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Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie

Titel: Die Brut des Bösen - Graham, P: Brut des Bösen - L'Apocalypse selon Marie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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bis es das Erwachsenenalter erreicht, sind die Kräfte des Alterns weniger stark als die des Wachsens. Das bedeutet, dass die Milliarden oxidierter Zellen sehr schnell durch Milliarden neuer ersetzt werden. Mit Beginn des Erwachsenenalters kehrt sich der Prozess um, langsam, aber unaufhörlich. Auch wenn er unter Umständen durch äußere Faktoren wie Umweltverschmutzung oder Ernährung beeinflusst wird, so bleibt er bis zum Ende des Lebens bemerkenswert stabil. Wenn man beispielsweise einen menschlichen Organismus gleich bei seiner Geburt in eine besonders geschützte Umgebung brächte und ihm
regelmäßig Antioxidantien gegen die schädliche Wirkung des Sauerstoffs injizierte, würde er mindestens dreihundert Jahre leben und bis zum Erreichen des vom Todesfaktor vorgegebenen Grenzwerts nur langsam altern. Auch wenn das wissenschaftlich nicht ganz einwandfrei ist, wollen wir die Sequenzen, deren Aufgabe es ist, dem Todesfaktor entgegenzuwirken, als ›Lebensfaktor‹ bezeichnen.«
    »Kommen Sie zur Sache, Brooks.«
    »Ich bin schon mitten drin, Mr. President. Ich versuche Ihnen gerade zu erklären, dass es Kassam gelungen ist, diese beiden Faktoren aus der DNA der Mumie zu isolieren. Allerdings sind sie in diesem speziellen Fall weit stärker ausgeprägt als üblicherweise in der DNA des Menschen, weshalb die Lebensdauer jener vorgeschichtlichen Wesen weit größer war, als wir sie kennen.«
    »Aha. Wenn ich die Sache richtig verstehe, hat Kassam in unserer Mumie den für den Tod zuständigen Superfaktor entdeckt und diesen seinem Virus eingepflanzt, um die Menschheit auszulöschen. Ist das richtig?«
    »Verzeihung, Mr. President, aber es ist genau umgekehrt. Er hat sein Virus mit dem für den Tod und für das Leben zuständigen Superfaktor programmiert, damit beide die in unserem Organismus vorhandenen Faktoren ersetzen.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr, Brooks: Wollen Sie etwa sagen, dass er damit eine extreme Langlebigkeit der Menschheit bewirken wollte?«
    »Ja.«
    »Ist das nicht eher eine gute Nachricht?«
    Brooks wechselt einen besorgten Blick mit seinen Kollegen.
    »Na, Brooks? Raus mit der Sprache. Oder nicht?«
    »Genau genommen nein, Mr. President. Ich fürchte ganz im Gegenteil, dass es die schlechteste aller Nachrichten ist. Es handelt sich dabei um etwas, das man als ›malthusische
Ausrottung‹ bezeichnen könnte. Extreme Langlebigkeit führt bei sich geschlechtlich fortpflanzenden Lebewesen zum genetischen Absterben der Art. Sie bedeutet das Ende der Anpassung an die Umwelt und damit der Evolution. Die Verlängerung der Lebensdauer war bei allen Lebewesen stets der schwache Punkt, denn seinem Wesen nach ist das Leben auf den Tod angewiesen, um sich erneuern zu können. Das zeigt sich nebenbei bemerkt ganz leicht bei einer Betrachtung des Zustands unserer modernen Gesellschaft. Weil wir im Wohlstand leben, uns mit Medikamenten vollstopfen und damit den Tod immer weiter hinausschieben, werden die Menschen in den hoch entwickelten Ländern immer älter und pflanzen sich immer weniger fort. Indem wir unsere Umwelt keimfrei machen, vervielfachen wir die Zahl von Allergien, resistenten Krankheitserregern und tödlichen Infektionen. Wir sind be reits auf dem besten Weg, den Todesfaktor zu begrenzen. Zwar bewirkt das für die Wohlhabendsten unter uns eine bemerkenswerte Verlängerung der Lebenserwartung, ist aber mit einer verminderten Weitergabe unseres Erbguts verbunden, was die Widerstandsfähigkeit künftiger Generationen gegenüber den einfachsten Umweltveränderungen stark herabsetzt: Eine ganze Armee sozusagen Unsterblicher kann durch eine einfache Erkältung sozusagen von heute auf morgen ausgerottet werden.«
    Der alte Wissenschaftler nimmt einen großen Schluck Wasser. Er wirkt erschöpft.
    »Brooks?«
    »Mr. President?«
    »Falls das stimmt, was Sie mir da sagen – wieso sterben dann die von dem Virus Befallenen an einem beschleunigten Altersprozess?«
    »Das ist die andere schlechte Nachricht. Um seinen Plan verwirklichen zu können, musste Kassam eine Veränderung
des Erbguts erreichen, und zwar nicht über mehrere Generationen hinweg, sondern in einer einzigen. Man kann das als eine Art künstlich herbeigeführte Mutation bezeichnen. Einem solchen genetischen Generalangriff begegnen die Zellen mit abnormen Reaktionen. Dutzende von Krebsgeschwülsten entwickeln sich unter dem Einfluss des für den Tod zuständigen Superfaktors mit größter Geschwindigkeit und bringen uns um. Den

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