Eine weitere Gruppe kommt die Treppe vom vierten Stockwerk herab. Einer von ihnen, vermutlich eine Art Anführer, weist zum großen Fenster hin. Crossman unterdrückt einen Fluch, als er sieht, dass Holly verschwunden ist. Man sieht nur noch die gekrümmt am Boden liegende entseelte Alte. Die Stadtstreicher beugen sich über sie, schnüffeln daran und schütteln den Leichnam. Dann richtet sich der Anführer auf und sieht zu den Glastüren hinüber, die zum Parkhaus führen. Er weist dorthin und ruft etwas. Crossman sieht den Umriss Hollys, die soeben durch eine dieser Türen geht und sich in die Arme eines Mannes mit einem weißen Umhang stürzt, dem zwei weitere Männer in ebensolchen Umhängen etwas zuzurufen schei nen. Die Stadtstreicher stürmen durch den Gang. Als Nächstes sieht er Aufnahmen der Außenkameras, die starr auf die Parkplätze gerichtet sind. Holly und die Männer in Weiß verschwinden in einem schweren Wagen, der im selben Augenblick davonbraust, als die Stadtstreicher das Parkdeck erreicht haben. Ihr Anführer stellt sich dem Wagen in den Weg, der ihn mit der Stoßstange unterhalb der Knie erfasst und beiseiteschleudert. Crossman hält eine der Aufnahmen an. Eine Kamera hat das Gesicht des Fahrers im Augenblick des Aufpralls festgehalten. Seine Augen leuchten im Halbdunkel. Kano.
Crossman schaltet seinen Rechner aus. Gerade will er zum Krisenstab zurückkehren, als sein Mobiltelefon vibriert. Es ist einer der Männer, die er zum Stützpunkt Puzzle Palace geschickt hat.
»Ich höre, Caparzo.«
»Während wir auf die Ergebnisse der Wissenschaftler warteten, haben Al und ich ein bisschen mit dem Zentralrechner des Stützpunkts rumgespielt, um die Gespräche zu analysieren, die in den
Weitere Kostenlose Bücher